Minjae Kim und Dayot Upamecano sind bei Bayern-Trainer Vincent Kompany gesetzt. Das Vertrauen in die Innenverteidiger zahlt sich zum Saisonstart aus.
München - Die Bayern fegen durch die Bundesliga. Vier Siege aus vier Spielen, dazu 16 Treffer. Der Münchner Offensive kann derzeit kein Gegner das Wasser reichen. Was im Torjubel ein wenig untergeht: Auch die Defensive (drei Gegentore) wirkt zum Saisonstart stabiler als unter Thomas Tuchel. Aus mehreren Gründen.
Trainer Vincent Kompany hat im Vergleich zu seinem Vorgänger eine klare Stamm-Innenverteidigung. Minjae Kim und Dayot Upamecano sind beim Belgier gesetzt. Beide harmonieren inzwischen besser. Nachdem vor der Saison kurz darüber nachgedacht wurde, den Südkoreaner als rechten Part der Abwehr-Zentrale einzusetzen, spielt er nun wieder links – so wie so oft in der Meister-Saison 2022/23 mit Neapel, als er zum besten Verteidiger in Italien gekürt wurde.
Das neue pressingintensive System von Kompany hilft auch der Abwehr des Rekordmeisters. Die Abstände zwischen den einzelnen Mannschaftsteilen sind kürzer, dadurch entstehen nicht so große Lücken für die Gegner. Zudem ist jeder Spieler dazu angehalten, auch beim Verteidigen mitzuhelfen.
Stark: Kims Zweikampfquote in der Bundesliga liegt bei 66,67 Prozent, was ihm die Führung in der teaminternen Statistik dieser Kategorie einbringt. Vor Upamecano, der mit 63,51 Prozent gewonnener Zweikämpfe auf Rang zwei liegt.
Die Last, den Spielaufbau zu machen, liegt nun nicht mehr an den Abwehr-Stars. Unter Kompany kümmert sich oft Sechser Joshua Kimmich darum, auch Offensiv-Star Jamal Musiala lässt sich dafür manchmal fallen. Mit einer Passquote von 93,45 Prozent sind Kims Zuspiele aber äußerst genau, damit liegt er auf Platz zehn im Bundesliga-Ranking. Upamecano (95,81 Prozent) ist Dritter.
Was Kim, der mit 21 gewonnen Kopfballduellen den Top-Wert der laufenden Bundesliga-Saison aufweist, und Upamecano noch zugutekommt: Kompany gibt seinen Spielern klare Anweisungen. Bei Tuchel war den Innenverteidigern oft unklar, wann sie mit nach vorne gehen sollen und wann lieber nicht. Unter dem früheren Abwehr-Star von Manchester City ist das anders.
Auffällig: Kompany pusht seine Stars über die kompletten 90 Minuten. Beim 5:0 am vergangenen Wochenende in Bremen beispielsweise holte er Kim sogar kurz vor Schluss noch zur Trainerbank und sagte ihm, er solle weiter pressen und nicht nachlassen.
Stellt sich nur die Frage: Was macht Bayern, wenn sich einer der beiden Stamminnenverteidiger verletzt?
Neuzugang Hiroki Ito hofft auf baldige Rückkehr
Neuzugang Hiroki Ito (Mittelfußbruch), der nach tz-Informationen zuletzt Besuch von der japanischen Nationalmannschaft hatte und die Hoffnung hat, noch im September ins Training zurückzukehren, und Leih-Rückkehrer Josip Stanisic (Außenbandriss) fehlen noch. Eric Dier spielt unter Kompany bislang keine Rolle. Der Engländer war im Winter von Tottenham zum FC Bayern gewechselt. Zu der Zeit wurde nach tz-Informationen beim Rekordmeister auch kurzzeitig über eine halbjährige Rückholaktion von Dante (40/Nizza) diskutiert. Zum Ende der vergangenen Saison war Dier bei Tuchel gesetzt. Der eher langsamere Ex-Tottenham-Star passt zwar nicht ideal zur Spielidee von Kompany. Zuverlässig solide Leistungen kann er aber dennoch bringen.
Am Samstag (18.30 Uhr) kommt es im Heimspiel gegen Double-Sieger Leverkusen zum ersten großen Härtetest für Bayerns neues Abwehr-Bollwerk. Stars wie Florian Wirtz oder Victor Boniface sind schwerer zu stoppen als die zuletzt harmlosen Angreifer von Werder Bremen. Philipp Kessler