Torhüter brauchen im Profifußball ein dickes Fell. Sven Ulreich vom FC Bayern ist nun einem jungen Kollegen zur Seite gesprungen, dessen Trainer vernichtende Kritik geäußert hat.
München – Um sich im Profifußball als Torhüter durchzusetzen, braucht es ein sehr gesundes Selbstvertrauen. Wenn ein Feldspieler einen Fehler macht, gibt es für sein Team für gewöhnlich noch die Chance, ihn auszubaden. Diesen Luxus haben Keeper nicht. So verhielt es sich auch am Samstag (24. August) in der 2. Bundesliga. Ein Lapsus von Nahuel Noll kostete die SpVgg Greuther Fürth wohl den Heimsieg gegen den SC Paderborn.
Der junge Torwart spielte einen Abschlag in die Füße von Adriano Grimaldi, der den Ausgleich für die Gäste erzielte. Die Szene erzürnte Cheftrainer Alexander Zorniger so sehr, dass er nach dem Spiel mit überraschend deutlicher Kritik an Noll aufwartete. Sie schlug hohe Wellen, auch bei Sven Ulreich vom FC Bayern.
Fürth-Coach Zorniger macht schrägen Verweis auf Manuel Neuer
„Wir haben sie total im Griff gehabt, bis dann einer von uns gemeint hat, er muss etwas machen, wo wir schon seit Wochen sagen, dass wir das nicht sehen wollen“, ärgerte sich Zorniger beim TV-Sender Sky über den Gegentreffer. „Torhüter sind vor allem nach dem Rücktritt von Manuel Neuer aus der Nationalmannschaft in erster Linie dafür da, keine Tore zu kriegen“, lautete die kuriose Begründung des Cheftrainers der Fürther.
Das Verhalten von Noll sei „inakzeptabel“ gewesen, zumal der Trainerstab des Kleeblatts zuletzt wiederholt auf den jungen Schlussmann eingewirkt habe. „Seine Leistung ist, dass er das 1:1 verschuldet hat. Zu allem anderen ist er da. Ich bin maßlos geladen, war schon lange nicht mehr so geladen auf einen einzelnen Spieler. Weil es auch ein bisschen was mit der Arroganz von diesen jungen Spritzern zu tun hat, die Dinge aufnehmen müssen.“
Ulreich ist fassungslos über den Fürther Trainer
Einen Torhüterwechsel wird es in Fürth voraussichtlich nicht geben, allerdings hat Zorniger die Leine für Noll merklich gekürzt. „Den Fehler sollte er kein zweites Mal machen, sonst kann sein Berater gern bei mir anrufen und fragen, warum er nicht spielt“, so der Übungsleiter deutlich. Wohlgemerkt: Bei Noll handelt es sich um einen 21-Jährigen, der vor der Saison von der TSG Hoffenheim ausgeliehen wurde.
Der gebürtige Münchner spielte bisher in der Regionalliga, muss sich also noch an das Niveau in der 2. Bundesliga gewöhnen. Die vernichtende Kritik seines Trainers dürfte kaum zu mehr Selbstvertrauen führen. Unterstützung gibt es hingegen von Berufskollegen. Sven Ulreich, Ersatzkeeper des FC Bayern, meldete sich bei Instagram fassungslos zu Wort.
Einen Videoclip mit den Einlassungen von Zorniger kommentierte Ulreich: „Unfassbar solch eine Aussage von einem Trainer in der Öffentlichkeit“ und ließ ein wütendes Emoji folgen. Torhüter stehen eben zusammen. Wie Noll auf die Kritik seines Trainers reagiert hat, ist indes nicht überliefert.