Bayern-Patron Uli Hoeneß ist ein Mann der klaren Worte. Das wurde auch am Dienstag, als es in München um die deutsche Nationalmannschaft ging, wieder deutlich.
München - Die deutsche Nationalmannschaft als Spiegelbild des FC Bayern? In der Vergangenheit hingen Erfolg und Misserfolg der beiden Teams oft zusammen, wie auch Uli Hoeneß weiß. „Die ganzen Erfolge der letzten 30 Jahre der Nationalmannschaft sind wesentlich durch den FC Bayern geprägt gewesen. Wenn jetzt beim FC Bayern ein gewisser Umbruch stattfindet, dann trifft das natürlicherweise auch die Nationalmannschaft“, sagte der Ehrenpräsident des FC Bayern am Dienstag im FC Bayern Museum.
Hoeneß sieht in der aktuellen Situation eine Chance für andere deutsche Spieler. „Das kann ja für den deutschen Fußball ganz gut sein. Und wenn wir mal nicht in vorderster Front an allen Fronten gefordert werden, tut es auch gut“, sagte er und nutzte die Gelegenheit gleich für eine Kampfansage: „Eines ist sicher: Der FC Bayern wird in zwei, drei Jahren wieder das Maß aller Dinge sein.“
Aktuell sind nur vier Bayern-Stars im DFB-Kader. Bundestrainer Julian Nagelsmann hat seinen Umbruch durchgezogen. „Das finde ich sehr mutig. Er hat dem Rechnung getragen, was man zurzeit auf den Bundesliga-Feldern sieht. Ich ertappe mich ja selbst, dass ich gerne Stuttgart oder auch Leverkusen schaue“, verriet Hoeneß. Wenn andere attraktiven Fußball spielen, muss man „als Bayern-Mann auch akzeptieren, dass mal die anderen den Vortritt kriegen.“
Rummenigge von Goretzkas Nicht-Nominierung überrascht
Dass Nagelsmann auf Leon Goretzka verzichtet, „überrascht“ allerdings Karl-Heinz Rummenigge. Auch Hoeneß sagte: „Er hat ja nicht so gut gespielt lange Zeit. Aber jetzt seit ein paar Wochen ist er plötzlich in einen Jungbrunnen gefallen und ist wieder einer, der das Heft in die Hand nimmt, der richtig gut spielt.“ Um die Teilnahme an der Heim-EM sorgt sich der Ehrenpräsident daher nicht: „Wenn er so spielt, wie die letzten Wochen, dann ist er ein Spieler, der noch 14 Tage vor der EM auf den Zug aufspringen kann.“
Gleiches gilt für Aleksandar Pavlovic, der sein angedachtes Debüt aufgrund einer Mandelentzündung absagen musste. „Ich glaube, er hat trotzdem noch eine große Chance, dem EM-Kader anzugehören“, sagte Rummenigge. Ohnehin plädiert der Ex-Boss für möglichst viele Bayern im Kader. „Ich kann mich erinnern, gute Turniere in der Vergangenheit waren immer gleichbedeutend mit mehreren Spielern vom FC Bayern.“ So oder so aber sei Pavlovic „ein Spieler, der diesem Mittelfeld durchaus gut zu Gesicht stehen kann in der Zukunft.“ Philipp Kessler, Hanna Raif