Vincent Kompany sorgt im Bundesligaspiel des FC Bayern gegen den SC Freiburg für eine Überraschung. Beginnt der Coach eine Taktikrevolution?
München – Während der FC Bayern in der vergangenen Saison unter Thomas Tuchel sowohl im Spiel gegen den Ball als auch im Ballbesitz statisch wirkte, um die Balance im Mittelfeld und der Abwehr zu wahren und die Kontergefahr zu minimieren, hinterlässt der Rekordmeister unter Vincent Kompany einen anderen Eindruck.
FC Bayern agiert ohne Rechtsverteidiger
Das Positionsspiel war in den ersten Bundesligaspielen gegen den VfL Wolfsburg (3:2) und SC Freiburg (2:0) flüssiger, die Aktionen im letzten Drittel waren von mehr Dynamik geprägt. Speziell gegen Freiburg zündeten Serge Gnabry, Michael Olise, Jamal Musiala und Mathys Tel regelmäßig den Turbo und stellten die Breisgauer vor Probleme.
Die größte Auffälligkeit war jedoch etwas weiter hinten zu beobachten. So stellte Kompany Joshua Kimmich nominell als Rechtsverteidiger auf, allerdings war der neue Kapitän der deutschen Nationalmannschaft selten auf dieser Position zu finden. Vielmehr rückte Kimmich im Ballbesitz neben Aleksandar Pavlović auf die Doppelsechs, damit Musiala eine offensive Viererreihe mit Gnabry, Olise und Tel bilden konnte.
Nun ist ein variables Positionsspiel mit vielen Rotationen kein Novum, auch gehören einrückende Außenverteidiger zum Repertoire zahlreicher Trainer. Dennoch wirkte es am Sonntag so, als hätte Kompany eine kleine Taktikrevolution angestoßen, weil die Lücke auf rechts nicht dauerhaft gefüllt worden ist. So war besonders in der ersten Halbzeit zu beobachten, dass Kimmich oder Dayot Upamecano den freien Raum nur in manchen Situationen zugelaufen haben.
Eberl lobt Kompany
„Wir haben nicht den fixen Rechtsverteidiger gebraucht“, erklärte Kimmich gemäß dem kicker seine ungewöhnliche Rolle. „Defensiv war ich oft rechts, mit Ball aus der Mitte agierend.“
Auch für Max Eberl war es spannend, zu beobachten, welche taktischen Kniffe Kompany entwirft. „Ich finde es schön, wenn du einen Trainer hast, der Dinge probiert und versucht, offensiv zu agieren“, lobte der Sportvorstand seinen Coach, der mit zwei Siegen in die neue Bundesligasaison gestartet ist.
Müller: „Der Trainer kann aufstellen, wen er will“
In den Augen von Thomas Müller ist die Taktikdiskussion derweil obsolet. „Wenn das nicht gut ausgegangen wäre, hätte es mit Sicherheit ein paar Analysen gegeben: ‚Das gibt’s ja nicht! Ohne rechten Verteidiger gespielt! Fünf Offensive, sechs Offensive!‘“, scherzte der neue Rekordspieler des FC Bayern in gewohnter Manier und ergänzte: „Der Trainer kann aufstellen, wen er will - wir Spieler müssen uns so oft wie möglich anbieten.“
Dennoch war es bemerkenswert, in welcher realtaktischen Formation die Bayern-Elf agierte. Der Erfolg gibt Kompany recht; und nach einigen zähen Auftritten unter Tuchel wirkt der Rekordmeister wieder agiler, spritziger und dynamischer.