"Wir sind nicht größenwahnsinnig, aber haben uns nach reiflicher Überlegung dazu entschlossen, das Niels-Stensen-Haus vom Bistum Hannover zu übernehmen“, erklärt Helmut Pohlmann. Er ist Sprecher der Stiftung Leben und Arbeiten, die im Jahre 2003 von den Trägervereinen Parzival-Hof in Quelkorn und Johannishag in Worpswede-Ostersode gegründet wurde. Die Ottersberger Manufakturen, Werkstatt für Menschen mit Behinderungen (WfbM), wurden zwei Jahres später ins Leben gerufen.
"Der Verkaufsprozess läuft seit drei Jahren. Jetzt stehen die Verhandlungen mit dem Bistum kurz vor dem Abschluss“, erläutert der Vorstand. Hintergrund ist, dass Parzival-Hof und Johannishag nicht größer werden sollen. Den Verantwortlichen ist es wichtig, dass die Philosophie der antroposophisch geführten Einrichtungen erhalten bleibt. Die Mutter eines Betreuten auf dem Parzival-Hof beschreibt es so: "Die Menschen leben hier nicht in einer Heimsituation, sondern an einem Ort, an dem sie sich wohlfühlen und Entwicklungschancen bekommen. Sie genießen den Schutz der Gemeinschaft, identifizieren sich mit der Arbeit in den Werkstätten und schöpfen daraus neues Selbstvertrauen.“ Viele Eltern möchten, dass ihre Kinder, die der Betreuung bedürfen, einen Platz in so einer Einrichtung bekommen. "Die Nachfrage wächst stetig, Neuaufnahmen können an den bestehenden Orten aber nicht mehr realisiert werden“, erklärt der Stiftungsvorstand. Darum fiel die Entscheidung für einen dritten Standort. Das Niels-Stensen-Haus in Worphause, Landkreis Osterholz, war bisher Bildungsstätte und soll nach einer Umbauphase im letzten Quartal dieses Jahres möglichst zum Jahresbeginn 2008 in Betrieb genommen werden. "Die Bausubstanz befindet sich in einem relativ guten Zustand, darum sind die notwendigen Baumaßnahmen gering“, erläutert Pohlmann. Die Investitionskosten werden zu einem Viertel aus Eigenmitteln und zu drei Vierteln aus Fremdmitteln aufzubringen sein. "Gespräche mit den Banken sind bereits angekurbelt“, berichtet Geschäftsführer Dietmar Winter. Der neue Standort verfügt über ein Grundstück von 48.000 Quadratmetern, die bebaute Fläche beträgt 5.000 Quadratmeter. In den 60er Jahren gebaut und in den 90er Jahren erweitert, ist das Gebäude ganz auf die Bedürfnisse von Menschen auch mit körperlichen Behinderungen eingerichtet. "Uns gibt das Niels-Stensen-Haus ganz neue Möglichkeiten“, berichtet Pohlmann, "zum Beispiel verschiedene Wohnformen und –Angebote zu realisieren.“ Gedacht ist dabei auch an generationsübergreifende Modelle. "Bereits vor dem regulären Rentenalter werden viele unserer Bewohner eine höhere Pflegebedürftigkeit haben. Was wird dann aus ihnen? Diese Zukunftsfrage beschäftigt uns seit langem“, erläutert Pohlmann. Durch den dritten Standort könnten jetzt Lösungen geschaffen werden. Auch erschließt das großzügige Raumangebot gute Arbeits- und Produktionsmöglichkeiten für Werkstätten, denn die Stiftung Leben und Arbeiten muss 120 Arbeitsplätze als anerkannte Werkstatt für Menschen mit Behinderungen vorhalten. Die könnten dann auf die Standorte Quelkhorn, Ostersode und Worphausen verteilt werden.