Auf einmal ist alles anders: Ein schwerer Sturz, ein Autounfall oder ein Schlaganfall zwingen dazu, das Leben komplett umzukrempeln. "Trotzdem wollen die meisten Menschen in ihrer vertrauten Umgebung wohnen bleiben", sagt Meike Austermann-Frenz von der Architektenkammer in Bremen. Sie leitet eine der wenigen Musterwohnungen in Deutschland. "Komfort" heißt das Projekt, das Praxis-Tipps für ein behindertengerechtes Zuhause gibt. "Oft reichen schon banale Veränderungen, um sicherer zu wohnen", sagt die Expertin.
"Das Interesse am Thema steigt", bestätigt Holger Stolarz von der Berliner Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungsanpassung, die Beratungsstellen in fast allen Bundesländern auflistet. Auch große Unternehmen reagierten zunehmend auf die Bedürfnisse älterer Mieter. Die Beratungsstellen (www.wohnungsanpassung.de) würden helfen, geeignete Maßnahmen zu finden und Mieter bei den Veränderungen richtig zu begleiten. Auf 200 Quadratmetern hat die örtliche Architektenkammer mit Unterstützung des Senats im Bremer Westen eine Musterwohnung eingerichtet. Zu den Gästen gehören neben Betroffenen auch Vertreter von Handwerksfirmen, Bauträgern, ambulanten Pflegediensten und Pflegekassen. Die Tipps reichen von der rutschsicheren Matte im Bad über eine hellere Beleuchtung im Flur bis zu Haltegriffen, breiteren Türrahmen und dem Treppenlift. Da bundesweit mehr als 90 Prozent der Menschen über 60 in den eigenen vier Wänden wohnen, steigt nach Einschätzung der Architektin Austermann-Frenz der Beratungsbedarf. Überdies profitierten vom barrierefreien Wohnen auch Jüngere: "Bewegungsfreiheit macht zufrieden und unabhängig - und das wünscht man sich mit sieben genauso wie mit 70." Nicht selten könne schon ein zweiter Handlauf an der Treppe wirkungsvoll Stürze verhindern, sagt Austermann-Frenz. In der Küche empfiehlt sie einen Herd, der sich selbst abschaltet, wenn nichts auf der Platte steht. Aufwendiger ist die Küchenzeile, die sich für Rollstuhlfahrer über einen elektrisch betriebenen Motor in Griffnähe bringen lässt. Der Selbstversuch im Ausstellungsraum zeigt, dass erhöhte Stühle, Sessel und Sofas das Aufstehen erleichtern. Technische Hilfsmittel vom Gehwagen über den Duschsitz bis zum Pflegebett gibt es in großer Auswahl. "Bauliche Veränderungen müssen nicht unbedingt ein Vermögen kosten", betont Austermann-Frenz, "zum Beispiel, wenn maßgeschneiderte Holzrampen eingebaut werden, um Tür- oder Balkonschwellen zu entschärfen." Anspruchsvoller ist der bodengleiche Umbau der Dusche, damit auch Rollstuhlfahrer ohne Probleme unter die Brause kommen. Ob und in welcher Höhe die Kassen anfallende Kosten übernehmen, ist bei "kom.fort" zu erfahren. Wer sich im Internet informieren will, surft auf www.komfort.de.