Schalkes Torwart Alrexander Nübel soll sich im Sommer 2020 dem FC Bayern anschließen. Doch ist ein Wechsel für das Juwel hinter Manuel Neuer sinnvoll?
- Schalkes Torwart Alexander Nübel will seinen Vertrag bei den Knappen nicht verlängern
- Laut tz-Informationen soll sich Nübel im Sommer 2020 dem FC Bayern anschließen
- Wie sinnvoll ist der Wechsel des 23-Jährigen?
München - Schalkes Torhüter und der FC Bayern, das ist bei weitem kein unbekanntes Thema. Nach Manuel Neuer 2011 sind nach übereinstimmenden Informationen von tz und anderen Medien der FC Bayern und Schalkes Torwart Alexander Nübel über einen Wechsel im Sommer 2020 einig. Und auch Schalke-Spieler, die ablösefrei zu ihrem neuen Arbeitgeber wechseln, sind schon lange keine Neuheiten mehr.
Joel Matip (28) wechselte 2016 zum FC Liverpool, Sead Kolasinac (26) 2017 zum FC Arsenal, Max Meyer (24) 2018 zu Crystal Palace und Leon Goretzka (24) bekannterweise zum FC Bayern. Allesamt Stammspieler auf Schalke, jahrelang trugen sie das königsblaue Trikot - jetzt zählt das Torwart-Juwel Alexander Nübel auch zu dieser Gruppe. Wo liegt das Problem?
Nübel zu den Bayern: Das Problem eines Ausbildungsvereins
Einerseits sicherlich beim Gehalt, das die größeren Vereine bieten können. Über den Abgang Kolasinacs sagte Manager Christian Heidel seinerzeit: „Der kriegt für einen Vierjahres-Vertrag den Jahresetat von 50 Prozent der Bundesligisten. Was sollen wir denn da machen?“ Hinzu kommt die Tatsache, dass Schalke trotz einiger Vizemeisterschaften „nur“ als Ausbildungsverein zählt.
Alleine an Manuel Neuer und Leon Goretzka erkennt man die Qualität der Gelsenkirchener, Talente zu Starspielern ausbilden zu können. Das Problem dabei sind einmal mehr die Verträge dieser Juwele. Gelingt einem Spieler mit seinem ursprünglichen Vertrag der Durchbruch, kann man ihn schwer überreden noch einmal zu verlängern. Dadurch erzielt der Verein geringe bis gar keine Ablösesummen. Manche lassen sich auch durch die Kapitänsbinde und ein angebliches Mega-Gehalt von fünf Millionen Euro nicht dazu überreden. Doch warum will sich ein Talent für die nächsten Jahre einen Stammplatz auf der Bank sichern, wo doch Manuel Neuer gerade seinen Vertrag verlängern soll?
Alexander Nübel zum FC Bayern: Warum tut er sich das an?
Eine Sache kann man bei einem möglichen Wechsel zum FCB auf jeden Fall feststellen: Nübel geht ein enormes Risiko ein. Da Neuer verlängern soll, könnte sich der 23-Jährige oft auf der Bank wiederfinden.
Philipp Selldorf von der Süddeutschen Zeitung argumentiert, dass Schalke in sportlicher Hinsicht einiges für Nübel zu bieten hätte: „einen Stammplatz in der ersten Mannschaft und eine Ausbildung unter Praxisbedingungen, nach aktuellem Stand sogar mit Bonusspielen im Europacup.“ Schalke habe Nübel zudem neben einem hoch dotierten Vertrag auch die Möglichkeit geboten, mithilfe einer Ausstiegsklausel die Knappen frühzeitig zu verlassen.
Nübel könnte sich durch Wechsel zum FCB Weltkarriere verbauen
Sport1-Redakteur Maximilian Miguletz warnt: „Im schlimmsten Fall verspekuliert sich der 23 Jahre alte Keeper - und verbaut sich eine mögliche Weltkarriere.“ Neuer hat in den letzten Wochen zurück zu alter Stärke gefunden, Nübel fehlt zudem die Erfahrung auf internationaler Ebene. Lediglich zweimal lief er auf europäischer Ebene für die Knappen auf. Neuer hingegen kam im Alter von 25 Jahren zu den Bayern. Mit einer Bilanz von 150 Bundesliga- und 27 Europacup-Spielen inklusive Champions-League-Halbfinale hatte er Nübel damals schon einiges voraus. Nübel hingegen kann in der Bundesliga gerade einmal 35 Partien vorweisen. „Ob er in naher Zukunft noch viele weitere Einsätze sammelt, ist zudem nicht gewiss“, meint Miguletz.
t-online.de hat eine Analyse zum Wechsel von Nübel zum FC Bayern aufgestellt. Stellvertretender Chefredakteur Florian Wichert lobt den Mut Nübels: „Keine Frage, dieser Weg ist der schwere. Bis zu seinem Wechsel im Sommer steht Nübel auf Schalke vor einem sechsmonatigen Spießrutenlauf.“ Auch wenn Nübel auf Schalke die Kapitänsbinde und seinen Stammplatz verlieren könnte, ist sich Wichert sicher: „Mehr Mut geht nicht.“ Und Wichert geht sogar noch ein wenig weiter: „Wer sagt eigentlich, dass er Neuer nicht über kurz oder lang aus dem Tor verdrängt“, spekuliert er.
Natürlich sorgt die Nübel-Verpflichtung auch für einige Fragezeichen hinter der Zukunft von Manuel Neuer. Mit einem Torwart-Talent wie Alexander Nübel im Nacken, steht ein Karriereende beim FC Bayern wohl auf der Kippe.
Hat Nübel genug Qualität für den FC Bayern?
Robert Hiersemann, Head of Fussball und Sport bei t-online.de, kann die Entscheidung von Nübel nicht nachvollziehen. Er prophezeit ihm wenig bis keine Spielpraxis in München so lange Neuer zwischen den Pfosten steht. „Was sagt das über einen Profisportler aus?“ Vor allem aber hinterfragt Hiersemann die Qualitäten des Schlussmanns der Knappen. „Sein voreiliges Herauseilen gegen Frankfurt, der Patzer gegen Leipzig und der bittere Fehler im U21-EM-Finale: All das passierte im vergangenen halben Jahr! Nübel ist längst nicht so gut, wie es Neuer mit 23 war – vor allem nicht fußballerisch. Ob er wirklich das Zeug dazu hat, den Kasten eines Weltklubs zu hüten, steht in den Sternen“, meint Hiersemann.
Unwahrscheinlich ist zudem, dass sich Neuer und Nübel das Tor teilen werden, wo doch Uli Hoeneß immer eine klare Torwart-Hierarchie angemahnt hat. Auch auf Schalke bezweifelt man, dass es in Nübels Interesse liegt, sich bis 2023 auf der Bank wiederzufinden und nur im Training vom Weltmeister-Torhüter zu lernen. "Wir sind über seinen Entschluss nicht überrascht, verstehen müssen wir seine Entscheidung indes nicht", erklärte Schalkes Sportvorstand Jochen Schneider.
Bild-Redakteur Joachim Schuth hätte eine „(theoretische) Königslösung“ parat: „Nübel wechselt bereits im Winter nach München. Schalke verliert zwar wieder mal einen talentierten Torwart, kassiert aber wenigstens noch Schmerzensgeld.“ Nübel könnte dadurch ein wenig sein Gesicht wahren, vor allem aber würde seinem Nachfolger Markus Schubert der Rücken gestärkt werden.
Das Netz zweifelt an Sinnhaftigkeit von Nübels Wechsel zum FCB
Im Netz herrscht ebenso Unverständnis für die Entscheidung des 23-Jährigen. Ein User fragt, ob seine Entscheidung sportlich überhaupt nachvollziehbar sei:
Nübel wechselt zum FC Bayern und setzt sich dort auf die Bank
— Spätzle _mit_Soss (@spaetzlesoss) 22. Dezember 2019
Ist das sportlich nachvollziehbar?!#Nuebel #nübel #S04 #FCBayern pic.twitter.com/CK3B1Tkqaz
Ein anderer mahnt sogar vor einer ähnlichen Karriere wie seinerzeit Michael Rensing beim FC Bayern. Als großes Talent kam Rensing hinter Titan Oliver Kahn nicht zum Zug und konnte sich nicht entfalten. Erst nach dessen Karriereende durfte er zwischen den Pfosten halten. Nach einem halben Jahr wurde Rensing jedoch von Hans-Jörg Butt ersetzt.
Rensing 2.0 #nübel
— Daniel (@0711jmo2) 22. Dezember 2019
FC Bayern: Verdrängt Nübel Sven Ulreich als Nummer zwei?
Die nächste Frage, die sich stellen wird, betrifft die Zukunft von Sven Ulreich. Die momentane Nummer zwei hat sich mit seiner Rolle abgefunden. Als starkes Backup für Neuer gilt Ulreich durchaus, eigentlich die perfekte Nummer zwei. Auch auf die Nummer drei der Bayern, Christian Früchtl, hätte ein Wechsel immense Auswirkungen. Der 19-Jährige könnte sich einerseits auf den Konkurrenzkampf mit Nübel einlassen oder das Weite suchen.
Eine weitere Möglichkeit wäre, Alex Nübel für mindestens ein Jahr auszuleihen. Bei einem kleineren Verein könnte er dadurch Spielpraxis sammeln und gestärkt zum FCB zurückkehren. Ein Schalke-Anhänger hat im Netz einen Vorschlag gebracht, der die verlorenen Söhne der Knappen zurückholen würde. Ein netter, wenngleich sehr unwahrscheinlicher Gedanke:
Nübel zu Bayern. @ManuelNeuer zurück nach Hause. Das wäre so richtig. @BeneHoewedes ist auch fertig in Russland. Alle nach Hause. Alle genug erlebt. Jetzt noch 2 Jahre zusammen malochen für den FC Schalke. Auch nur Menschen. Liebe und Fehler. Wie immer. pic.twitter.com/yQhhyM9Gf5
— Blauer.Salon (@S04Podcast) 22. Dezember 2019
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