Porto Alegre - Sami Khedira gewann mit Real Madrid die Champions League. Bei der WM spielt er noch keine tragende Rolle. Im Achtelfinale droht ihm wieder die Bank.
„Situativ oder aus dem Bauch heraus“ will Joachim Löw sein derzeit größtes Problem lösen. Wobei: Problem? Es ist der pure Luxus, sich zwischen Sami Khedira oder Bastian Schweinsteiger, zwischen Real Madrid oder Bayern München entscheiden zu müssen.
Wie immer ließ sich der Bundestrainer auch vor dem Duell gegen Algerien am Montag (22.00 Uhr MESZ/ZDF) in Porto Alegre nicht in die Karten schauen. „Ich werde nach dem Abschlusstraining nach Gefühl entscheiden“, sagte Löw am Sonntag kurz vor der Einheit im Estadio Beira-Rio zu dieser Personalfrage.
Nach der starken Vorstellung von Schweinsteiger gegen die USA könnte Khedira aber erst einmal ins Hintertreffen geraten sein.
„Schauen wir mal. Beide machen im Training einen guten Eindruck. Sie können beide die Aufgabe erfüllen“, sagte Löw vor dem ersten K. o.-Spiel kryptisch. Der 54-Jährige betonte, dass grundsätzlich auch beide wie bei der WM 2010 zusammenspielen könnten. Davon ist gegen die Nordafrikaner aber nicht auszugehen, da neben Kapitän Philipp Lahm nur noch ein Platz in der Zentrale frei ist.
Kroos in "klasse Form"
Und es gibt nicht wenige, die wieder einen von Schweinsteiger angeführten Bayern-Block im Mittelfeld der deutschen Fußball-Nationalmannschaft mit dem gesetzten Lahm und Toni Kroos, den Löw wiederholt heraushebt („Er ist in einer klasse Form“), bevorzugen würden. Khedira wäre das prominente „Opfer“.
Dabei war der 27-Jährige trotz seiner monatelangen Verletzungspause wegen eines Kreuzbandrisses mit großen Ambitionen zur WM nach Brasilien angereist. Rückenwind hatte Khedira auch noch der Champions-League-Triumph mit Real gegeben.
Doch den Schwung konnte der frühere Stuttgarter zur WM nicht mitnehmen. Bei seinen Einsätzen gegen Portugal und Ghana war Khedira das Bemühen zwar nicht abzusprechen, die gewünschte tragende Rolle konnte er aber nicht ausfüllen.
Ganz anders Schweinsteiger bei seinem Kurzeinsatz gegen Ghana und beim Duell gegen die USA: Der 29 Jahre alte Münchner untermauerte sofort seinen Führungsanspruch, war präsent, ballsicher, kampf- und laufstark, gab den Takt vor.
Harmonie stimmte
Und außerdem harmonierte der Bayern-Star mit seinen Vereinskollegen Lahm und Kroos prächtig. Dies musste auch Khedira nach einem 90-minütigen Anschauungsunterricht von der Bank aus eingestehen. Wie geht es nun gegen Algerien weiter? Einen derart überzeugenden Schweinsteiger aus dem Team zu nehmen, wäre mutig, aber auch riskant, sollte es mit Khedira schiefgehen. Dann müsste sich Löw erklären.
Schweinsteiger, den der DFB-Coach als insgesamt „sehr stark“ einstufte, sei im Mittelfeld mit Kroos und Lahm immer anspielbar gewesen, urteilte der Bundestrainer. Das Trio war auch „taktisch sehr variabel“.
Deshalb sprach sich auch Torwart Manuel Neuer für eine Blockbildung gegen Algerien aus. Es sei „kein Nachteil, wenn Spieler zusammenspielen, die sich aus dem Verein kennen. Die Automatismen funktionieren“. Auch Kroos warb offen für die Bayern-Variante: „Man hat ja gesehen, dass wir gut harmonieren.“
Götze kehrt zurück
Nur Lahm wollte keine Diskussion entfachen und äußerte sich deshalb diplomatisch. Es könnten auch Leute „gut zusammenspielen, die aus unterschiedlichen Klubs kommen. Das hat die Vergangenheit ja gezeigt“, betonte der Kapitän.
Bei der Besetzung der Außenpositionen im Mittelfeld scheinen die Verhältnisse dagegen etwas klarer zu sein. Nachdem Lukas Podolski gegen die USA enttäuscht und nun auch noch verletzt ist, dürfte der wendige Mario Götze gegen die kantigen Algerier wieder erste Wahl sein. Mesut Özil bleibt auf rechts.
Der technisch versierte Profi vom FC Arsenal drängt eigentlich auch ins Offensiv-Zentrum, dorthin, wo sich vor allem Kroos bewegt. Doch Löw denkt nicht daran, auch noch in dieser Hinsicht etwas zu ändern. Özil könne auch gut auf der Halbposition spielen.
Ansonsten gäbe es ein (Luxus-)Problem mehr.
Das sind die 25 wertvollsten WM-Fahrer
sid