Formel-1-Renndirektor Charlie Whiting ist wenige Tage vor dem Saisonauftakt in Melbourne überraschend verstorben. Am Mittwoch war er noch im Fahrerlager unterwegs.
Melbourne - Die Formel 1 trauert um Renndirektor Charlie Whiting. Der Brite ist am Donnerstag im Alter von 66 Jahren in Melbourne verstorben. Dort hätte er am Wochenende den Saisonauftakt der Königsklasse des Motorsport leiten sollen.
Wie der Motorsport-Weltverband FIA (Fédération Internationale de l’Automobile) mitteilte, starb Whiting an einer Lungenembolie. Am Mittwoch war er in Australien noch im Fahrerlager unterwegs und hatte die Vorbereitungen auf das Auftaktrennen der Saison 2019 überwacht. „Die Formel 1 hat in Charlie einen treuen Freund und charismatischen Botschafter verloren“, sagte FIA-Präsident Jean Todt.
Charlie Whiting ist tot - Sebastian Vettel geschockt
Auch die Teams und Fahrer zeigten sich in tiefer Trauer und würdigten die wichtige Rolle Whitings in der Motorsport-Serie. „Ich war geschockt, als ich es heute Morgen erfahren habe, und bin es immer noch. Gestern habe ich noch mit ihm gesprochen und bin mit ihm ein wenig über die Strecke gelaufen. Es ist schwer zu begreifen, dass er nicht mehr da ist“, so Ferrari-Pilot Sebastian Vettel auf der Pressekonferenz.
"I'm incredibly shocked... he contributed so much to us"#AusGP #F1 pic.twitter.com/icNOruHgze
— Formula 1 (@F1) 14. März 2019
Charlie Whiting: Vom Mechaniker zum Rennleiter der Formel 1
Charlie Whiting war seit 1997 als Renndirektor für den organisatorischen Ablauf aller Grand Prix, die Sicherheit und die Klärung technischer Streitfragen verantwortlich. Seine Motorsport-Karriere hatte er jedoch wie so viele als Mechaniker begonnen. Gemeinsam mit seinem Bruder Nick arbeitete er von 1977 an in der Formel 1 beim Hesketh-Rennstall. Später wechselte er zu Bernie Ecclestones Brabham-Team und wurde dort Cheftechniker. 1988 trat er dann einen Job als Technischer Delegierter beim Weltverband an und machte sich einen Namen als penibler Regelwächter.
TV-Zuschauern wurde Whiting vor allem dadurch bekannt, dass er via Signalanlage den Start zu jedem Rennen vollzog. „Charlie hat eine Schlüsselrolle in diesem Sport gespielt, er war als Renndirektor für viele Jahre der Schiedsrichter und die Stimme der Vernunft“, sagte Red-Bull-Teamchef Christian Horner. Der Renault-Rennstall sah in Whiting „einen der Eckpfeiler und Anführer unseres Sports“, Williams nannte ihn „eine wahre Legende“.
Tod von Charlie Whiting „ein großer Verlust für die ganze Formel-1-Familie“
Formel-1-Sportchef Ross Brawn reagierte tief betroffen auf die Nachricht vom Tod seines Freundes: „Das ist nicht nur für mich ein großer Verlust, sondern für die ganze Formel-1-Familie, die FIA und den gesamten Motorsport.“ Mercedes-Pilot Valtteri Bottas wollte es zunächst nicht glauben. „Er hat so viel für den Sport getan, den wir lieben“, twitterte der Finne. Haas-Fahrer Romain Grosjean lobte: „Er hat den Fahrern immer zugehört und für unsere Sicherheit gesorgt.“
Very sad and surreal news ahead the Australian GP. Can’t believe it..
— Valtteri Bottas (@ValtteriBottas) 14. März 2019
My thoughts are with the family and friends.
He’s done so much for the sport we love.
Rest in peace Charlie#VB77 https://t.co/7N3GqTz8ec
Offen blieb zunächst, wer als Nachfolger von Whiting den Grand Prix in Australien leitet. Sein Stellvertreter war zuletzt der Amerikaner Scot Elkins.
Auch der Hintergrund und die genauen Umstände des Todes von Whiting waren zunächst nicht bekannt. Als Lungenembolie bezeichnen Mediziner den Verschluss einer Lungenarterie. Die Ursache dafür ist meistens ein eingeschwemmtes Blutgerinnsel aus dem Bein- oder Beckenbereich. Eine Lungenembolie kann zu Atemnot und durch eine Überlastung der rechten Herzkammer zum Tod durch Herzversagen führen.
sk/dpa