Wegen Müller-Neuer-Konstellation: FC Bayern steckt in der Lewandowski-Zwickmühle

Kurz vor Weihnachten: Manuel Neuer, Thomas Müller, Robert Lewandowski und Alphonso Davies grüßen von der Leinwand in der Münchner Arena.
 ©IMAGO / Eibner

Die Vertragsverhandlungen mit Robert Lewandowski werden für den FC Bayern zum Poker. Warum Manuel Neuer und Thomas Müller sowie BVB-Star Erling Haaland eine wichtige Rolle spielen. Eine Analyse.

München - Sie sind selten geworden im internationalen Profi-Fußball: „echte Neuner“. Als Pep Guardiola beim FC Bayern München* den Trainerjob übernahm, hatte die Innovation der „falschen Neun“ Hochkonjunktur.

Dribbelkünstler waren gefragt, die den Ball im besten Fall ins Tor hineintragen. Nicht mehr diese kantigen Stürmer mit dem besonderen Torriecher, die am Strafraum ihre Kreise ziehen und mit ganzer Wucht an den Fünfmeterraum vorstoßen. Um bestenfalls eine scharfe Flanke von den Außen ebenso wuchtig ins Tor zu bugsieren.

Robert Lewandowski: Der FC Bayern München gerät in eine Zwickmühle

Robert Lewandowski vereint als absoluter Ausnahmefußballer alle Qualitäten in seinem Fußball. Sowohl die einer „falschen“ als auch einer „echten“ Neun. 124 Pflichtspieltore (Stand 22. März) erzielte der polnische Superstürmer damit in zweieinhalb Jahren - es ist eine herausragende Bilanz. Ob der eine oder andere Titel des deutschen Bundesliga-Rekordmeisters* ohne ihn zustande gekommen wäre?

Hypothetisch. Die herausragende Qualität des mittlerweile 33 Jahre alten Angreifers sorgt an der Säbener Straße in München* neben viel Euphorie auch für eine Zwickmühle. Denn: Sein Vertrag endet im Sommer 2023, und die Verhandlungen über eine mögliche Verlängerung stocken.

Im Video: Julian Nagelsmann berichtet von Hürden bei Gesprächen mit Robert Lewandowski

Mehr noch: Zuletzt vermied der frühere Dortmunder jede Möglichkeit für ein Bekenntnis pro FC Bayern. Die Interessenten sollen dagegen namhaft sein, trotz seines Alters. Jüngst wurden auch der FC Liverpool und Lewandowskis Ex-BVB-Coach Jürgen Klopp ins Spiel gebracht. Für die Bayern gibt es indes zwei große Hürden im Lewandowski-Poker zu beachten. Die erste hat mit möglichen Alternativen zu tun.

Robert Lewandowski: Gäbe es keine Alternative für den FC Bayern München?

  • 1. Bayern-Problem: Mangelnde Alternativen zu Robert Lewandowski:
  • Es wäre derzeit völlig offen, wer den Sturm-Routinier angesichts dessen überragender Trefferquote auch nur im Ansatz ersetzen könnte.
  • Harry Kane, 28 Jahre, England, Tottenham Hotspur: Der Kapitän der englischen Nationalmannschaft ist in seiner Heimat und in der Premier League ein absoluter Superstar, in der Fußball-Bundesliga* läuft er dagegen eher unter dem Radar. In der jüngeren Vergangenheit gab es keinerlei Transfergerüchte zu ihm und dem FC Bayern. Ein Wechsel nach Deutschland gilt als unwahrscheinlich.
  • Karim Benzema, 34 Jahre, Frankreich, Real Madrid: „Benzema ist einer der großartigsten Stürmer der Welt, zusammen mit Robert Lewandowski der beste Neuner überhaupt. Er hat gezeigt, dass er den Ballon d´Or verdient hat“, meinte Real-Torwart Thibaut Courtois nach dem Express-Hattrick des Franzosen zum 3:1 über Paris Saint-Germain. Aber: Benzema ist 34, und damit noch älter als Lewandowski. Und: Benzema gilt als schwieriger Charakter. Und: Auch bei ihm gibt es keinerlei Anzeichen, er könnte München gegen Madrid eintauschen.
  • Dusan Vlahovic*, 22 Jahre, Serbien, Juventus Turin: Der junge Goalgetter schloss sich erst im Winter Juventus Turin an. Stand 22. März, kam er in 28 Einsätzen in der Serie A für Juve und den AC Florenz auf 21 Treffer, darunter waren vier Tore für die Turiner in sieben Partien. Laut Fachportal transfermarkt.de soll Juve eine angebliche Ablöse von 81,5 Millionen Euro gezahlt haben. Ob die Bayern überhaupt so viel zahlen könnten? Schließlich erzählte FCB-Sportvorstand Hasan Salihamidzic kürzlich bei Sky: „Wir haben natürlich Pandemie, immer noch kein volles Stadion. Wir haben finanziell eine schwierige Phase. Aber wir werden versuchen, unseren Weg zu gehen.“
  • Erling Haaland, 21 Jahre, Norwegen, Borussia Dortmund*: Mit Matthias Sammer machte ausgerechnet ein früherer Münchner die Hoffnungen auf einen Transfer des BVB-Stars an die Säbener praktisch zunichte. „Sie werden beide voneinander profitieren. Weil der Pep natürlich – ich durfte ihn erleben drei Jahre – eine gewisse Vorstellung hat“, meinte Sammer bei Amazon Video: „Interessante Konstellation.“ Wechselt Haaland also zu Pep Guardiola und Manchester City? Zur Einordnung: Sammer ist externer Berater der Westfalen und hat damit intern beste Einblicke. Zu beachten wäre trotz aller fußballerischen Klasse auch: Der junge Skandinavier war in den vergangenen Monaten immer wieder verletzt.

Mangelnde Alternativen sind nicht das einzige Problem. Neben Lewandowski haben auch Manuel Neuer, Thomas Müller und Serge Gnabry ihre Verträge (alle bis 2023) noch nicht verlängert. Die Neuer-Müller-Konstellation verschärft den Lewandowski-Poker.

Dazu soll es der Pole angeblich auf einen wieder erstarkten europäischen Topklub abgesehen haben: FC Barcelona*.

FC Bayern München: Riesige Investitionen stehen an, doch Corona kostete viel Geld

  • 2. Problem: FC Bayern hat (deutlich) weniger finanziellen Spielraum
  • Bundesliga-Rechteinhaber Sky schätzte in einem Beitrag vom Wochenende, dass einzig die Vertragsverlängerungen von Lewandowski, Neuer und Müller die Bayern bis zu 150 Millionen Euro kosten würden.
  • Darin enthalten wären noch nicht einmal das Angebot und die mögliche Ablöse für einen Lewandowski-Nachfolger.
  • Die Salihamidzic-Aussagen sind sinnbildlich. Insbesondere bei der JHV 2021 Ende November, aber auch in Interviews danach hatten Vorstandschef Oliver Kahn und Präsident Herbert Hainer betont, dass die Corona-Pandemie den deutschen Rekordmeister sehr viel Geld gekostet habe.
  • Ein Beispiel: Der Gewinn der FC Bayern AG belief sich für die Saison 2020/21 gerade noch (oder immerhin) auf 1,9 Millionen Euro*. Das „Festgeldkonto“ wurde von den Bossen auf besagter Jahreshauptversammlung auf 209 Millionen Euro beziffert. Das Umlaufvermögen, zum Beispiel Bankguthaben, sank damit im Vergleich zum Vorjahr um 26,9 Millionen Euro. All das lässt deutlich weniger Spielraum für Investitionen und/oder Angebote. Und das mitten in der Lewandowski-Zwickmühle.

(pm) *tz.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA

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