Die Tor-Bilanz von Thomas Müller bei WM-Endrunden ist mehr als weltmeisterlich. Sowohl 2010 als auch 2014 glänzte der Bayern-Star mit jeweils fünf Toren und drei Vorlagen – doch in Russland stottert der Müller-Motor noch.
Moskau - Der Offensivmann wirkte in beiden Gruppenspielen außen vor, zählte mit zu den schwächsten Spielern auf dem Platz. In München gehörte der Parade-Bayer nach dem Trainerwechsel zu Jupp Heynckes zu den absoluten Leistungsträgern, kam am Ende der Saison auf acht Tore und beeindruckende 16 (!) Torvorlagen. Aber: Wann müllert es endlich auch bei Jogi?
Kimmich hat eine Erklärung für Müllers Schwäche
Flügel-Partner Joshua Kimmich erklärt im Gespräch mit der tz, was Müllers Spiel beim DFB von dem in München unterscheidet: „Natürlich ist es ein bisschen unterschiedlich, weil wir hier bei der Nationalmannschaft eine andere Raumaufteilung haben wie beim FC Bayern. Hier haben wir eine Aufbau-Raute. Somit steht der Thomas noch weiter innen, ich stehe auf dem rechten Flügel noch höher. Bei Bayern kann es auch mal sein, dass er eher auf Außen ist und ich eher dahinter spiele. Das kommt immer darauf an.“ Heißt im Klartext: Müller rückt unter Jogi ins ohnehin schon dicht gestaffelte Zentrum, weil er sonst Kimmich auf den Füßen steht. Somit hat der Raumdeuter wenig Platz zum Räume deuten – die mit Abstand größte Müllersche Stärke.
Bayern-Legende Paul Breitner nimmt Müller in Schutz
Nach dem Last-Minute-Sieg gegen Schweden meinte der Angreifer: „Die Schmetterlinge fliegen gerade.“ Aber wann sorgte Müller mit seiner Leistung auf dem Platz bei den deutschen Fans für Schmetterlinge im Bauch? Für Bayern-Legende Paul Breitner ist es erfahrungsgemäß nur eine Frage der Zeit. Der 74-er Weltmeister erklärte bereits vor WM-Start gegenüber der tz: „Ich mache mir über Thomas Müller keine Gedanken, so wie es viele tun – die ihn dann zerlegen, wenn er in ein paar Spielen hintereinander kein Tor schießt. Dann kommen die Typen raus, die dann irgendwie ein Krisen-Szenario heraufbeschwören. Die sich immer nur mit ihm beschäftigen und fragen: Warum macht er dies nicht? Warum macht er das nicht? Warum trifft er das Tor nicht? Das sind doch alles nur Wasserstandsmeldungen, die über einen Spieler, der über zwei, drei, vier Jahre hinweg seine Leistung bringt, überhaupt nicht aussagekräftig sind.“
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Löw: „Müller spielt immer“
Fakt ist: Müller steht in der Hierarchie von Jogi ganz weit oben. Doch die Beispiele von Sami Khedira und Mesut Özil zeigen, dass der Bundestrainer bei diesem Turnier nicht davor zurückschreckt, verdiente Spieler wegen schwacher Leistungen auf die Bank zu setzen. Flügelflitzer Julian Brandt hat bei seinen beiden Einwechslungen für ordentlich Betrieb im deutschen Spiel gesorgt. Trotzdem ist es schwer vorstellbar, das Löw den Parade-Bayer auf die Bank setzt. Der Bundestrainer hat eine ähnliche Meinung wie Louis van Gaal: „Müller spielt immer!“
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