Leverkusen machte den Meistertitel bereits fünf Runden vor Schluss perfekt. Für Sky-Experte ist die Werkself auch in der kommenden Saison der Titel-Favorit.
München - Um 19.21 Uhr war Bayer Leverkusen am Sonntagabend Deutscher Fußballmeister geworden, um 19.40 Uhr veröffentlichte der Branchenprimus sein Statement zum ersten Titelträger seit 2012, der nicht FC Bayern hieß.
Die Worte der Clubobersten waren einzuordnen als eine gute Mischung aus Gratulationen und Kampfansage. Während Präsident Herbert Hainer ausrief „die Schale muss zurück nach München“, sprach CEO Jan-Christian Dreesen von einem „Ansporn“. Das Schlusswort oblag Sportvorstand Max Eberl: „Die Serie des FC Bayern ist gerissen, aber wir werden nun alles daran setzen, um wieder anzugreifen.“
Leverkusen fürchtet keinen Gegenangriff des FC Bayern
Angst und Schrecken verbreitete die Ankündigung aus dem Süden in Leverkusen schon mal nicht. Ob er einen Gegenangriff der Bayern in der kommenden Saison befürchte, wurde Sportgeschäftsführer Simon Rolfes am Montag im „ARD Morgenmagazin“ gefragt. Die Antwort war eindeutig: „Nein, ich fürchte das nicht, wir spielen ja nur zweimal gegen sie und nicht jeden Spieltag.“ Der 42-Jährige schickte noch einen wichtigen Zusatz hinterher: „Wichtig ist deswegen, was wir machen.“
Fakt ist: Bayer verkörpert seit Monaten mehr Mia san mia als der einst dafür gefürchtete FC Bayern. „Wir wollen mehr!“, brüllte Trainer Xabi Alonso den Leverkusener Fans am Sonntagabend entgegen. Nach dem Meistertitel, der bereits fünf Runden vor Schluss eingetütet wurde, sollen auch noch der DFB-Pokal und die Europa League gewonnen werden. Nächste Saison steht die Schalen-Verteidigung auf dem Plan.
„Die Bayern waren immer am Gefährlichsten, wenn sie Rückschläge hinnehmen mussten. Aber jetzt ist es eine andere Situation. Sie haben die Meisterschaft ja nicht einfach nur verloren, die Leverkusener haben sie zermürbt“, sagt Sky-Experte Didi Hamann im Gespräch mit der tz. „Wenn sie zusammenbleiben, müsste bei den Bayern viel passieren im Sommer, damit ich sage, sie schlagen die Leverkusener über 34 Spiele. Im Moment geht Bayer auch nächstes Jahr als Favorit ins Rennen.“
Hamann sieht viele Unbekannte beim FC Bayern
Zumal sich auch die Kaderplaner nicht ausruhen werden. Wie die tz erfuhr, plant Leverkusen im Sommer mit einem dreistelligen Invest in sein Team, das dem Rest der Bundesliga schon in diesem Jahr so weit voraus war. Die Leistungsträger um die Achse Jonathan Tah, Granit Xhaka und Florian Wirtz bleibt und funktioniert, das Gerüst steht.
Punktuelle Verstärkungen an den richtigen Stellen können das Gesamtwerk noch besser machen, sind aber nicht so zwingend notwendig wie in München. Denn dort steht bekanntlich im Sommer so gut wie alles auf dem Prüfstand. Bis man zurück bei einer festen Einheit ist, sind harte Entscheidungen, kostspielige Einkäufe und vor allem die Bildung einer Hierarchie zwingend vonnöten. Nichts, was von heute auf morgen geht. Man wird Geduld, Geld und eine harte Hand brauchen. Und einen neuen Trainer sowieso.
„Leverkusen hat jetzt schon 16 Punkte Vorsprung auf die Bayern. Das werden am Saisonende nicht viel weniger sein. Und so einen Abstand musst du über den Sommer erst mal wettmachen. Die Leverkusener werden zwar nicht noch mal so eine überragende Saison spielen“, so Hamann. „Aber bei Bayern gibt es viele Unbekannte. Sie haben noch keinen neuen Trainer. Sie werden drei, vier neue Spieler holen und dafür möglicherweise drei, vier Stars verkaufen. Die verdienen aktuell gutes Geld. Ich wage zu bezweifeln, dass man solche Spieler schnell verkauft bekommt.“ Philipp Kessler, Hanna Raif