Der Wechselfehler des FC Bayern sorgt weiter für Gesprächsstoff in der Bundesliga. Der SC Freiburg zögert mit einem offiziellen Protest - warum nur?
München - Seit dem vergangenen Samstag ist die Bundesliga um eine Kuriosität reicher. Beim 4:1-Auswärtssieg gegen den SC Freiburg wollte Bayern-Trainer Julian Nagelsmann in der 86. Minute eigentlich nur einen normalen Wechsel durchführen: Kingsley Coman sollte für Marcel Sabitzer den Platz verlassen. Da Teammanagerin Kathleen Krüger dem Vierten Offiziellen fälschlicherweise die falsche Rückennummer weitergab, blieb der Franzose noch einige Sekunden auf dem Feld, während Sabitzer den grünen Rasen schon betrat - für knapp 20 Sekunden spielte der deutsche Rekordmeister mit 12 Spielern.
FC Bayern München: Wechselfehler könnte Rekordmeister um die Ohren fliegen
Die Freiburger um Trainer Christian Streich haben bislang auf einen offiziellen Protest verzichtet, dabei werden den Breisgauern aus juristischer Sicht gute Chancen eingeräumt. In Paragraf 17, Absatz 4, der Rechts- und Verfahrensordnung beschreibt das Regelbuch des DFB ein solches Vergehen: „War in einem Spiel ein Spieler nicht spiel- oder einsatzberechtigt, so ist das Spiel für die Mannschaft, die diesen Spieler schuldhaft eingesetzt hatte, mit 0:2 verloren zu werten (...).“
Der Screenshot ist relativ eindeutig: 11 Feldspieler des @FCBayern auf dem Platz. Eigentlich egal, wie lange. Wenn ein unberechtigter Spieler ein- und sofort wieder ausgewechselt wird, wird das Spiel auch für Gegner gewertet. Wird interessant, was #DFB entscheidet #SCFFCB @spox pic.twitter.com/9e1NTnY8jT
— MVolkmar (@MartinVolkmar) April 2, 2022
Trotz dieser klaren Regelung muss an der Säbener Straße auch nicht zwanghaft um die drei Punkte gezittert werden. Regel 3 mildert die Folgen des kuriosen Fehlers im Gegenzug merklich ab: Der Abschnitt „Zusätzliche Personen auf dem Spielfeld“ erklärt, dass Schiedsrichter Christian Dingert dem überzähligen Spieler einfach die Gelbe Karte hätte zeigen und ihn anschließend des Feldes verweisen müssen. Weitere negative Folgen hätten die Münchner nicht mehr zu befürchten.
Uli Hoeneß: Faires Verhalten im März 2005 ausschlaggebend?
Das zögerliche Verhalten könnte laut einem Bericht der Bild-Zeitung mit einer fairen Geste aus der Vergangenheit zu tun haben. Im März 2005 trifft der FC Bayern im Viertelfinale des DFB-Pokals auf den SC Freiburg. Wenige Stunden vor dem Spiel erfährt Bayern-Manager Uli Hoeneß, dass Freiburgers damaliger Trainer Volker Finke entgegen der Vorschrift einen Nicht-EU-Ausländer zu viel im Kader aufbietet (erlaubt waren damals maximal fünf).
Hoeneß soll Finke damals mit den Worten, „mit diesem Kader haben Sie das Spiel schon verloren“, auf seinen Fehler hingewiesen haben. Der Freiburger-Trainer kann seinen Fehler noch ausbügeln, die Partie geht dennoch mit 0:7 verloren. Der lange Überlegungsprozess könnte nun als Geste der Dankbarkeit für Hoeneß‘ faires Verhalten interpretiert werden, vermutet die Bild.
SC Freiburg: Punkte könnten entscheidend werden
Durch die Niederlage von Verfolger Borussia Dortmund wäre ein möglicher Punktverlust für die Münchner im Meisterschaftskampf wohl noch zu verschmerzen. Für die Breisgauer könnten die drei Punkte, die nach einem erfolgreichen Protest auf ihr Konto wandern würden, den entscheidenden Unterschied im Kampf um die Champions League-Plätze ausmachen. Ein solcher Einspruch würde den SC Freiburg „nur“ 500 Euro kosten. (to)