FC Bayern und BVB unter Druck: Die kleineren Bundesliga-Klubs fordern vehement eine Umverteilung der TV-Gelder. Es kündigen sich zähe Verhandlungen an.
- FC Bayern München*: Der deutsche Rekordmeister erhält mit Abstand die meisten TV-Gelder der Bundesliga*.
- Beim Streit um die TV-Erlöse bahnen sich zwischen dem FCB, BVB und übrigen Bundesliga-Klubs* zähe Verhandlungen an.
- Die kleineren Bundesliga-Vereine* wählen einen Trick und machen jetzt richtig Druck.
Update vom 8. August 2020: Das Präsidium der Deutschen Fußball Liga (DFL) wird sich in den kommenden Tagen zum ersten Mal offiziell treffen, um über den neuen Verteilerschlüssel der Mediengelder zu beraten. Bis zum Jahresende solle eine Entscheidung fallen.
Die DFL hat 4,4 Milliarden Euro für die vier Spielzeiten von 2021/22 bis 2024/25 erzielt. Zu den Geldern für die Rechte im deutschsprachigen Raum kommen die internationalen Einnahmen in dreistelliger Millionenhöhe pro Saison. Die 36 Profiklubs streiten über die Verteilung, die Entscheidung fällt aber allein das Präsidium. Allerdings: Egal wie die Gelder verteilt werden – das Meisterrennen dürfte auch nach acht Titeln in Folge für Bayern München kaum enger werden. Schuld daran soll die Europäische Fußball-Union (UEFA) sein. Das legen die jüngsten Ausführungen von DFL-Boss Christian Seifert nahe.
Schließlich kann das Problem des Meister-Monopols nach Ansicht des DFL-Geschäftsführers nicht über nationale Gelder-Verteilung gelöst werden, „angesichts der immensen Summen, die die Champions League ausschüttet und die die Wettbewerbs-Balance in allen europäischen Ligen durcheinandergebracht haben“. Obwohl UEFA-Präsident Aleksander Ceferin die Kritik zurückgewiesen hat, stützen die Zahlen Seiferts These. So haben die Bayern als Titelgewinner in der abgelaufenen Saison der Champions League über 130 Millionen Euro kassiert. In der kommenden Spielzeit der Bundesliga wird der Meister aus München „nur“ 71 Millionen von den nationalen Mediengeldern erhalten.
Serienmeister FC Bayern - „Man müsste also den Zweiten bis Vierten stärken“
Für Seifert ist deshalb klar, dass man für das Ende der Serienmeisterschaften zu einem „tiefgreifenden Eingriff in den Wettbewerb“ bereit sein müsste. Obwohl der 51-Jährige vor allem die UEFA in der Pflicht sieht, hat er mit Blick auf die Bundesliga bereits einen Ansatz skizziert – auch wenn das laut Seifert eine „komplexe Veranstaltung“ wäre.
„Wer den Serienmeister FC Bayern ablösen will, wird das nicht schaffen, indem er den Bayern nichts gibt und alles nur durch 35 teilt. Eine Gleichverteilung macht das Meisterrennen nicht spannender“, erläuterte Seifert: „Wenn man mehr Spannung beim Meisterkampf möchte, braucht man einige Klubs, die um den Titel spielen können. Man müsste also den Zweiten bis Vierten stärken. Man müsste den Bayern und 32 anderen Klubs etwas wegnehmen und es auf drei Vereine verteilen.“
Vor diesem Hintergrund hat Seifert kaum Verständnis für diejenigen Klubchefs, die eine gleichmäßige Verteilung fordern. „Entweder möchte ich als Zwölfter meine Einnahmesituation verbessern, dann sollte ich das aber auch sagen – und nicht von einer spannenderen Meisterschaft sprechen. Oder ich möchte meine internationale Wettbewerbsfähigkeit verbessern, weil ich Achter bin – dann sollte ich darauf abzielen“, sagte der DFL-Chef: „Was nicht hilft, ist sehr einfache Parolen einer Gleichverteilung in den Raum zu werfen und so zu tun, als würde die Bundesliga davon profitieren – das wird nicht passieren.“
Kleine Bundesliga-Klubs wollen an das Geld des FC Bayern - und bemühen einen Trick: „Das muss ein Ende haben“
Meldung vom 31. Juli 2020: München/Mainz - Diese Forderung dürfte in der Säbener Straße in München* nicht für Begeisterungsstürme sorgen.
Die kleineren Bundesliga-Klubs verlangen von der Deutschen Fußball Liga (DFL) eine aus ihrer Sicht deutlich fairere Umverteilung der TV-Gelder - und machen jetzt richtig Druck auf DFL, FC Bayern* und BVB.
Attacke gegen FC Bayern und BVB: Kleinere Bundesliga-Klubs wollen mehr TV-Gelder
„Man müsste die Medienerlöse der Bundesliga, national wie international, komplett gleich verteilen und der 2. Liga wieder mehr Geld zur Verfügung stellen. Auch von den Einnahmen aus dem internationalen Wettbewerb sollten die nicht beteiligten Vereine einen Teil erhalten“, sagte Dr. Jan Lehmann, Vorstand des FSV Mainz 05 laut Kicker: „Das mag bei manchen Klubs als nicht gerecht empfunden werden, die Frage ist nur: Welche Liga wollen wir?“
In Deutschland wird die TV-Vermarktung nach einem Vier-Säulen-Prinzip ausgeschüttet, maßgeblicher Punkt ist der sportliche Erfolg in den vergangenen fünf Jahren. Heißt: Insbesondere der FC Bayern München, wo Karl-Heinz Rummenigge kürzlich einen irren Alaba-Vergleich anstellte, und Borussia Dortmund kassieren.
TV-Gelder in der Bundesliga: FC Bayern und BVB bekommen mit Abstand am meisten
Riesen-Verteilungs-Unterschiede gibt es vor allem bei den internationalen Erlösen, Lehmann spricht von einem Verhältnis von 1:10. So standen in der Saison 2019/20 laut Kicker dem SC Paderborn, Fortuna Düsseldorf und Union Berlin je 3,437 Millionen Euro zu, der BVB bekam dagegen 32,417 Millionen Euro, der FC Bayern (am Freitag im Test gegen Marseille gefordert) sogar 45,066 Millionen Euro.
Falls sich irgendjemand schüchtern auf die neue Saison gefreut hatte...
— EISEN (@EisenBremen) July 26, 2020
Reform von innen läuft - völlig überraschend - eher nicht so.
Wir müssen wohl noch ein paar Jahre durchhalten, bis der moderne Fußball an seiner Gier erstickt ist.#DFL#TVGelderhttps://t.co/ZXFy6g2xcg
Und jetzt das: Wegen der Corona-Krise kommen in der Saison 2020/21 laut DFL „nur" 1,2 Milliarden Euro statt ursprünglich geplanten 1,383 Milliarden Euro zur Ausschüttung.
Rekordmeister Bayern bezieht für TV-Übertragungen* aus der Allianz Arena und auswärts demnach insgesamt 70,64 Millionen Euro, es folgen Borussia Dortmund mit 69,37 Millionen Euro, Bayer Leverkusen mit 67,47 Millionen Euro und RB Leipzig mit 65,96 Millionen Euro. Aufsteiger Arminia Bielefeld bekommt dagegen nur 29,80 Millionen Euro.
TV-Gelder-Streit in der Bundesliga: Jan-Christian Dreesen vom FC Bayern sitzt im DFL-Präsidium
Mainz-Boss-Lehmann rechnet weiter vor. Früher sei das Verhältnis bei 1:2 gelegen, mittlerweile pendele es sich bei 1:4 ein - aus Sicht der kleineren Bundesliga-Klubs. In der englischen Premier League betrage die Spreizung dagegen nur 1:1,6. „Das muss ein Ende haben, weil es den Wettbewerb zerstört“, erklärte Lehmann weiter.
Und: Die kleineren Klubs haben sich einer Art Trick bemüht, um mehr Einfluss geltend zu machen. Zur Einordnung: Laut Statuten der Deutschen Fußball LIga entscheidet letztlich das DFL-Präsidium über die Verteilung der TV-Gelder. In diesem sitzt unter anderem Jan-Christian Dreesen, Finanzvorstand des FC Bayern München.
Revolution gegen FC Bayern und BVB? Kleine Bundesliga-Klubs im DFL-Präsidium
In diesem sitzen aber auch: Oliver Leki (Vorstand Finanzen des SC Freiburg), Steffen Schneekloth (Präsident des Zweitligisten Holstein Kiel), Rüdiger Fritsch (Präsident des SV Darmstadt), Oke Göttlich (Präsident des Bayern-Widersachers FC St. Pauli) und Alexander Wehrle (Geschäftsführer des 1. FC Köln).
Heißt: Das Präsidium wird seit Jahren verstärkt durch die kleineren Vereine in Beschlag genommen, die mit Blick auf die Saison 2021/22 um eine ausgeglichene Umverteilung der TV-Gelder und aus ihrer Sicht für einen faireren Wettbewerb kämpfen. (pm) *tz.de ist Teil des deutschlandweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks