Die Formel-1-Pläne mit Miami gehen 2019 noch nicht auf. Davon könnte Hockenheim profitieren. Sebastian Vettel liegt mit Ferrari vor der Sommerpause aussichtsreich im WM-Rennen. Eine Zwischenbilanz.
Budapest - Die Formel 1 verabschiedet sich mit Vollgas in die Sommerpause. „Nach den arbeitsreichen und hart umkämpften Rennen in Europa freue ich mich sehr darauf“, sagte Renault-Pilot Nico Hülkenberg vor dem Grand Prix von Ungarn am Sonntag (15.10 Uhr/RTL). Vor dem letzten Rennen vor der vierwöchigen Unterbrechung ist Zeit, Sommerzeugnisse zu verteilen.
Tops der Formel 1
Aufschwung bei Ferrari: Vielleicht klappt es für Sebastian Vettel mit dem ersten WM-Titel für die Scuderia schon in seinem vierten Ferrari-Jahr. Bei seinem Idol Michael Schumacher funktionierte das erst in seiner fünften Saison mit den Italienern. Ferrari hat 2018 unter Vettel nochmal einen Schritt nach vorne gemacht. Der Wagen ist zuverlässiger, der Motor mindestens gleichwertig mit dem von Mercedes. Nicht umsonst konnte Vettel in diesem Jahr schon viermal gewinnen. In der WM-Wertung ist aber wieder Lewis Hamilton vorne.
Deutsche Begeisterung: Es sollte das vorerst letzte Deutschland-Rennen sein. Doch dann kamen die Fans: 165.000 Zuschauer insgesamt, allein 71.000 Fans beim ausverkauften Sonntagsrennen. „Die Atmosphäre an diesem Wochenende hat an alte Schumacher-Zeiten erinnert“, meinte der Geschäftsführer des Hockenheimrings, Georg Seiler. Effektiveres Marketing und ein Riesenrad im Motodrom haben weiter geholfen. Nun könnte es nach Gesprächen zwischen Seiler und den Formel-1-Besitzern vielleicht sogar eine Lösung für 2019 geben.
Gier der Silberpfeile: Die Strategen am Mercedes-Kommandostand verkalkulierten sich schon in dieser Saison. Und auch von technischen Defekten ließen sich die Silberpfeile einbremsen. Dennoch ist der schier unersättliche Lewis Hamilton wieder WM-Spitzenreiter, und auch in der Konstrukteurwertung ist Mercedes knapp vor Ferrari spitze. Valtteri Bottas fällt in dieser Saison zwar ab, ihm gelang noch kein Grand-Prix-Sieg. Dennoch wurde auch sein Vertrag verlängert.
Japanische Zuversicht: Nach drei desaströsen Jahren ging die Verbindung mit McLaren endgültig in die Brüche. Honda fand einen Ausweg bei Toro Rosso - und nach dem Testlauf nun sogar den Aufstieg zum großen Schwesterteam. Ab der kommenden Saison beliefern die Japaner auch Red Bull mit Motoren. Sebastian Vettels früheres Team sagt sich unzufrieden endlich von Renault los. Vielleicht reicht es dann Daniel Ricciardo und Max Verstappen für den großen Coup.
Flops der Formel 1
Kein Miami-Glitzer: Die Formel-1-Besitzer wollen auf dem US-Markt expandieren. Dabei soll ein Grand Prix in Miami ein elementarer Bestandteil werden. Zum Unwillen anderer Rennorganisatoren sollen sogar die Antrittsgebühren für die Veranstalter in Florida erlassen werden. Für 2019 gingen die Pläne nicht auf, nun wird frühestens 2020 dort gefahren. Die Verhandlungen seien kompliziert, räumten die Formel-1-Bosse ein. Unter anderem äußerten die Anwohner Bedenken wegen der Streckenführung des geplanten Stadtkurses durch Down Town und am Hafen entlang. Der Ärger in Miami eröffnet nun dem Hockenheimring neue Chancen.
Knappe Kasse bei Force India: Dem Rennstall des skurril-schillernden Unternehmers Vijay Mallya soll die Zahlungsunfähigkeit drohen. Der Inder selbst befindet sich noch in einem Schuldenstreit mit mehreren Banken in seinem Heimatland. Retten könnte Force India wohl Lawrence Stroll, der Kanadier würde dann aber vermutlich gleich seinen Sohn mitbringen. Der Modemilliardär alimentiert derzeit Williams, wo er seinen Sohn Lance als Fahrer eingekauft hat.
Aus für Grid Girls: Die neuen Formel-1-Besitzer erhielten für die Abschaffung der Nummern-Mädchen in der Startaufstellung auch Lob. Die Gesellschaft wandle sich nun einmal, sagten die Bosse und ersetzten die Grid Girls durch Grid Kids. Doch das Aus der leicht bekleideten Frauen sorgte unter PS-Traditionalisten auch für Empörung. „Ich bin mir sicher, wenn man irgendein Grid Girl fragt, ob es am Sonntag gerne da steht, wird die Antwort ja sein“, meinte zum Beispiel der viermalige Weltmeister Sebastian Vettel.
Verblasster Glanz: Williams holte neunmal die Konstrukteurs- und siebenmal die Fahrer-WM. Das ist aber schon 21 Jahre her. Der englische Traditionsrennstall von Gründer Frank Williams fährt längst nur noch hinterher und hat finanzielle Sorgen. In der Konstrukteurwertung ist Williams sogar Letzter. Co-Teamchefin Claire Williams bastelt an einer Zukunftsstrategie. Eine weitere Annäherung an Motorenlieferant Mercedes wäre eine Option.
dpa