(hm). Gut, dass Oma mit Fußball nichts am Hut hat. Merlin Lohmann hat richtig Glück gehabt. Seine Großmutter Hildegard Ehlers aus Buchholz hatte im Lotto nämlich zwei Karten für das WM-Finale in Berlin gewonnen und sie dem fußballbegeisterten Zehnjährigen kurzerhand geschenkt. So konnte er mit seiner Mutter Marlies das Endspiel der Franzosen gegen die Italiener live erleben.
"Meine Mutter spielt schon ewig Lotto. Jetzt hat sie beim Quick-Tipp mitgemacht und wusste mit ihre Los zunächst gar nichts anzufangen", erklärt die Mutter des jungen Jeddingers. Als klar war, dass es sich um Endspiel-Tickets handelt, wurde kurz überlegt, ob sie verkauft werden, um den Gewinn auf alle Enkel gleichmäßig zu verteilen. Aber schließlich haben alle Kinder der Lotto-Spielerin gemeint: Solch eine Chance gibt es nicht wieder. Und da Merlin der einzige Fußball-Fan unter den Enkeln ist, bekam er die zwei Eintrittskarten. Erzählt hat er das zunächst niemandem. "Nicht, dass die denken, ich würde bloß angeben", meint der Schüler, der selbst beim MTV Jeddingen in der E-Jugend kickt. Erst, als die Karten schriftlich angekündigt waren, rückte er mit der Nachricht heraus. Und was sagten seine Schulfreunde dazu? Merlin: "Erst glaubten sie es nicht. Dann fanden sie es nur noch cool." Aber wen sollte er nun mitnehmen? Zunächst rückte Papa Hartmut ins Blickfeld. Dann entschied sich die Familie aber doch anders: Die Mutter geht mit ins Stadion, der Vater kümmert sich um An- und Abreise und sucht sich in der Stadt eine Möglichkeit, das Spiel zu verfolgen. "Allein wollte ich nämlich nachts nicht durch Berlin gehen", begründet seine Frau. Eine Angst, die sich als völlig unbegründet erwies. "Alle waren so freundlich und hilfsbereit, das war einmalig", erklärt sie. Hartmut Lohmann fand in der Nähe des Bahnhofes einen Platz vor dem Fernseher in einer Kneipe. "Auf die Fan-Meile zu kommen, war schlicht unmöglich. Ale Zugänge waren schon gesperrt", sagt er. Und dennoch war das Erlebnis auch für ihn überwältigend: "Man konnte jeden fragen. Keiner wollte Stress haben. Alle waren begeistert." Auch die Besucher anderer Nationen. Marlies Lohmann: "Viele hatten Schilder dabei und bedankten sich darauf für die Gastfreundschaft. Im Stadion war sogar ein kleines Baby dabei." Schade war natürlich, dass die Deutschen das Finale nicht erreicht hatten. Trotzdem ging Merlin im Nationaltrikot ins Stadion. Vorher einigte er sich mit seiner Mutter: "Wir sind für Italien." Als die Franzosen dann früh in Führung gingen überlegten sie kurz, sich noch umzuentscheiden. Aber dann blieben sie doch bei ihren Favoriten und drückten kräftig die Daumen. Mitten zwischen Fans beider Nationen übrigens. "Da standen alle durcheinander. Und trotzdem war es friedlich", sagt die Jeddingerin. Nur als Zinedine Zidane vom Platz gestellt wurde, da merkte sie, dass die Franzosen wohl in der Überzahl waren. Selbst gesehen hat sie die Tätlichkeit - wie wohl viele der Zuschauer um sie herum auch - überhaupt nicht. Übrigens: Die Karten hätten die beiden Final-Gucker auch nach dem Spiel noch verkaufen können. Manche wollten sie als Souveniers haben. Aber die Jeddinger gaben sie nicht her. Die bleiben als Erinnerung an ein einmaliges Erlebnis...