Vettel? Verstappen? Alonso? Nicht die aktuellen Stars bestimmen die Transfer-Spekulationen in der Formel 1 - Robert Kubica ist sechs Jahre nach seinem schweren Unfall das größte Thema der Silly Season. Das Comeback des Polen wäre eine Sensation.
Budapest - Sebastian Vettel zu Mercedes, Max Verstappen zu Ferrari, Fernando Alonso bald wieder im Siegerauto - spannende Gerüchte werden auch in diesem Sommer eigentlich zur Genüge gestreut in der Formel 1. Doch irgendwie hört keiner zu. Denn Robert Kubica stellt gerade all diese Stars in den Schatten: Der Pole arbeitet rund um den Großen Preis von Ungarn (Sonntag, 14.00 Uhr/RTL und Sky) intensiv an seinem sensationellen Formel-1-Comeback.
Comeback galt lange als unmöglich
Rund sechs Jahre ist es her, da lag Kubica im Santa-Corona-Krankenhaus in Pietra Ligure, und seine Karriere in der Königsklasse des Motorsports schien jäh beendet. Als Gaststarter bei einer Rallye in Italien war er in eine Mauer gerast, hatte sich zahlreiche Knochen gebrochen und viel Blut verloren. In einer siebenstündigen Operation retteten die Ärzte seine rechte Hand, doch an Motorsport war kaum noch zu denken.
Als fast "unmöglich" bezeichnete Kubica auch Jahre später noch seine Rückkehr auf die größte Bühne, bis heute ist die Beweglichkeit seines rechten Arms stark eingeschränkt. Und doch hat sich im Jahr 2017 alles geändert für Kubica. Am kommenden Mittwoch wird er bei den offiziellen Formel-1-Testfahrten für Renault erstmals wieder ins Cockpit eines aktuellen Boliden steigen. Es ist einer der letzten Schritte auf dem Weg zum Comeback.
"Meine Zweifel über meine Möglichkeiten sind in den vergangenen Wochen verschwunden", sagte Kubica, "ich habe keine Angst mehr, dass ich nicht das nötige Level erreichen kann."
Bekommt Kubica sein Happy End?
Ab Ende 2013 hatte der Pole schon in leicht umgebauten Autos an der Rallye-WM teilgenommen. Im Juni und im Juli dieses Jahres ging mit Renault dann plötzlich alles ganz schnell. Das Team von Nico Hülkenberg ermöglichte Kubica zwei Tests in einem alten Formel-1-Auto, und die machten allen Beteiligten Lust auf mehr. Für Kubica werden die Schaltwippen komplett auf der linken Seite des Lenkrads angebracht, so sollen die Einschränkungen minimiert werden. Nur drei Tage nach dem Grand-Prix-Wochenende auf dem Hungaroring dürften die Erkenntnisse äußerst aussagekräftig sein.
Wird dieser letzte Test tatsächlich ein Erfolg, ist der 32 Jahre alte Kubica ein Kandidat für die kommende Saison. Gerüchte über einen Einstieg schon nach der Sommerpause im belgischen Spa wies Renault-Sportchef Cyril Abiteboul indes zurück. Man unterstütze den bislang enttäuschenden Jolyon Palmer weiterhin.
Eine Verpflichtung Kubicas hätte für Renault indes einen enormen PR-Mehrwert. Denn seine sportliche Geschichte bietet durchaus Tragik. Vor rund zehn Jahren gehörte er zur Generation der Vettels, Alonsos und Hamiltons, und Kubica wurde damals eine ähnlich große Zukunft vorausgesagt. Die eines potenziellen Weltmeisters. Vielleicht bekommt er nun die Chance, sich doch noch sein Happy End zu schreiben.
sid