Seit dem 1:4 in der Champions League beim FC Barcelona gewann der FC Bayern siebenmal nacheinander ohne Gegentor. Wo ist der Haken?
München - Der Unterschied war enorm: Nachdem der FC Bayern am Dienstagabend den nächsten Sieg gegen Paris Saint-Germain (1:0) eingefahren hat, glänzten die Augen sämtlicher Bayern-Profis. Minjae Kim strahlte über seine Man-of-the-Match-Trophäe (tz berichtete), auch die restlichen Defensiv-Akteure bejubelten den siebten (!) Zu-Null-Sieg in Folge.
Zum Vergleich: Noch vor knapp fünf Wochen wurde öffentlich darüber diskutiert, ob die Münchner Spielweise zu riskant sei und man sich dadurch zu viele Treffer fange. Die sieben Gegentore gegen Frankfurt (3:3) und Barcelona (1:4) sorgten damals für hängende Köpfe. Rechtzeitig zur heißen Phase in Champions League, Bundesliga und DFB-Pokal hat der Rekordmeister aber seine defensive Stabilität gefunden. Seit 2012 unter Jupp Heynckey standen die Münchner nicht mehr so stabil (damals sogar 12 weiße Westen in Folge). Passend dazu wusste auch Sportvorstand Max Eberl: „Die Defensive gewinnt Titel, die Offensive gewinnt Spiele.“
Kompany fiebert Topspiel gegen Dortmund entgegen
Vincent Kompany freute sich ebenfalls über den Erfolg gegen Paris: „Ich bin natürlich zufrieden. Wir haben uns gewünscht, dass die Fans zufrieden nach Hause gehen und das ist heute der Fall. Bei Bayern München ist die Erwartung immer ganz einfach: Jedes Spiel gewinnen.“
Der ehrgeizige Coach richtete seinen Blick aber schnell nach vorne: „Grundsätzlich war es heute eine gute Leistung. Jetzt schauen wir auf das Wochenende.“ Dort wartet am Samstag im Topspiel schließlich Borussia Dortmund (18.30 Uhr/Sky). Im Klassiker erwartet die Kompany-Elf ein ähnliches Kaliber, schließlich ist der BVB aktuell gut in Form (zuletzt 4:0 gegen Freiburg und 3:0 in der Champions League gegen Zagreb).
Worauf muss der FCB also achten? Und wo können sich Kimmich und Co. noch verbessern? Betrachtet man die Frage geographisch, lautet die simple Antwort: vor dem Tor. Schließlich hatten die Münchner gegen PSG ganze 18 Torschüsse, daraus fiel aber eben „nur“ ein Treffer.
Bayern kann die Effizienz vor dem gegnerischen Tor noch verbessern
Um auch in Dortmund zu bestehen, muss die Münchner Offensive an ihrer Effizienz arbeiten – denn der BVB ist in der Saison zwar extrem wechselhaft, hat zuhause aber eine weiße Weste (acht Spiele, acht siege). Gerade Bayerns Flügelspieler überzeugten zuletzt spielerisch, trafen vor dem Tor aber zu häufig die falsche Entscheidung. Exemplarisch war dafür Kingsley Coman, der die Pariser Abwehr mit seinen Dribblings vor Probleme stellte, seine Abschlüsse aber verzog.
Passend dazu liegt der letzte Baustein in der Schlussphase. Der BVB traf in den letzten vier Partien dreimal nach der 75. Minute, die Münchner verpassten es gerade gegen Paris, das Spiel vor der heißen Phase zuzumachen. Manuel Neuer sagte dazu am Dienstag: „Nach dem Platzverweis (57. Minute) war die Bereitschaft zu wenig, der Extra-Meter hat ein wenig gefehlt.“
In Hinblick auf den Klassiker am Samstag, aber auch das DFB-Pokal Duell drei Tage später mit Leverkusen, die für ihre Last-Minute-Qualitäten bekannt sind, gilt es für die Kompany-Elf, die Konzentration bis zum Schluss hochzuhalten. Gelingt das, könnte aus der Woche der Wahrheit eine Woche der Statement-Siege werden. Vinzent Tschirpke, Philipp Kessler