Martin Hoffmann bei offenen Landesmeisterschaften für blinde Schützen

Mit einer Binde vor den Augen am besten ins Weiße treffen

(hm). Martin Hoffmann aus Jeddingen erreichte jetzt bei den offenen Landesmeisterschaften für blinde Schützen den achten Platz in der Disziplin Luftgewehr aufgelegt. Nach diesem Erfolg startet der 35-Jährige nun in die Rundenwettkampfsaison, in der er für die Schützengilde Soltau Stadt und Land in einer Gruppe mit sehenden Schützen um Ringe und Plätze kämpft.

Hoffmann ist nicht blind geboren. Vor elf Jahren verlor er bei einem Arbeitsunfall sein Augenlicht. In unmittelbarer Nähe des Parkettlegers explodierte ein Kompressor. Die Ärzte stellten sein Gesicht wieder her, Hoffmann musste allerdings lernen, als Blinder zu leben. Das hat gedauert. Hoffmann: "Ich habe mich vier Jahre lang hängen lassen." Seine Frau Rena fand einen Weg, ihn aus seiner Lethargie zu reißen. Sie kündigte an, vier Wochen nach der Geburt des Sohnes Maximillian wieder arbeiten zu gehen. Nun musste Hoffmann alleine mit dem Kind klarkommen und schaffte das auch. Inzwischen schmeißt er den Haushalt, hat bügeln gelernt, kann kochen. Hobbys blieben allerdings zunächst Fehlanzeige. "Ich dachte, es gibt für mich nichts. Ich habe früher Fußball gespielt. Aber das geht nun wirklich nicht mehr", erklärt Hoffmann. Kaffeeklatsch mit Krankengeschichten ist nichts für ihn. Da nahm ihn ein Bekannter mit zum Schießen nach Soltau. "Ich dachte, das geht ja gar nicht. Auch früher hatte ich mit dem Schießen nichts am Hut", gesteht er. Das allerdings ließ er sich erklären und es sollte schnell seine große Leidenschaft werden. Da nicht nur Blinde, sondern auch Sehbehinderte am Schießen teilnehmen, müssen zunächst gleiche Bedingungen geschaffen werden. Augenbinden werden verteilt. Durch das Gewehr könnte der Schütze ohnehin nichts sehen. Es ist mit einer Spezialvorrichtung versehen - einem Infrarotgerät, das die extrem hell angestrahlte Scheibe abtastet. Ein entscheidender Unterschied zu den Scheiben der Sehenden: Das Weiße liegt bei den Blindenscheiben innen, das Schwarze außen. Das Infrarotgerät erzeugt einen Ton, der, je besser der Schütze in die Mitte zielt, höher wird. "Den Ton muss man sich einprägen und dann schießen", beschreibt Hoffmann seinen Zielvorgang. 30 Schuss sind das im Übungsbetrieb. Der Jeddinger ist erst ein Jahr dabei und deshalb mit der Platzierung bei den Landesmeisterschaften sehr zufrieden. Zumal seine Frau, Sohn Maximillian (7) und die elfjährige Tochter Anna-Sophie dabeiwaren, mitfieberten und am Ende jubelten. Dabei lief der Wettkampf für ihn nicht wirklich optimal: "Die Nerven lagen blank. Als ich hörte, dass wir beim Schießen gefilmt wurden, war alles vorbei." Dieser Wettkampf ist aber nicht sein einziger Erfolg: Beim internationalen Behindertensportfest in Wilhelmshaven erreichte er kürzlich den fünften Platz. Natürlich gibt es auch eine Deutsche Meisterschaft. Aber so weit denkt Hoffmann noch nicht. Obwohl er gehört hat, dass die Messlatte für ihn durchaus in erreichbarer Höhe liegt. Dann wäre vielleicht sogar die Qualifikation für die Paralympics drin. Das ist ihm allerdings derzeit noch ziemlich egal. Ihm wie auch seiner Frau macht der gemeinsame Sport in Soltau einfach viel Spaß. Rena Hoffmann fährt ihren Mann jede Woche hin, hat dort auch selbst Freunde gefunden, macht wie ihr Mann jederzeit und überall Werbung für die Optronik-Abteilung der Soltauer Schützengilde. Optronik heißt nämlich die Technik, die Blinden das Schießen ermöglicht. Jederzeit können Interessierte den Sport ausprobieren. Weitere Informationen gibt es auch im Internet unter www. schuetzengilde-soltau.de. Bild: Martin Hoffmann aus Jeddingen sicherte sich den achten Platz im Luftgewehrschießen bei den offenen Landesmeisterschaften für blinde Schützen Foto: Hartmann

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