Tuchel tobt nach BVB-Pleite über verweigerten Hand-Elfmeter

Der FC Bayern bekommt es im Klassiker mit Borussia Dortmund zu tun. Was sagen Thomas Tuchel, die Bosse und die Stars? Wir fassen alle Stimmen zusammen.

München – Der Klassiker der Bundesliga steht auf dem Programm. Und auch, wenn die Tabellensituation diesmal nicht Erster gegen Zweiter heißt, steckt im Duell zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund wieder jede Menge Brisanz.

Bundesliga-Klassiker in München: FC Bayern empfängt Borussia Dortmund

Vor fast auf den Tag genau einem Jahr feierte Thomas Tuchel sein Debüt als Bayern-Trainer und besiegte dabei seinen Ex-Klub BVB 4:2. Auch im November holte er beim 4:0 in Dortmund mit seiner Mannschaft einen klaren Erfolg. Sein 50. Pflichtspiel als FCB-Coach wird nun sein vorerst letzter Klassiker gegen den BVB sein, im Sommer muss Tuchel den Klub verlassen.

Seit Freitag steht fest, dass sein Nachfolger nicht Xabi Alonso von Meisterschaftskonkurrent Bayer Leverkusen sein wird – Tuchel reagierte auf der Bayern-PK mit einem Lachen. Hocherfreut zeigte er sich über die aktuelle Personalsituation: Tuchel hat gegen den BVB zwar vier Ausfälle – aber auch zwei Asse im Ärmel. Wir sind gespannt, was Trainer, Spieler und die Verantwortlichen rund um den Klassiker zu sagen haben. Alle Stimmen und Interviews sind hier zusammengefasst:

Thomas Tuchel (Trainer FC Bayern) nach dem Spiel bei Sky über...

...die fehlende Einstellung: „Ich würde ihm gerne widersprechen, kann ich aber nicht. Es war kein hohes Niveau im Spiel, wir haben uns angepasst, Tempomangel und Leidenschaft vermissen lassen. Es ist unerklärlich, es ist manchmal schwer nach der Länderspielpause. Wir dachten, dass wir das nicht mehr erleben, dass ein Spiel einfach so dahingeht. Es ist wieder passiert.“

...den Last-Minute-Sieg der Leverkusener: „Mag sein. Das hat uns mit Sicherheit nicht geholfen. Wir dachten, dass wir vielleicht rankommen. Wir hatten was komplett anderes vor und haben es nicht auf den Platz bekommen.“

...die Länderspielpause: „Offensichtlich, es ist schwer das Gegenteil heute zu behaupten. Wir tun, was in unserer Macht steht. Wir haben in den letzten Wochen ordentlich gespielt mit der richtigen Einstellung. Die Mannschaft geht in die Länderspielpause, wir haben sie darauf vorbereitet. Es ist offenbar schwer für uns, die Spiele mit dem richtigen Biss und Leidenschaft anzugehen.“

...das vermeintliche Handspiel von Mats Hummels: „Ich würde einfach nur gerne wissen, ob er den Ball mit der Hand berührt. Deshalb gab es keinen Elfmeter, das war die Begründung. Das war dann falsch. Das ist natürlich eine krasse Fehlentscheidung, weil dafür ist ja der Keller da. Das ist die falsche Erklärung, das ist sehr ärgerlich. Über dem Kopf ist die Handbewegung mehr als unnatürlich, ein klarer Elfmeter. Es ist auf jeden Fall eine Schlüsselszene.“

...den frustrierten Leroy Sané bei seiner Auswechslung: „Ja, aber ich weiß nicht, ob es so viele Sichtweisen auf unsere Leistung heute geht. Es ist okay.“

...das Ende aller Meisterschafthoffnungen: „Selbstverständlich, natürlich. Nach dem Spiel heute brauchen wir nichts zu erzählen. Glückwunsch nach Leverkusen.“

Edin Terzic (Trainer BVB) nach dem Spiel bei Sky über...

...den Sieg: „Wir freuen uns und sind extrem zufrieden mit der Leistung. Es war ein verdienter Sieg, darauf können wir aufbauen.“

...den Schlüssel für den Sieg: „Wir müssen nicht nur mutig sein, wir müssen fleißig und widerstandsfähig sein und effektiv. Wenn das alles passt, dann kommt auch das Glück dazu.“

...das 2:0: „Wir haben eine gute Positionierung. Hier sind wir ruhig, cool geblieben und spielen es sauber zu Ende. Wahnsinn, was Ryerson, der heute auf der Kippe stand, heute abgerissen hat. Es war ein bisschen zu spät, wir hätten uns schon früher belohnen können.“

...seine eigene Zukunft und die Diskussionen: „Es ist ziemlich schwer mit euch. Wenn wir verlieren, ist eh alles scheiße. Jetzt haben wir gegen Bayern gewonnen und wir sprechen wieder über etwas Negatives der letzten Wochen. Am Ende der Saison werden wir sehen, ob wir unsere Ziele erreicht haben. Heute haben wir unser CL-Gesicht gezeigt. Den Modus müssen wir anmachen, damit wir dort auch nächste Saison spielen. Wir können die Antworten nur auf dem Platz geben. Jetzt freue ich mich auf die Kabine.“

Thomas Müller (Spieler FC Bayern) nach dem Spiel bei Sky über...

...die Niederlage: „Die Enttäuschung über unsere eigene Leistung ist schon groß. Die Länderspielpause hat uns scheinbar nicht gutgetan mit der Beinote, dass man mitkriegt, dass Leverkusen wieder den Last-Minute-Treffer macht. Man denkt, endlich lassen sie mal was liegen. Das war ein kleiner Dämpfer. Das ist aber keine wirkliche Entschuldigung. Im Spiel selber gibt es immer ein paar Knackpunkte. Zu unserer lebhaften Leistung waren wir nicht effektiv genug, einmal rettet Mats Hummels. Dortmund hat ordentlich gespielt, aber auch nicht die Sterne vom Himmel, gewinnt aber verdient. Das ist enttäuschend. Das war nicht das, was wir uns vor der Länderspielpause aufgebaut haben.“

...den fehlenden Klassiker-Modus: „Es gibt schon emotionale Knackpunkte, wenn man eben nicht den Ausgleich macht. Diese Momente haben wir verpasst. Wir hatten zu viele Ballverluste, individuell war es auch nicht gut genug.“

...die Meisterschaft: „Bin kein Mathematik-Professor. Ich weiß, dass es noch möglich ist. Aber wenn man ehrlich ist, das ist nicht realistisch. Wir müssen unsere Leistung bringen.“

...einen möglichen Strömungsabriss vor dem CL-Viertelfinale: „Es fühlt sich so an. Wir sind jetzt dafür verantwortlich, wieder in den Strom zu kommen. Heute ist es sehr enttäuschend.“

Joshua Kimmich (Spieler FC Bayern) nach dem Spiel bei Sky über...

...fehlenden Biss: „Das ist die entscheidende Frage. Das frage ich mich auch, wie wir so eine Einstellung an den Tag legen können. Das ist unerklärlich und frustrierend. Man hatte das Gefühl, es geht um nichts, es ist ein Freundschaftsspiel. Das darf uns in einem Heimspiel und gegen Dortmund niemals passieren.“

...den Last-Minute-Sieg von Leverkusen: „Die Leverkusen-Ergebnisse dürfen uns gar nicht interessieren. Wir müssen unsere eigenen Hausaufgaben machen. Wir müssen unsere Spiele gewinnen, darauf müssen wir uns konzentrieren.“

...möglicherweise fehlenden Dampf in der Woche: „Wir hatten ja eine relativ kurze Woche wegen der Nationalmannschaft. Aber so hätte ich das nicht erwartet. Es ist selbstverständlich, dass man in so einem Spiel da ist.“

...seinen Wechsel von der rechten Abwehrseite auf die Sechs: „Da war das Spiel ja schon relativ wild. Für mich ist es komplett egal, ob rechts oder auf der Sechs, die Diskussion hatten wir schon zur Genüge.“

...das erste Gegentor: „An sich waren wir nach dem Fehlpass nicht ordentlich im Gegenpressing. Ich stehe hoch im Spielaufbau, trotzdem hatten wir noch genügend Spieler, die es noch verteidigen können.“

...die Alonso-Absage: „Ehrlicherweise haben wir nicht darüber diskutiert.“

...das CL-Viertelfinale gegen Arsenal: „Erstmal sollten wir Spieler uns hinterfragen. Wir brauchen uns gar nicht so viele Gedanken über den Trainer zu machen. Mit so einer Einstellung wird es gegen jeden Gegner schwer, speziell in der Champions League.“

...den nötigen Turnaround: „Es gibt viele Gründe für jeden einzelnen von uns gute Spiele zu zeigen. Wir haben eine EM und sind noch in der Champions League. Wir müssen uns über die Liga ein gewisses Selbstvertrauen erarbeiten, um in der Champions League gute Spiele zu zeigen.“

Mats Hummels (Spieler BVB) nach dem Spiel bei Sky über...

...den Sieg als Statement: „Von uns als Mannschaft. Wir haben einen sehr starken Auftritt gezeigt, uns nicht den Schneid abkaufen lassen. Wir hätten es mit dem Ball noch besser machen können. Wir können sie noch besser bespielen. Trotzdem haben wir es sehr gut gemacht und viel besser als die letzten Jahre hier.“

...seine starke Leistung: „Wir können schon alle ein bisschen verteidigen, da braucht man nicht nur mich herauszunehmen. Wir haben im Verbund sehr gute Arbeit geleistet.“

...sein 29. Spiel im Klassiker (Rekord) und viele Niederlagen: „Man kann das Demütigung nennen, es gab heftige Ergebnisse hier. Deshalb war es wichtig, dass wir mal wieder gewinnen, dass die Jahre nicht zweistellig gezählt werden. Es ist intern für uns ein Statement, dass wir es können, Fußball spielen können. Uns erwartet nichts anderes im April, das war ein guter Start.“

...seine Kung-fu-Rettung: „Ich bin zwar nicht schnell, aber schon immer sehr beweglich. Ich bin froh, dass er nicht Elfmeter gegeben hat. Das sind schöne Szenen für einen Verteidiger. Punkt.“

...eine mögliche Vertragsverlängerung beim BVB: „Lust habe ich eh, es tut halt nur viel weh. Mal schauen, wie weit es noch geht. Es ist gar nichts entschieden in irgendeine Richtung, das wird von mir erst nach Saisonende entschieden.“

Thomas Tuchel (Trainer FC Bayern) vor dem Spiel bei Sky über...

...seinen Start vor einem Jahr mit dem BVB und sein nun feststehendes Aus: „So funktioniert es ja nicht. Wir haben damals mit dem Wissen von damals losgelegt. Es ist so, wie es ist.“

...die These, ob der Umbruch wertvoller als der zwölfte Titel in Folge ist: „Das müssen Sie die Vereinsverantwortlichen fragen. Wir werden immer im Sinne der Mannschaft das Beste herausholen.“

...die These, dass er aufgrund der Kimmich-Entscheidung als Rechtsverteidiger der Bruder im Geiste von Bundestrainer Julian Nagelmsann wäre: „Sie locken mich. Das werden wir intern analysieren. Es ist auch kein Problem, unterschiedlicher Meinung zu sein. Wir haben bis heute unser Bestes gegeben. Heute ist ein großes Spiel, darauf sind wir vorbereitet.“

...den Last-Minute-Sieg von Leverkusen: Wir hatten jetzt einen kleinen Stimmungsdämpfer mit dem Ergebnis in Leverkusen. Wir kamen rein, da sind gerade die Tore gefallen. Ich dachte eigentlich, das zweite Tor wäre Abseits gewesen. Das wäre ein schöner Rahmen gewesen für uns und die Zuschauer, den Rückstand zu verkürzen.“

...das Duell gegen Dortmund: „Wir werden immer überprüft. Wir sind im Viertelfinale, Dortmund ist im Viertelfinale. Im März geht es ans Eingemachte, da muss jeder eine Schippe drauflegen, es geht um die Titel. Das muss man uns anmerken. Wir sind sehr gut drauf und wollen gewinnen.“

...einen möglichen Stresstest für die Defensive: „Dortmund hat Körperlichkeit und Geschwindigkeit. Wir wollen unser Spiel durchdrücken.“

...den Ausfall von Manuel Neuer: „Der Ausfall wiegt immer schwer. Er ist ein Ausnahmespieler, mit niemandem zu vergleichen. Trotzdem haben wir Vertrauen in Ulle. Er war immer da, wenn er gebraucht wurde.“

... Harry Kane, der nach eigener Angabe wieder bei 100 Prozent ist: „99 würde ich sagen. Er würde mir widersprechen. Er hat viele Trainingstage gebraucht. Er braucht den Spielrhythmus, er hatte einen kleinen Restart. Er spielt beschwerdefrei und wir werden ihn nicht zurückhalten.“

Edin Terzic (Trainer BVB) vor dem Spiel bei Sky über...

...die These, ob heute endlich der Tag gekommen sei, die Bayern wieder zu schlagen: „Es wird auf jeden Fall Zeit. Wir sind guter Dinge und haben uns viel vorgenommen, wollen mutig sein. Wenn wir dann noch effektiv sind, schlägt vielleicht das Glück auf unsere Seite.“

...die CL-Chancen nach dem Leipziger 0:0 gegen Mainz: „Wir sind hier. Solange es möglich ist, werden wir darum kämpfen.“

...die Anfangsphase, die entscheidend sein könnte, wie vor einem Jahr: „Wir waren viel zu nervös in der Startphase. Das wollen wir heute deutlich besser machen.“

...fehlenden Mut in München vor einem Jahr: „Ich glaube schon, dass wir hier vor zwölf Monaten sehr mutig gestartet sind. Dann gab es ein unglückliches Gegentor und das Momentum ist auf Bayerns Seite gekippt. Wir müssen widerstandsfähig und mutig mit dem Ball sein.“

...den Ausfall von Torwart Kobel, der ein Problem sein könnte: „Nein, überhaupt nicht. Er ist unsere Nummer eins, einer der Torhüter besten Europas. Aber Alex (Meyer, Anm.d.Red.) ist definitiv die beste Nummer zwei der Liga. Wir brauchen ihn heute, wir trauen es ihm zu.“

...Mats Hummels, der heute für Niklas Süle in der Startelf steht: „Ich habe mich nicht für Mats Hummels entschieden, sondern für elf Borussen. Sie haben es alle gut gemacht. Wir haben die Entscheidung für ihn und Schlotterbeck getroffen, nicht gegen jemand anderes.“

...den Einsatz von Karim Adeyemi, der Donyell Malen ersetzen muss: „Wir kennen seine Fähigkeiten, müssen ihn immer ins Laufduell bringen. Er muss aber auch viel arbeiten für den Sieg.“

(ck)

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