Vier fatale Fehler: Thomas Tuchel vercoacht sich zur Unzeit

Der FC Bayern ist in Deutschland nur noch die Nummer zwei. Die Münchner gehen in Leverkusen unter – weil Thomas Tuchel sich vercoacht, kommentiert tz.de-Redakteur Marius Epp.

Leverkusen – Die Pleite des FC Bayern im Topspiel glich einem Offenbarungseid: Bayer Leverkusen ist dem Rekordmeister momentan in allen Belangen überlegen. Die herbe 0:3-Pleite muss sich neben den schwachen Bayern-Stars (tz-Einzelkritik) auch Trainer Thomas Tuchel auf die Fahne schreiben. Seine Taktik, mit der er alle überraschte, ging nicht auf.

Gleich in vier Entscheidungen lag der 50-Jährige daneben.

Tuchels Taktik-Flop Nummer eins: Formations-Experiment in der Abwehr

Fans und Experten staunten nicht schlecht, als die Bayern-Aufstellung gegen Leverkusen eintrudelte: Tuchel setzte auf eine Fünfer- beziehungsweise Dreierkette in der Abwehr. Der nicht berücksichtigte Matthijs de Ligt musste von der Bank mit ansehen, wie das Abwehrzentrum um Dayot Upamecano, Eric Dier und Minjae Kim überhaupt keinen Zugriff auf die Bayer-Offensive fand.

Die gesamte Bayern-Elf wirkte verunsichert, erst als Tuchel in der 60. Minute reagierte und auf das bewährte 4-2-3-1 umstellte, lief es ein wenig besser. Letztlich erwies es sich als Griff ins Klo, ausgerechnet im wichtigsten Spiel der Saison auf eine Grundordnung zu setzen, in der die Mannschaft nicht eingespielt ist. Ähnliches kritisierte auch Lothar Matthäus bereits während des Spiels scharf.

Tuchels Taktik-Flop Nummer zwei: Sacha Boeys hilfloses Bayern-Debüt auf links

In der neu formierten Abwehrreihe fand sich Neuzugang Sacha Boey auf einer ungewohnten Position wieder: nämlich links statt rechts. Ausgerechnet bei seinem Startelf-Debüt für den FC Bayern spielte er auf links – dort wurde er zuletzt vor mehr als drei Jahren in Dijon eingesetzt.

Wenig überraschend war der Franzose vor allem in der ersten Hälfte völlig überfordert mit seiner Aufgabe. Tuchel wollte den schnellen Boey vor allem gegen den noch schnelleren Jeremie Frimpong aufbieten – blöd nur, dass der gar nicht spielte. 1:0 für Xabi Alonso.

Tuchels Taktik-Flop Nummer drei: Upamecano und Kim statt de Ligt

Schon in den letzten Wochen überzeugten die Bayern nicht wirklich. Eine Konstante jedoch: Matthijs de Ligt. Doch obwohl Tuchel drei Innenverteidiger aufbot, hatte er keine Verwendung für den Niederländer, der sich an der Seite von Eric Dier in einen Rhythmus gespielt hatte.

Überhaupt nicht im Spielrhythmus waren dagegen Dayot Upamecano und Minjae Kim: Der Franzose kehrte erst diese Woche von einer Muskelverletzung zurück, der Südkoreaner vom Asien-Cup. Dier hinterließ zwar einen positiven ersten Eindruck, kann die Bayern-Abwehr nach nur drei Spielen für den Klub aber auch nicht anführen. Entsprechend konfus agierte die Hintermannschaft, was vor allem durch die beiden „zu billigen“ (Zitat Tuchel) Treffer der Werkself durch Stanisic und Grimaldo bestraft wurde.

Tuchels Taktik-Flop Nummer vier: Fehlende Führung auf dem Platz

Es war wieder kein Müller-Spiel – und auch kein Kimmich-Spiel. Tuchel setzte beide Führungsspieler auf die Bank. Müller als Opfer der Systemumstellung, Kimmich zog den Kürzeren gegen den 19-jährigen Pavlovic. Eine Führungsfigur wurde auf dem Platz aber schmerzlich vermisst.

Als die beiden dann in der 60. Minute ran durften, stabilisierte sich die Bayern-Elf, ohne jedoch genug Torgefahr zu entwickeln. Trotzdem wurde deutlich: Ohne die Ansagen und den Ehrgeiz von Müller und Kimmich stottert der Bayern-Motor gewaltig.

Bei aller Tuchel-Kritik bleibt aber festzuhalten: Auch die Bayern-Stars ließen ihren Trainer bei der empfindlichen Pleite im Stich. Was vor allem Müller zu einer denkwürdigen Wutrede veranlasste. (epp)

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