Uli Hoeneß soll während der WM das DFB-Team angerufen haben, um vor einem Einsatz von Mesut Özil zu warnen. Doch gab es dieses Gespräch wirklich? Jetzt äußerten sich Jogi Löw ud Oliver Bierhoff zu dem Gerücht.
Update vom 30. August: Löw redet Klartext über angeblichen Hoeneß-Anruf zu Özil
Es war ein Zeitungsbericht, der aufhorchen ließ: Uli Hoeneß soll laut Informationen der Bild während der WM im DFB-Quartier angerufen und den Bundestrainer davor gewarnt haben, Mesut Özil im letzten Gruppenspiel gegen Südkorea aufzustellen. Klar also, dass Jogi Löw bei der Analyse zur WM-Blamage auch auf dieses Gerücht angesprochen wurde. Und der Bundestrainer bezog Stellung.
Mit eindeutigen Worten machte Löw bei der Pressekonferenz klar: „Uli Hoeneß hat mich während des WM-Turniers nicht angerufen.“ Doch führte Oliver Bierhoff ein Gespräch mit dem Präsidenten des FC Bayern - und darin sei es auch um die DFB-Elf gegangen. Bierhoff verriet: „Wir haben lange telefoniert. Er hat den Hinweis gegeben, dass er an der ein oder anderen Stelle einiges anders machen würde. Und das habe ich so aufgenommen.“ Ob es bei Hoeneß‘ Vorschlägen dabei allerdings explizit um Mesut Özil ging, verriet der DFB-Manager nicht.
Und dann kanzelte Oliver Bierhoff Uli Hoeneß auch noch mit einem Seitenhieb ab. Mit deutlichen Worten sagte Bierhoff: „Er ist immer noch Aufsichtsrat des FC Bayern München und nicht der Trainer der deutschen Nationalmannschaft.“
Von solchen Auseinandersetzungen möchte man sich andernorts wohl fernhalten. In Istanbul durfte Loris Karius zum Beispiel nicht vor der Presse über Özil reden.
Update vom 21. August: Harsche Kritik an FC-Bayern-Boss Hoeneß für Özil-Kritik
Der Auftritt von Uli Hoeneß am Sonntag bei Sky sorgt nach wie vor für Wirbel in der Fußball(medien)welt. Die kernigen Aussagen des Präsidenten des FC Bayern München beim „Wontorra“-Talk stoßen nämlich nicht bei allen Beobachtern auf Gegenliebe. Vor allem die herabsetzenden Zitate zu Mesut Özil, dessen sportlicher Leistung und Verhalten bei der deutschen Nationalmannschaft rufen teilweise Unmut hervor. „Er ist ein gut vermarktetes Produkt, das ihn viel besser darstellt, als er ist. Für mich der einzige große Vorwurf: Wäre Löw häufiger nach London zu Arsenal geflogen und hätte ihn sich vor Ort angeschaut, hätte er ihn wahrscheinlich aus sportlichen Gründen nicht mitgenommen. Dann hätten wir uns das ganze Theater erspart“, glaubt der 66-jährige Bayern-Boss.
Anlass genug für das Magazin für Fußballkultur 11Freunde, den „merkwürdigen Aussagen von Uli Hoeneß“ einen zweiseitigen Onlineartikel zu widmen. „Warum er (Hoeneß, Anmerk. d. Red.) so eine Abneigung gegen den Spielmacher hegt, warum er die Fakten, die Özil zum Beispiel als einen Rekord-Vorlagen-Geber in der Geschichte der Premier League ausweisen so vehement ignoriert und seine Polemik über Tatsachen stellt, bleibt sein Geheimnis“, heißt es in dem Text. Hoeneß schimpfe in fragwürdiger Weise einem einzelnen Menschen hinterher und erhebe Özil erneut in den Stand einer Zielscheibe. Das Urteil des Magazins über Hoeneß: „Aus der ‚Abteilung Attacke‘ ist ein Nachtreter geworden.“
Update vom 20. August 2018: FC-Bayern-Präsident Uli Hoeneß kritisiert Borussia Dortmund
Es war eine Bemerkung, die im Talk auf Sky ein wenig unterging. Uli Hoeneß, der sich während der Weltmeisterschaft auch über Mesut Özil per Telefon mit dem DFB unterhalten haben und dessen Nichtberücksichtigung für das letzte Gruppenspiel gegen Südkorea gefordert haben soll, plauderte bei „Wontorra“ nämlich nicht nur über die Transferpolitik des FC Bayern, sondern ließ sich auch zu einer Breitseite gegenüber dem Bundesliga-Konkurrenten Borussia Dortmund hinreißen.
FC Bayern-Boss Uli Hoeneß bei Sky: Attacke auf Borussia Dortmund wegen 50+1
Es geht um die Thematik „50+1“. Diese Regel besagt, dass ein Investor in Deutschland nicht die komplette Stimmenhoheit über einen Fußballverein erlangen kann, da die Vereine beziehungsweise ihre Mitglieder immer die Mehrheit der Anteile an ihrem Klub halten müssen. Seit langem wird innerhalb des deutschen Profifußballs diskutiert, diese Regel abzuschaffen, um den Klubs mehr finanziellen Spielraum zu geben und im internationalen Kräftemessen an Stärke zu gewinnen.
„Wir waren dafür, die 50+1-Regel abzuschaffen. Nicht weil wir uns davon Vorteile versprechen. Wir wollen anderen Klubs die Möglichkeit geben, sich wirtschaftlich besser aufzustellen. Wir verstehen nicht, warum Dortmund gegen die Abschaffung ist. Wahrscheinlich wollen sie ihre Konkurrenz kleinhalten“, ätzte Hoeneß in Richtung des BVB.
Vor einigen Wochen hatte die Mehrheit der Profiklubs, darunter auch Borussia Dortmund, gegen eine Abschaffung von 50+1 gestimmt. Hoeneß glaubt, dass vor allem kleinere Klubs von der 50+1-Abschaffung profitieren - seine Begründung: "Wir wollen ihnen auch ein Alibi nehmen. Sie sagen immer, der FC Bayern ist nicht dafür, damit sie keine Konkurrenz bekommen, das ist falsch."
Warnte Hoeneß den DFB vor Özil? Bericht über seltsamen Anruf lässt aufhorchen
München - Fünf Tage vor dem Startschuss in der Bundesliga ist mal wieder Zeit für Klartext. In der Sky-Sendung „Wontorra - Der Fußball-Talk“ äußert sich Bayern-Präsident Uli Hoeneß zu den wichtigen Themen der Fußball-Welt. Der 66-Jährige meldet sich zur Trainerfrage, möglichen Abgängen, Neuverpflichtungen, horrenden Transfersummen und dem WM-Debakel der Nationalmannschaft zu Wort.
Eines allerdings soll er nach unverifizierten Informationen der Bild-Zeitung dabei nicht erzählt haben: So soll Hoeneß im russischen Quartier des DFB angerufen und vor einem Einsatz von Özil im letzten Gruppenspiel gegen Südkorea gewarnt haben, heißt es in dem Bericht.
Gebracht hat der mögliche Anruf jedenfalls nichts, der Bundestrainer stellte Özil auf und ignorierte den Vorschlag. Im TV kritisierte Hoeneß Özil abermals scharf: „Er ist ein gut vermarktetes Produkt, das ihn viel besser darstellt, als er ist. Für mich der einzige große Vorwurf: Wäre Löw häufiger nach London zu Arsenal geflogen und hätte ihn sich vor Ort angeschaut, hätte er ihn wahrscheinlich aus sportlichen Gründen nicht mitgenommen. Dann hätten wir uns das ganze Theater erspart.“ Auch zu anderen Themen äußerte er sich bei Wontorra deutlich.
Kritik auch vom Team-Kollegen:
Uli Hoeneß über das Pokalspiel
„Wir haben nicht gut gespielt. In der ersten Pokalrunde muss man nur weiterkommen. Vergessen wir das Spiel. Unsere Spieler haben darauf geachtet, dass sie sich nicht verletzten. Jetzt kommen in der Bundesliga richtig starke Gegner, da ist die Motivation unserer Spieler größer.“
Uli Hoeneß über die Trainerpersonalie beim FC Bayern
„Schon nach sechs Wochen mit Niko Kovac kann man sagen, dass wir den richtigen Trainer geholt haben. Er hat das Bayern-Gen. Der Kontakt zwischen ihm und vielen Mitarbeitern im Klub ist niemals abgerissen. Er weiß, was wir von ihm erwarten, Es wird hart gearbeitet und viel Wert auf Disziplin gelegt, die Spieler habe nicht mehr so viele Freiheiten. Wenn das so weitergeht, wird er viele Jahre bei Bayern trainieren. Da können Sie sicher sein.“
„Wir haben vorher einen Trainer geholt, der alles gewonnen hatte. Das mit Carlo Ancelotti ist total in die Hose gegangen. Es sind nicht die Titel entscheidend, sondern der Trainer.“
„Erste Wahl war Jupp Heynckes. Als er abgesagt hat, haben wir uns für Niko Kovac entschieden. Dass er nicht erste, zweite oder dritte Wahl war, ist Spekulation der Medien. Tuchel hat nie abgesagt, er hat nur vorher in Paris zugesagt. Ihm hat es zulange gedauert, weil wir auf Heynckes gewartet haben - was man bei einem so großen Trainer wie Heynckes auch machen muss.“
„Das Märchen, dass er (Tuchel, Anm. d. Red.) unsere erste Wahl war, ist einfach falsch. Wir sind gut damit gefahren, dass wir unsere Entscheidungen unbeeinflusst von außen treffen. Wir waren nach der Absage von Heynckes und dem Telefonat mit Tuchel fokussiert auf Kovac. Hasan ist nach Frankfurt gefahren und hat in zwei Stunden alles klargemacht. Absagen kann Tuchel doch nur, wenn wir konkret verhandelt hätten.“
„Wir waren nach dem Champions-League-Spiel in Paris in der größten Not. Wenn uns dann jemand aus der größten Scheiße herausholt, gibt man den nicht so leicht auf.“
„Julian Nagelsmann ist ein ganz toller Trainer. Für ihn ist es mit seinem Alter und der Vita noch drei, vier, fünf Jahre zu früh für Bayern. Er wird irgendwann einmal Bayern trainieren können - aber nicht jetzt.“
Lesen Sie dazu auf tz.de*: Hoeneß überglücklich mit Kovac: „Die Schlaumeier wollten uns Tuchel einreden“
Uli Hoeneß über das aktuelle Team und mögliche Abgänge
„Wir haben die Verträge mit Franck Ribery und Arjen Robben auch unter der Prämisse verlängert, dass auch mal jüngere Spieler zum Einsatz kommen. Es soll ein Übergangsjahr werden. Das zu moderieren, ist Aufgabe des Trainers.“
„Robert Lewandowski hatten wir immer im Griff. Nur seinen Berater hatten wir nicht im Griff. Er wollte einen Termin bei uns haben. Da habe ich gesagt, ich habe am 2. September um 14:30 Uhr Zeit (nach Transferschluss, Anm. d. Red.).“
„Wenn Robert den Rucksack, den ihm sein Berater auferlegt hat, am 31. August ablegt, haben wir den besten Zugang, den wir uns wünschen können. Wir wollen der Fußballwelt zeigen, dass auch bei Angeboten von weit über 100 Millionen nein gesagt werden kann. Das tut der Fußballwelt gut, dass da ein Verein ist, der nicht an der Börse ist oder von Oligarchen geführt wird.“
„Robert wusste, wenn er einen großen Vertrag bekommen will, dann wäre jetzt die Möglichkeit gewesen. Mit unserer Entscheidung ist das nun beendet. Wenn einer ständig sagt, dass er weg will, passt das den anderen Spielern nicht, aber das wird Ende August ad acta gelegt.“
„Sebastian Rudy hat das Gefühl, dass er beim FC Bayern zu wenig Spielpraxis bekommt. Wenn er auf uns zukommt und weg will, würden wir eine Lösung anstreben - wenn die Ablöse stimmt. Er ist auf Hasan Salihamidzic zugekommen. 15 Millionen Euro werden sicher nicht reichen. Ich bin ein glücklicher Mensch, wenn Sebastian bei uns bleibt.“
„Wir haben bei Jerome Boateng gesagt, wenn er einen Verein findet, werden wir uns damit beschäftigen. Es kommt nur noch Paris in Frage. Wenn sie nicht entsprechend bezahlen, dann bleibt er und alles ist okay. Wir glauben, dass wir mit Niklas Süle, Mats Hummels und Javi Martinez Spieler haben, die ähnlich gut sind, und wenn der Spieler weg will und wir Geld bekommen können, dann beschäftigen wir uns damit. Die Chancen stehen 50:50.“
Uli Hoeneß über mögliche Verstärkungen
„Wir sammeln im Moment etwas Geld ein für den Fall dass wir nächstes Jahr größer einkaufen müssen. Das entscheiden die Spieler in dieser Saison. Nur Geld auszugeben, um das Sommerloch der Medien auszufüllen, halte ich für falsch.“
„Wir kaufen doch nicht Spieler ein, um Spieler einzukaufen. Es wird er Tag kommen, an dem auch wir wieder einkaufen werden müssen.Wir wollen Spieler aus unseren Jugendteams hochholen und auch immer mal wieder einen teuren Spieler verpflichten. Das ist der Weg, den wir gehen wollen.“
„Ich darf daran erinnern, dass Real Madrid noch keine großen Transfers getäigt hat. Es scheint so, dass auch andere große Vereine zur Vernunft kommen.“
„Das ganze Financial Fairplay können sie in die Tonne kloppen - das ist sowieso nichts wert. Es wird jedes Jahr ad absurdum geführt und ganz legal umgangen.“
„Ich halte es für wichtiger, seriös zu wirtschaften, als die Champions League zu gewinnen. Selbst wenn wir 500 Millionen Euro auf dem Konto hätten, würden wir keinen Transfer für 200 Millionen machen. Kein Mensch ist 200 Millionen wert.“
„Der FC Bayern bekommt von Sky und Co. 70 Millionen Euro im Jahr, Manchester United bekommt von Sky 300 Millionen Euro im Jahr.“
Uli Hoeneß über die Zukunft des FC Bayern und des deutschen Fußballs
„Für uns wäre es besser, wenn die Distanz zwischen uns und dem anderen Klubs kleiner wäre. Das erhöht den Druck. Wenn am mit 15, 20 Punkten Vorsprung antritt, ist der Druck nicht so hoch. Das wirkt sich auch auf die Champions League unter der Woche aus.“
„Wir waren dafür, die 50+1-Regel abzuschaffen. Nicht weil wir uns davon Vorteile versprechen. Wir wollen anderen Klubs die Möglichkeit geben, sich wirtschaftlich besser aufzustellen. Wir verstehen nicht, warum Dortmund gegen die Abschaffung ist. Wahrscheinlich wollen sie ihre Konkurrenz kleinhalten.“
„Was bei 1860 mit Hasan Ismaik passiert, ist eine Katastrophe. Da wird ja die 50+1-Regel mit Füßen getreten. Dieses Chaos, das durch die Hereinnahme dieses Investors entstanden ist, gibt den Leuten, die dagegen sind, immer Wasser auf die Mühlen. Da weiß ja die linke Hand nicht, was die rechte macht. Insofern gibt es hier ein ganz schlechtes Beispiel, was für die Argumentationskette schlecht ist.“
„Das Bestreben ist, die Fans und Mitglieder glücklich zu machen und einen Jahresgewinn zu erwirtschaften. Nur das ist die Basis für die Zukunft.“
„Karl-Heinz Rummenigges Vertrag läuft bis Ende 2019, ich bin bis November 2019 gewählt. Diese anderthalb Jahre werden wir dazu nutzen, darüber nachzudenken, ob der eine oder andere weitermacht. Das nächste wäre, Karl-Heinz zu fragen, ob er über 2019 hinaus weitermacht - was ich sehr begrüßen würde. Die Lücke nach uns zweien wird groß sein. Egal wer das macht - es wird eine schwierige Zeit. Es geht auf keinen Fall dass beide gleichzeitig aufhören. Das können wir dem Verein nicht antun.“
Lesen Sie auch auf tz.de*: Erfolgreicher Unternehmer mit Empfehlung an FC Bayern, doch Hoeneß will davon nichts wissen
Uli Hoeneß über das WM-Debakel und die Folgen
„Ich bin davon überzeugt, dass sich bei uns zum Ende der Saison eine eine gewisse Müdigkeit eingeschlichen hat. Das hat sich auch auf die Nationalmannschaft ausgewirkt. Eins ist auch klar: Nur wenn der FC Bayern erfolgreich ist, funktioniert auch die Nationalmannschaft. Wir müssen wieder hart arbeiten - das hat mir auch bei der WM von der deutschen Mannschaft gefehlt. Ich bin überzeugt, dass wir in den nächsten sechs bis acht Wochen auch von der Nationalmannschaft wieder starke Leistungen sehen werden.“
„Schnellschüsse sind nie gut. Ich finde es gut, dass man sich Zeit nimmt, aber am Ende muss sich das eine oder andere ändern. Ich wäre dafür, dass man die Nationalmannschaft aus dem DFB herausnimmt. Das Team sollte von einem professionellen Management geführt werden.“
Lesen Sie auch: Fall Özil: DFB-Chef räumt Fehler ein - und will eine Sache abschaffen
*tz.de ist Teil des deutschlandweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerkes
mg