Formel-1-Rennleiter Charlie Whiting ist tot. Als Todesursache nennt der Weltverband eine Lungenembolie. Whiting war eine zentrale Figur in der Rennserie, die am Sonntag in Australien in ihre neue Saison startet.
Melbourne (dpa) - Der plötzliche Tod von Renndirektor Charlie Whiting hat die Formel 1 kurz vor dem Saisonstart geschockt. Der Brite starb im Alter von 66 Jahren in Melbourne an einer Lungenembolie, wie der Motorsport-Weltverband FIA mitteilte.
Noch am Tag vor seinem Tod war Whiting in Australien im Fahrerlager gewesen und hatte die Vorbereitungen auf das Auftaktrennen überwacht. «Die Formel 1 hat in Charlie einen treuen Freund und charismatischen Botschafter verloren», sagte FIA-Präsident Jean Todt.
Die Rennställe und Piloten zeigten sich in tiefer Trauer und würdigten die wichtige Rolle Whitings in der Königsklasse. Seit 1997 war er als Renndirektor für den organisatorischen Ablauf aller Grand Prix, die Sicherheit und die Klärung technischer Streitfragen verantwortlich. Formel-1-Sportchef Ross Brawn reagierte tief betroffen auf die Nachricht vom Tod seines Freundes: «Das ist nicht nur für mich ein großer Verlust, sondern für die ganze Formel-1-Familie, die FIA und den gesamten Motorsport.»
Ferrari-Pilot Sebastian Vettel berichtete, Whiting habe ihn noch am Mittwoch auf den ersten Metern seiner Streckenbesichtigung begleitet. «Man konnte ihn zu jeder Zeit alles fragen, seine Tür war immer offen», sagte der 31-Jährige. Auch Weltmeister Lewis Hamilton lobte die großen Verdienste von Whiting. «Wir werden ihn vermissen», sagte Renault-Fahrer Nico Hülkenberg.
Whiting hatte seine Motorsport-Karriere wie so viele als Mechaniker begonnen. Gemeinsam mit seinem Bruder Nick arbeitete er von 1977 an in der Formel 1 beim Hesketh-Rennstall. Später wechselte er zu Bernie Ecclestones Brabham-Team, wurde dort Cheftechniker und feierte 1981 und 1983 die WM-Titel des Brasilianers Nelson Piquet. 1988 trat er dann einen Job als Technischer Delegierter beim Weltverband an und machte sich einen Namen als penibler Regelwächter.
TV-Zuschauern wurde Whiting vor allem dadurch bekannt, dass er via Signalanlage den Start zu jedem Rennen vollzog. «Charlie hat eine Schlüsselrolle in diesem Sport gespielt, er war als Renndirektor für viele Jahre der Schiedsrichter und die Stimme der Vernunft», sagte Red-Bull-Teamchef Christian Horner. Der Renault-Rennstall sah in Whiting «einen der Eckpfeiler und Anführer unseres Sports», Williams nannte ihn «eine wahre Legende».
Offen blieb zunächst, wer als Nachfolger von Whiting den Grand Prix in Australien leitet. Sein Stellvertreter war zuletzt der Amerikaner Scot Elkins.
Auch der Hintergrund und die genauen Umstände des Todes von Whiting waren zunächst nicht bekannt. Als Lungenembolie bezeichnen Mediziner den Verschluss einer Lungenarterie. Die Ursache dafür ist meistens ein eingeschwemmtes Blutgerinnsel aus dem Bein- oder Beckenbereich. Eine Lungenembolie kann zu Atemnot und durch eine Überlastung der rechten Herzkammer zum Tod durch Herzversagen führen.