Der Poker um Bayerns Wunschtrainer Ralf Rangnick geht in die heiße Phase. Noch sind mit dem österreichischen Teamchef Details zu klären.
München - Der Poker um Wunschkandidat Ralf Rangnick geht in die heiße Phase. Die FC Bayern-Bosse wissen: Jeder ihrer Sätze über die Trainer-Entscheidung wird aktuell von der Öffentlichkeit auf die Goldwaage gelegt. Daher ist es umso verwunderlicher, dass sie sich nach dem Halbfinal-Hinspiel der Champions League gegen Real Madrid (2:2) Dienstagnacht gegenüber den Pressevertretern nicht mit einer Stimme gesprochen haben.
Bayern-Präsident Hainer bestätigt: „Sind mit Ralf in guten Gesprächen“
Während Sportvorstand Max Eberl äußerst zurückhaltend antwortete und explizit auf Rangnick nicht eingehen wollte, war Präsident Herbert Hainer auskunftsfreudiger. „Wir sind mit Ralf in guten Gesprächen“, gab der ehemalige Adidas-Boss zu. Und Vorstandschef Jan-Christian Dreesen ergänzte angesprochen auf den Zeitpunkt einer möglichen Bekanntgabe der angestrebten Verpflichtung des österreichischen Teamchefs gar besonders kryptisch: „Das ist wie mit der Wettervorhersage: Manchmal kommen die Schauer im April, wo man sie nicht erwartet, manchmal kommt die Sonne im Mai.“ Woran es hänge? „Daran, dass wir das Wetter nicht beeinflussen können.“
Fakt ist: Rangnick hat grundsätzlich Bereitschaft signalisiert, die Nachfolge von Thomas Tuchel ab Sommer zu übernehmen. Zwar zeigten sich die Bayern-Bosse nach tz-Informationen in den jüngsten Gesprächen diese Woche äußerst zuversichtlich, die Wünsche des Fußballprofessors erfüllen zu können. Noch sind allerdings Details der angestrebten Zusammenarbeit ungeklärt.
Rangnick-Staff als zentraler Baustein
Eine entscheidende Frage: Gelingt es, Rangnicks engsten Staff nach München zu bekommen? Co-Trainer und Videoanalyst Lars Kornetka gilt als engster Vertrauensmann, auch auf seinen zweiten ÖFB-Assistenten Peter Perchtold und Salzburgs Interimscoach Onur Cinel hält der Fußballprofessor große Stücke. Nach den großen und immer wiederkehrenden Verletzungsproblemen der Bayern-Stars dürfte auch die medizinische Abteilung der Münchner in Rangnicks Fokus geraten. Auch in Sachen Ernährung dürfte er im Falle eines Wechsels zum Rekordmeister Veränderungen anstreben. Wie die tz erfuhr, soll auch beim noch immer so wichtigen Ehrenpräsidenten Uli Hoeneß der explizite Wunsch nach frischem Wind beim FC Bayern vorhanden sein.
Fakt ist: Selbst wenn Rangnick den Bayern sein finales Go geben sollte, müsste auch der Österreichische Fußball-Bund einem Wechsel zustimmen. Dort steht Rangnick noch bis 2026 unter Vertrag und besitzt keine Ausstiegsklausel. Während die Bayern von einer Ablöse im niedrigen einstelligen Millionen-Bereich ausgehen, stellen sich die Österreicher - Stand jetzt - eine zweistellige Millionen-Summe vor. Noch gibt es keine Verhandlungen.
Der ÖFB möchte weiter um Rangnick kämpfen
Am Mittwoch war Rangnick mit den Verbandsbossen beim österreichischen Cupfinale zwischen Sturm Graz und Rapid Wien in Klagenfurt. Nach dem Spiel äußerte sich ÖFB-Präsident Klaus Mitterdorfer zur Trainer-Situation. Er gehe davon aus, dass „sehr, sehr zeitnah“ eine Entscheidung passieren werde, sagte er dem TV-Sender ORF. Noch in der ersten Mai-Woche? Der ÖFB-Boss: „Ich glaube schon.“
Die große Frage: Krempelt Rangnick sein Leben mit bald 66 Jahren für den FC Bayern noch mal um? Noch fehlt ihm offenbar der letzte Ruck. FCB-Boss Eberl geht nicht davon aus, in den nächsten Tagen eine Einigung mit ihrem Trainer-Favoriten zu erzielen. Auf die Frage, ob dies noch vor Halbfinal-Rückspiel am kommenden Mittwoch in Madrid sein werde, antwortete er: „Ich denke jetzt nicht vor dem Rückspiel.“ Sportdirektor Christoph Freund würde eine Einigung zwischen den Real-Spielen indes „nicht ausschließen“. Es bleibt also spannend. Philipp Kessler, Hanna Raif, Vinzent Tschirpke