Emotionale Beichte: Bayern-Boss Kahn erzählt von Depressionen – „Mir schauten zwei Milliarden zu“

Vorstandsboss des FC Bayern: Oliver Kahn.
 ©IMAGO / Eibner

Oliver Kahn berichtet in einem Podcast von Fußball-Erlebnissen, an denen er beinahe zerbrochen wäre. Der Vorstandschef des FC Bayern kritisiert „erniedrigende Affenlaute“.

München – Wer das vielleicht beste Spiel des Oliver Kahn recherchiert, stößt unweigerlich auf das Champions-League-Finale des FC Bayern am 23. Mai 2001 in Mailand gegen den FC Valencia (5:4 i.E.). Kahn hielt, damals 31 Jahre jung, die Elfmeter des Slowenen Zlatko Zahovic, des Italieners Amedeo Carboni und des Argentiniers Mauricio Pellegrino.

Oliver Kahn: CEO des FC Bayern erzählt von Burn-out und Depressionen

Doch auch in den kommenden Wochen überragte der damalige Weltklasse-Torwart anschließend bei der Fußball-WM 2002 in Japan und Südkorea. Bestes Beispiel: Das WM-Viertelfinale gegen die USA (1:0), als ein passives DFB-Team am 21. Juni die Amerikaner nur schlug, weil Kahn zwischen den Pfosten zur Höchstform auflief. Mit reihenweise Top-Paraden brachte der Badener insbesondere den späteren Münchner Landon Donovan (2009) zur Verzweiflung.

Mehr noch: Hinterher wurde Kahn zum besten Spieler des Turniers ausgezeichnet, obwohl ihm im Finale ein folgenschwerer Fehler unterlief. Denn: Gegen Brasilien (2:0) ließ er nach 67 Minuten den Ball unglücklich nach vorne abklatschen, sodass der seinerzeit galaktische Ronaldo zur Führung für die Südamerikaner abstauben konnte.

Im Video: Bayern-Boss Oliver Kahn spricht über Burn-out und seine Depressionen

Unter anderem jenes prägende Erlebnis sorgte dafür, dass der heutige Vorstandschef des deutschen Bundesliga-Rekordmeisters später mit Burn-out und Depressionen zu kämpfen hatte, wie der heute 53-Jährige nun in einem Podcast erzählte.

Oliver Kahn: Bayern-Boss wäre beinahe an verlorenem WM-Finale 2002 zerbrochen

Diesen hat er gemeinsam mit seinem langjährigen Therapeuten Florian Holsboer aufgenommen, der Medizinprofessor leitete bis 2014 das Münchner Max-Planck-Institut für Psychiatrie. Kahn erklärte in dem Podcast, dass er am WM-Finale 2002 beinahe zerbrochen wäre. „Mir schauten zwei Milliarden Menschen beim Versagen zu“, meinte Kahn.

Die Scham darüber, sein überbordender Ehrgeiz, wachsender Erfolgsdruck von außen und sportliche Misserfolgserlebnisse wie das in der Nachspielzeit verlorene Champions-League-Finale mit den Bayern 1999 hätten ihn schließlich regelrecht verzweifeln lassen, erzählte der CEO des FC Bayern. Mitunter sei er daheim kaum noch die Treppe raufgekommen.

Oliver Kahn: Bayern-Chef kritisiert Fußball-Fans für „erniedrigende“ Affenlaute

Kahn kritisierte weiter „erniedrigende“ Affenlaute und Bananenwürfe gegnerischer Fans während seiner aktiven Laufbahn. Immer wieder waren bei Auswärtsspielen Bananen in den Strafraum von Kahn geflogen, zum Beispiel bei Borussia Dortmund 2004 und 2005. BVB-Fans schrieben damals auf ein großes Banner auf der „Südtribüne“: „Bananen für Olli – futtert den Affen!“

Kahn lobte indes, dass der Münchner Spieler Benjamin Pavard kürzlich so offen über Depressionen während der Corona-Lockdowns reden konnte. Das sei zu seiner aktiven Zeit bis 2008 undenkbar gewesen, sagte Kahn in dem Podcast.

Benjamin Pavard: Bayern-Star litt während Corona-Lockdowns an depressiven Stimmungsschwankungen

„Ich mag das Wort depressiv nicht, aber so war es. Ich habe mich anderen geöffnet, und heute fühle ich mich viel besser“, hatte der französische Nationalspieler Pavard der Zeitung Le Parisien gesagt: „Ich bin ein Mensch wie jeder andere auch, und auch, wenn ich ein superschönes Haus mit einem Kraftraum habe, brauchte ich den Kontakt mit anderen. Ich bin aufgewacht, hatte keinen Appetit. Ich versuchte, fleißig zu bleiben, zu kochen, Serien anzuschauen. Aber Netflix ist für zwei Minuten nett.“ (pm/dpa)

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