Paul Wanner und Nick Woltemade machten ihre ersten bedeutenden Schritte in ihrer Karriere bei der SV Elversberg. Der Mann hinter dem Vorhaben: Manager Nils-Ole Book.
Elversberg – Bevor Marco Reus und Kevin Großkreutz ihre Karrieren so richtig nach vorne getrieben haben, standen sie in der Saison 2008/09 noch gemeinsam bei Rot Weiss Ahlen auf dem Platz. Ein wertvoller Mitspieler für das Duo war Nils-Ole Book. Der Mittelfeldspieler hatte den Sprung in die Bundesliga zwar verpasst. Doch in der zweiten Liga zählte er zu den verheißungsvollen Spielern. In der Saison gemeinsam mit Reus und Großkreutz kam er auf einen Treffer und fünf Vorlagen. Im Gegensatz zu dem Duo, das später bei Borussia Dortmund durchstartete, gelang Book nicht der große Sprung.
Unter Book geht der Weg von Elversberg steil nach oben
Der inzwischen 38-Jährige macht sich seit September 2017 einen Namen bei der SV Elversberg. Book ging seine ersten Schritte als Scout beim damaligen Regionalligisten. In einer Nacht- und Nebelaktion übernahm er vor ziemlich genau sechs Jahren am 29. Oktober 2018 als Sportvorstand. Der Weg des Klubs? Er geht seitdem steil nach oben. Gemeinsam mit dem damals ebenfalls installierten Trainer Horst Steffen ärgert der Klub aus dem 13.000-Einwohner-Städtchen die großen Namen. Nach dem Durchmarsch aus Liga vier in die 2. Liga folgte der souveräne Klassenerhalt. Auch in der aktuell laufenden Saison holen sich die Traditionsvereine blutige Nasen ab: 1. FC Köln (1:1), Hertha BSC (4:1) und der Hamburger SV (4:2) unterlagen.
Book erklärte exklusiv bei fussball.news: „Wir rücken das auch in unser Gedächtnis, dass wir in Leverkusen, Hamburg, Schalke oder Berlin spielen dürfen. Das ist eine schöne Entwicklung, aber wir wollen als Gegner ernst genommen werden. Die Entwicklung kann nicht ewig sein, dass wir in Ehrfurcht vor dem Gegner erstarren. Es hilft uns nicht, wenn wir uns für vergangenen Erfolge feiern lassen, dafür ist das Business zu schnelllebig.“ Doch genau da wirkt der harte Arbeiter aus Beckum entgegen. Stillstand ist Rückstand. Und doch muss ein Klub wie Elversberg mit einer Geschichte punkten, die den Standortnachteil vergessen macht.
So findet Book neue Talente
Der Manager sichtet also dort, wo viele Klubs nicht hinsehen: „Ich schaue mir Spieler unabhängig von den Ligen an und bin oft auf den Plätzen in der Regionalliga unterwegs. Dort gibt es viele Talente. Wir haben eine klare Spielidee, was für den Trainer wichtig ist. Du merkst dann darüber, wie die Mannschaft performt, dass du gute Arbeit geleistet hast. Wir wählen in Elversberg einen spielerischen Ansatz. Das ist für junge Spieler verlockend.“ Die U21-Nationalspieler Nick Woltemade, Paul Wanner und aktuell Elias Baum gingen und gehen ihre ersten Schritte im Profi-Fußball in Elversberg.
Vor allem Wanner profitiert von seiner Zeit bei der SVE. Inzwischen ist der 18-Jährige Dreh- und Angelpunkt beim 1. FC Heidenheim. Das „Juwel“ des FC Bayern München ging im Sommer 2022 bewusst auf Leihbasis in die zweite Liga. Sein Marktwert rauschte in diesen zwölf Monaten von drei auf acht Millionen Euro hoch. Inzwischen wird Wanner auf 15 Millionen Euro taxiert. Das sind tolle Zahlen für einen Hochbegabten.
Großes Lob für Paul Wanner
Book frohlockte: „Paul Wanner hat einen unfassbaren Sprung gemacht. Er kam letzten Sommer als 17-Jähriger zu uns nach Elversberg. Da hat sich nicht jeder Verein herangetraut. Paul hatte davor nur drei Spiele in der Regionalliga Bayern. Dort war er ‚okay‘, aber nicht herausragend unterwegs. Seitdem hat sich die Wahrnehmung um ihn herum extrem gewandelt. Das ist schön zu sehen.“ Ähnliches lässt sich mehr und mehr über den Manager selbst auch sagen.
Doch wie lange lässt sich ein so akribisch, klar und zielstrebig arbeitender Mann wie Book noch bei einem kleinen Klub, der irgendwann an natürliche Grenzen stößt, halten? Ist er bereit für den Sprung zu größeren Vereinen? „Ich habe dabei keinen Karriereplan“, stellte der frühere Profi klar: „Es kommt alles, wie es kommen soll. Es ist wichtig, dass ich mich hinterfrage und überlege, wie ich noch besser arbeiten kann.“ Book fügte an: „In meiner Fußballerlaufbahn habe ich noch zu viel über meine Karriere nachgedacht. Jetzt geht es mir darum zu überlegen, wie ich Dinge besser machen und Spielern helfen kann. Ich will optimistisch als Teamplayer vorangehen und mein Ego hinten anstellen.“