Recife - Auf den Torjäger ist Verlass, das erste Ziel erreicht: Thomas Müller hat Deutschland ins Achtelfinale der WM in Brasilien geschossen.
Die Straßen von Gijon…, pardon: Recife vom Dauerregen überschwemmt, das Stadion wegen des Verkehrschaos’ gerade mal halbvoll – so stellte sich die Lage beim Anpfiff des Baden-Württemberg-Derbys zwischen Deutschland und den USA dar. Am Ende der Schlitterpartie schüttelten sich Joachim Löw und Jürgen Klinsmann lächelnd die Hand, ließen eine Umarmung unter Freunden folgen. Das 1:0 (0:0) durch Thomas Müllers platzierten 16-Meter-Diagonalschuss in der 55. Minute hatte beiden Teams zum Einzug ins Achtelfinale gereicht. Die Gegner aus der Gruppe H werden am Donnerstagabend ab 22 Uhr ermittelt.
Podolski und Schweinsteiger rücken in Startelf
„Wir haben bis auf die Schlussphase keine Chance zugelassen. Wir haben allerdings die Konzentration beim letzten Pass vermissen lassen“, bilanzierte Löw. Seine späten Wutanfälle an der Seitenlinie wollte er nicht herunterspielen: „Da waren wir in zwei, drei Situationen ein bisschen zu nachlässig, das hat mich geärgert.“ Am Montag um 22 Uhr im Achtelfinale von Porto Alegre sollten Höwedes & Co. konzentrierter zu Werke gehen. „Wir haben das erste Etappenziel erreicht. Wir hätten es uns aber deutlich leichter machen können“, sagte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach.
„Es gibt keinen Nichtangriffspakt“, hatte Löw vor dem Spiel versichert. Und das durfte man dem Bundestrainer abnehmen, schließlich waren bei der WM-Schande gegen Österreich 1982 aus dem aktuellen Kader erst zwei Spieler geboren: Miro Klose und Roman Weidenfeller. Die saßen zu Beginn auf der Ersatzbank – neben Sami Khedira und Mario Götze. Für den geschwächten Strategen spielte Bastian Schweinsteiger, anstelle des Knie-Kopfballers vom FC Bayern begann Lukas Podolski.
An einen Nichtangriffspakt erinnerte über weite Strecken tatsächlich nichts – zumindest auf deutscher Seite. Das DFB-Team versuchte die Amerikaner mit Rhythmuswechseln in Not zu bringen. Schweinsteigers Diagonalpässe und Boatengs Vorwärtsdrang führten jedoch nur selten bis zum Abschluss. Höwedes und Mertesacker hinderten sich in der 10. Minute gegenseitig am Torschuss, Özil brachte die Kugel in der 35. Minute nicht an US-Keeper Howard vorbei. Das war’s. Die Klinsmen hatten außer einem Distanzschuss von Zusi (22.) offensiv nichts vorzuweisen. Mussten sie auch nicht. Im Parallelspiel führte das fünf Tore schlechtere Portugal mit 1:0. Keine große Gefahr.
Deutschland - USA: Bilder vom Spiel und Einzelkritik
Ein Bild, das sich nach der Pause bald änderte. Klose kam für Podolski. Und wieder einmal führte ein ruhender Ball zum Erfolg. Özils kurze Ecke und anschließende Flanke erreichte Mertesacker, Howard parierte den Kopfball, Müller nutzte die Nachschussgelegenheit mit rechts zur Führung. Fast zeitgleich gelang Ghana der Ausgleich gegen Portugal. Nun waren die Amerikaner nur noch ein Tor vom Abgrund entfernt. 20 Minuten dauerte Klinsis Zittern, ein paar Resthaare dürften dem Stress zum Opfer gefallen sein. Dann traf Ronaldo für Portugal – und die Spätzle waren durch.
Symbolische Szene zum Schluss: Lahms Beckerfaust, nachdem er in der 93. Minute Bedoyas Schuss abgeblockt hatte. Fazit von Thomas Müller: „Gegen eine topfitte amerikanische Mann haben wir ein gutes Spiel gemacht. Wir haben Großes vor. Ein bisschen Glück dazu, dann können wir weit kommen.“ Gerne doch!