Beim FC Bayern gab es trotz der errungenen Meisterschale am Samstag in Köln nicht nur Gewinner. Vor allem für Leon Goretzka war es ein bitterer Tag.
Köln/München – Beim FC Bayern München kannte der Jubel nach dem späten Treffer von Jamal Musiala zum 2:1-Erfolg in Köln keine Grenzen. Kein Wunder, bescherte er den Münchnern überraschend die elfte Meisterschaft in Serie. Doch einen Bayern-Spieler ließ die Freude seiner Kollegen unberührt: Leon Goretzka. Er blieb nach dem Spiel zunächst auf der Bank sitzen und starrte ins Leere. Auf Twitter kursierende Videos eröffnen jetzt weitere Perspektiven auf die Situation.
Leon Christoph Goretzka | |
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Geboren: | 6. Februar 1995 (Alter: 28 Jahre), Bochum |
Position: | Zentraler Mittelfeldspieler |
Vertrag beim FC Bayern München bis zum: | 30. Juni 2026 |
Marktwert: | 65 Millionen Euro (Quelle: transfermarkt.de) |
Ekstatischer Jubel: nach Musialas Siegtor brachen bei den Bayern alle Dämme – außer bei Goretzka
Der Beitrag wurde von der Gegengerade im Kölner Rheinenergiestadion aus gefilmt. Er zeigt die Szenen um die Spieler und Trainer rund um die Münchner Bank während und unmittelbar nach Jamal Musialas goldenem Tor.
Während in dem Clip das gesamte Bayern-Team aufspringt und Musialas späten Siegtreffer frenetisch zelebriert, bleibt Goretzka sehr ruhig – als einziger Münchner Akteur. Die Freude bei seinen Kameraden kennt kein Halten, sie liegen sich in den Armen oder stürmen im Vollsprint dem Matchwinner hinterher in Richtung des eigenen Fanblocks.
Bayerns später Siegtreffer in Köln ließ Goretzka kalt
Der 28-Jährige hingegen steht, wie der Clip zeigt, zwar ebenfalls von seinem Platz auf der Reservebank auf und macht ein paar Schritte. Allerdings bleibt er dabei alleine und direkt vor der Bank. Er greift sich lediglich eine am Boden liegende Trinkflasche.
Von Jubel-Anfällen ist jedoch nichts zu sehen. Dem Video nach zu urteilen scheint ihn die verloren geglaubte Meisterschaft, die die Bayern in diesem Moment so gut wie klar machten, im Moment nach Musialas Tor weitgehend kalt zu lassen.
Goretzkas kühle Reaktion nach dem Siegtreffer der Bayern im Video:
BAYERN MUNICH ARE BUNDESLIGA CHAMPIONS pic.twitter.com/qbJjc6LnfZ
— Tuchel Cam (@TuchelCam) May 27, 2023
Goretzka wurde bei Bayern-Sieg in Köln erst ein- und nach nur 14 Minuten wieder ausgewechselt
Ein möglicher Grund für Goretzkas Frust: Der Nationalspieler stand in der alles entscheidenden Partie nicht in der Startelf. Anschließend kam er nach 71 Minuten für Ryan Gravenberch ins Spiel, der zuvor den Vorzug von Trainer Thomas Tuchel bekommen hatte. Doch nachdem Köln kurz danach den Ausgleich erzielt hatte, die Bayern aber für die Meisterschaft unbedingt einen Sieg brauchten, reagierte Tuchel – mit Folgen für Goretzka.
Der denkbar kurze Arbeitstag des 28-Jährigen war daraufhin bereits nach 14 Minuten wieder beendet, als Mathys Tel für ihn eingewechselt wurde. Der Stürmer sollte den Bayern-Erfolg erzwingen – mit Erfolg. Der zeitgleich ins Spiel gekommene Jamal Musiala erzielte in der 89. Minute das viel umjubelte Siegtor.
Goretzka verließ auch die Bayern-Jubeltraube nach dem Spiel vorzeitig
Doch damit nicht genug: Auch die Jubeltraube des Teams nach der Partie inmitten des Kölner Spielfelds verließ Goretzka bereits, ehe die finale Ansprache überhaupt zu Ende war.
Die Mannschaft schwor sich nach der erkämpften Meisterschaft ein letztes Mal ein, doch dem Nationalspieler schien der Zugang zum Kreis zu fehlen. Während es seine Kameraden kaum abwarten konnten, mit den mitgereisten Fans zu feiern, stapfte er hängenden Kopfes davon – in die dem Bayern-Fanblock entgegengesetzte Richtung.
Im Video: Goretzka schlich sich aus dem Bayern-Jubel-Kreis
Wahnsinn. pic.twitter.com/mYncM8BTH9
— Kerry Hau (@kerry_hau) May 27, 2023
Bayern-Trainer Tuchel begründete „Horrorentscheidung“ gegen Goretzka mit Kampf um Meisterschaft
Sein Coach zeigte später auf der Pressekonferenz Verständnis für Goretzkas Laune: „Es tut mir leid für Leon. Es war natürlich eine Horrorentscheidung gegen ihn.“ Es sei aber „um die deutsche Meisterschaft“ gegangen, rechtfertige Tuchel die Auswechslung. „Da darfst du als Trainer in diesem Moment keine Rücksicht nehmen, wie er sich fühlt.“
Zwar fühle er mit Goretzka mit und habe ihn auch um Entschuldigung gebeten. Aber Tuchel „konnte in dem Moment und durfte als Trainer keine Rücksicht mehr nehmen, wie er sich fühlt.“ Die Entscheidung sei rein taktischer Natur gewesen. „Da hat es ihn getroffen“, erklärte der Bayern-Coach nach der Partie.
Inzwischen hat sich Goretzkas Laune aber offenbar wieder gebessert. Auf Instagram alberte er nach dem Titelgewinn mit Bayern-Kollege Thomas Müller herum. (wuc)