Matthijs de Ligt hat es unter Thomas Tuchel nicht leicht. Das zeigt sich auch wieder beim Bayern-Sieg gegen Union Berlin.
München – Seine Rolle beim FC Bayern schien vorbestimmt: Unter Julian Nagelsmann machte sich Matthijs de Ligt unverzichtbar – sowohl als exzellenter Verteidiger als auch als verbaler Leader. Doch dann entwickelten sich die Dinge anders.
Zwei längere Verletzungspausen brachten den 24-Jährigen ins Hintertreffen – und auch wenn de Ligt fit war, setzte Tuchel meist auf Dayot Upamecano und Minjae Kim als Innenverteidiger-Duo. Seit Kims Asien-Cup-Abstinenz darf de Ligt wieder ran. Doch so richtig begeistern kann sich Tuchel für ihn offenbar nicht.
FC Bayern gegen Union: Tuchel rüffelt de Ligt auf dem Platz
Beim Nachholspiel gegen Union Berlin wirkte der Coach nicht zufrieden mit seinem Abwehr-Hünen, obwohl dieser eigentlich eine recht gute Anfangsphase erwischte. Vorne und hinten blieb er Herr der Lüfte, zweimal verpasste er per Kopf nur knapp einen Treffer.
In der 29. Minute setzte es trotzdem einen Rüffel von Tuchel. Der Trainer war offenbar nicht einverstanden mit de Ligts Positions- und Passspiel, gestikulierte wild in dessen Richtung und zeigte seinen Unmut, indem er die Arme demonstrativ in die Höhe warf.
Tuchel und de Ligt: Wird das noch eine Erfolgsgeschichte?
Der Oranje-Star blieb im weiteren Verlauf des Spiels unauffällig und fehlerfrei (Note 3 in der tz-Einzelkritik), wurde aber vom harmlosen Angriff der Eisernen auch kaum gefordert.
Schon einige Wochen hält sich eine Annahme hartnäckig: Tuchel ist nicht der größte Fan von de Ligt. tz-Informationen zufolge entspricht vor allem seine Spieleröffnung nicht immer den Vorstellungen von Tuchel.
„Keine Ahnung, warum“: De Ligt mit versteckter Tuchel-Kritik?
Gegen Union verteidigte de Ligt erst auf der rechten Halbposition, dann auf der linken. Ein Wechselspiel, das er bereits kennt, aber nicht zwingend gutheißt. „Das wechselt immer, keine Ahnung, warum“, zeigte er sich nach dem Spiel in der Mixed Zone ratlos. Schwingt da eine versteckte Trainer-Kritik mit?
„Ich bin ja Rechtsfuß und kann die Pässe von dort besser spielen. Das ist meine natürliche Position“, machte er außerdem deutlich. Zwei Kurzeinsätze auf der Sechs lösten schon letzten September wenig Begeisterung und ein schmallippiges Interview („das müssen Sie den Trainer fragen“) aus.
Matthijs de Ligt sucht seine Leader-Rolle beim FC Bayern
Die Hinrunde ließ Zweifel aufkommen, ob de Ligt in Tuchels Plänen eine zentrale Rolle spielt. Im Winter bemühte man sich intensiv um Barcelona-Star Ronald Araujo – einen möglichen neuen Abwehrchef. Die Rolle, die vor nicht so langer Zeit für de Ligt vorgesehen war.
Angesprochen auf die Zukunft des Blondschopfs bekräftigte Tuchel vor wenigen Tagen: „Natürlich planen wir mit Matta, er ist ein Top-Spieler und Top-Charakter, darüber gibt es überhaupt keinen Zweifel.“ Mit der erneuten Verletzung von Dayot Upamecano gibt es auch erst einmal niemanden, der ihm seinen Platz streitig machen könnte. Seine Leader-Rolle will der Niederländer in den kommenden Wochen wieder finden. (epp)
Aus der Allianz Arena berichtet Marius Epp