Phänomen Müller: Das macht ihn so stark

Thomas Müller schoss bislang neun WM-Tore.
 ©dpa

Santo Andre - Bei der WM 2014 macht Thomas Müller da weiter, wo er vor vier Jahren in Südafrika aufgehört hat. Was macht den 24-Jährigen so stark?

Bei Weltmeisterschaften werden Stars geboren - oder sie scheitern gerade dort. Während ein zweimaliger Weltfußballer wie Cristiano Ronaldo auf der größtmöglichen Bühne auch bei seiner dritten Teilnahme gehemmt gewirkt hat, scheint der fußballerisch weniger beschlagene deutsche Nationalstürmer Thomas Müller dort geradezu aufzublühen.

„Thomas Müller weiß sehr gut, Situationen auf dem Spielfeld zu erfassen. Er ist im Kopf sehr flexibel und handelt oft unerwartet und unorthodox“, erklärte Sportpsychologe Professor Michael Kellmann von der Ruhr-Universität Bochum dem Sport-Informations-Dienst (SID). Müller kreiere dadurch für seine Gegenspieler „schwierige Situationen auf dem Spielfeld und wird dadurch unberechenbar.“

Der Dreierpack gegen Portugal im ersten Gruppenspiel und das Siegtor gegen die USA - bereits seine WM-Tore sechs bis neun in neun WM-Spielen - haben Müller noch stärker in den Fokus gerückt. Den Druck hat der Bayern-Spieler bislang aber gut verarbeitet: „Er gibt sich immer noch sehr unbekümmert, wirkt in Interviews sehr authentisch und sagt auch mal, wenn ihm etwas nicht passt“, sagt Kellmann. Für eine Mannschaft sei ein solcher Typ „ein Glücksfall“.

Was passiert in einer Krise?

Allerdings müsse man auch bedenken, sagt Kellmann, dass es für Müller als Einzelperson und im Mannschaftsverbund bislang keine echten Tiefschläge bei einer WM gab. „Bislang läuft es gut. Erst wenn mal eine Krise kommt, muss man weitersehen. Dann zeigt sich, ob nicht nur jeder Einzelne, sondern auch das sonst so gut eingespielte Team funktioniert. Kellermann ist freilich sicher, dass durch DFB-Psychologe Hans Dieter Hermann `regelmäßig und kontinuierlich“ gute mentale Arbeit geleistet wird.

Herrmanns Arbeit äußere sich darin, erläutert Kellmann, dass auch Erwartungshaltungen innerhalb eines Teams „solide aufgefangen“ und auch Rückschläge in der Nachbetrachtung angemessen analysiert werden. Für den Psychologen ist klar: „Der Faktor Kopf spielt eine große Rolle.“

Das Phänomen Thomas Müller hat aus wissenschaftlicher Sicht aber noch eine weitere, sehr viel greifbarere Facetten: „Er hat den absoluten Siegeswillen. Was die Laufbereitschaft gegen den Ball angeht, ist er nahezu perfekt. Er begeht kaum taktische Fehler, ist kognitiv von seinen Trainern komplett “eingenordet'„, erläuterte Professor Daniel Memmert vom Institut für Kognitions- und Sportspielforschung an der Deutschen Sporthochschule Köln.

Müller, ein kreativer Räume-Sucher

Dazu tauche Müller in der Offensive "immer wieder in Räumen auf, die andere nicht erkennen. Hier ist er im Gegensatz zu seiner defensiven Disziplin sehr freiheitlich. Er ist gewissermaßen ein kreativer Räume-Sucher.“

Dass Müller diese im Weltfußball einzigartige Fähigkeit komplett in die Wiege gelegt wurde, verneint Memmert. Er beschäftigt sich seit Jahren mit taktischen Lernumwelten und flexiblen situativen Trainingsreizen im Fußball und glaubt deshalb: Müller habe „gewiss einen sehr guten Instinkt - doch nach heutigem Forschungsstand kann und muss man sich in diesem Bereich auch sehr viel durch zielgerichtetes, qualitativ hochwertiges Training aneignen. Hier müssen seine Trainer sehr gute Arbeit geleistet haben.“

Das Phänomen Thomas Müller ist also nicht unerklärbar. Jeder könnte theoretisch so unkonventionell wie Müller spielen. Nur geschafft hat es bislang niemand - außer ihm selbst.

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