Bryan Zaragoza soll der Offensive des FC Bayern frischen Wind verleihen. Für den Spanier ist es der nächste Schritt einer rasanten Karriere, die erst in den letzten eineinhalb Jahren richtig Fahrt aufgenommen hat.
München – „Danke an alle, die mir geholfen haben, diesen Traum zu erfüllen“, waren die Worte von Bryan Zaragoza, als er Anfang Dezember seinen Wechsel vom FC Granada zum FC Bayern auf Instagram verkündete. Damals dachte der Spanier noch, dass dieser Traum erst im Sommer Realität wird.
Bryan wurde in der Jugend von einigen Profi-Klubs abgelehnt
Doch knappe zwei Monate später ist Zaragoza, der in Spanien nur Bryan genannt wird, schon früher als ursprünglich geplant in München. Willkommen in der verrückten Welt des Profifußballs.
In dieser ist der 22-Jährige eigentlich erst seit eineinhalb Jahren so recht zu Hause – und lange Zeit sah es so aus, als würde er niemals Teil davon werden. Bryan wurde am 9. September 2001 in Malaga geboren und spielte bis er elf Jahre alt war bei seinem Heimatverein Tijo Pichón.
Erst 2019 wechselte der Rechtsfuß mit 17 Jahren über den Umweg Conejito Málaga in die Jugendabteilung eines Profiklubs. Der damalige Zweitligist FC Granada schlug bei Bryan zu, nachdem zuvor die spanischen Erstligisten FC Málaga, Betis Sevilla und Real Valladolid dankend abgelehnt hatten.
Bryan reift als Mensch in El Ejido
Rund 130 Kilometer von seiner Heimat entfernt traf das Talent auf Rubén Torrecilla. Der Spanier sollte einer der größten Förderer Bryans werden. Unter Torrecilla spielte Bayerns Neuzugang gleich zweimal. Das erste Mal in der Jugend, das zweite Mal in Granadas Reservemannschaft. Dazwischen lag eine sportlich relativ erfolglose Leihe zum damaligen Drittligisten CD El Ejido, die Bryan aber persönlich weiter brachte.
Denn der Spanier ist ein Familienmensch. Das betonen sowohl Torrecilla, Tito Garcia Sanjuan, sein Trainer bei El Ejido, und Roberto Moreno, der Bryan zu seinem Profi-Debüt in Granada verhalf, gegenüber der spanischen Zeitschrift AS. In El Ejido musste der Teenager das erste Mal alleine leben, und auch sportlich lief es nicht wirklich.
Sanjuan erzählt, dass er seinen ehemaligen Spieler damals oft nur in der zweiten Halbzeit, um auf Zeit zu spielen, eingesetzt hat. Aber nicht, weil er kein Potenzial in ihm sah. „Es gab keinen Spieler in dieser Kategorie mit der Qualität, aber er brauchte Reife“, erklärt der Spanier. Seine Eins-gegen-Eins-Fähigkeiten besaß er aber schon damals.
Bryan-Förderer: „Er ist ein Spieler, der keinen Druck spürt“
Heute zählt Sanjuan ihn sogar zu den Top drei Spielern, die er diesbezüglich gesehen hat und beschreibt ihn als angeborenen Straßenfußballer. „Wir hatten Salah, der Weltklasse ist, und Bryan ist nach dem, was ich gesehen habe, einer der drei Besten. Seine Fähigkeit, im Eins-gegen-Eins durchzukommen, erinnert an Neymar“, sagt Sanjuan.
Dabei ist es Bryan laut Torrecilla egal, ob er vor 200, 500, 2000, 10.000 oder 20.000 Leuten spiele. „Er ist ein Spieler, der keinen Druck spürt“, sagt sein Förderer. Auch Bryan selbst sieht das ähnlich. Nach seinem Traum-Solo-Tor gegen den FC Barcelona im Oktober 2023 sagte er in der AS: „Ich schaue nicht auf den Spieler, der vor mir steht. Es ist egal, ob ich auf meinem Heimatplatz, in der Primera División oder in der Champions League spiele. Ich habe immer denselben Stil“.
Bryan mittlerweile spanischer Nationalspieler
Leistungen wie diese brachten Bryan in die spanische Nationalmannschaft und jetzt zum FC Bayern. Sollte die Entwicklung in München ähnlich rasant vorangehen, dürfte der 1,64 Meter große Flügelflitzer sich schon bald in die Herzen der Fans spielen. Und für Sorgen bei drei anderen Bayern-Stars sorgen?
Zurzeit sind die offensiven Außenbahnen der Münchener aufgrund der Ausfälle von Kingsley Coman und Serge Gnabry stark ausgedünnt. Mit Leroy Sané und Mathys Tel, da an Harry Kane in der Sturmspitze kein Vorbeikommen ist, stehen lediglich zwei weitere, fitte Flügelspieler im Kader. Sobald Coman und Gnabry aber von ihren Verletzungen zurückkommen, verfügt der FC Bayern über fünf fitte Außendribbler – für gerade einmal zwei Positionen.
Drei Bayern-Stars werden Bryans Entwicklung genau beobachten
An einem Sané in seiner derzeitigen Verfassung ist wohl kein Vorbeikommen, und auch Gnabry, der zuletzt Fortschritte bei seiner Reha machte, und Coman haben qua ihres Status den Anspruch auf einen Stammplatz. Richtig überzeugen konnte aber keiner der beiden in der laufenden Saison. Sollte Bryan sofort einschlagen, könnte es für das gut bezahlte Duo in Zukunft eng an der Säbener Straße werden.
Auch Youngster Tel wird die Entwicklung von Bryan ganz genau beobachten. Der Franzose überzeugte zum Anfang der Saison noch als Super-Joker, seine Spielzeit unter Tuchel nahm aber trotzdem nicht zu. Seit seinem Champions-League-Treffer im Oktober gegen Kopenhagen wartet der Franzose auf ein persönliches Erfolgshighlight.
Das alles aber ist Zukunftsmusik. Bryan wird den „Traum“ jetzt erstmal genießen und wenn alles gut läuft, am Samstag vor 75.000 Zuschauern in der Allianz Arena sein Bayern-Debüt feiern. Druck wird er dabei nicht verspüren. (kk)