Anschlag auf BVB-Bus: So verlief die Schreckensnacht in Dortmund

Die Heckschreibe des Busses wurde durch die Explosionen zerstört. 
 ©dpa

Dortmund - Um kurz nach 19 Uhr explodieren in der Nähe des Manschaftsbusses von Borussia Dortmund drei Sprengsätze. Wir zeichnen den zeitlichen Ablauf der Ereignisse nach. 

Spieler und Fans hatten sich auf einen friedlichen und spannenden Fußballabend gefreut, doch dann kam alles anders. Das Viertelfinalspiel der Champions League zwischen Borussia Dortmund und AS Monaco wurde von einem Anschlag überschattet. Als der Mannschaftsbus der Schwarz-Gelben das Hotel verließ, detonierten in der Nähe drei Sprengsätze. Verteidiger Marc Bartra und ein Polizist wurden dabei verletzt. Die Partie wurde abgesagt und auf den frühen Mittwochabend verschoben. Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln und prüfen derzeit zwei unterschiedliche Bekennerschreiben (wir begleiten die Ereignisse im News-Ticker). Wir haben bereits zusammengefasst, welche Informationen zu dem Anschlag schon gesichert sind und was wir noch nicht wissen

Die Chronologie der Ereignisse: 

Dienstag, 11. April: Explosionen beschädigen BVB-Bus

19.15 Uhr: Drei Sprengsätze explodieren in der Nähe des BVB-Busses, als dieser gerade das Mannschaftshotel verlässt. Scheiben gehen zu Bruch, Verteidiger Marc Bartra und ein Polizist werden verletzt. 

19.36 Uhr: Eine erste vage Schilderung der Ereignisse erreicht die Öffentlichkeit, als die Dortmunder Polizei folgenden Tweet absetzt: „Im Bereich Dortmund-Höchsten hat es eine Explosion gegeben. Wir sind mit starken Kräften vor Ort. Die Lage ist derzeit noch unklar.“

19.40 Uhr: Borussia Dortmund meldet sich zum ersten Mal selbst auf Twitter zu Wort und schreibt: „Bei der Abfahrt unseres Busses hat sich ein Vorfall ereignet. Eine Person wurde dabei verletzt.“

20.01: Der BVB äußert sich auf Twitter etwas detaillierter zu dem Vorfall und berichtet von einer „Bombenexplosion am Mannschaftsbus am Mannschaftshotel.“ Die Spieler seien in Sicherheit, am und im Stadion herrsche keine Gefahr, heißt es in der Mitteilung.  

20.05 Uhr: Die Nachrichtenagenturen dpa und afp schreiben erstmals von drei Sprengsätzen, die in der Nähe des Busses explodiert sind. 

Spiel gegen AS Monaco wird verschoben

20.13 Uhr: Im Stadion tagt ein Krisenstab über das weitere Vorgehen. Bis 20.30 Uhr wollen die Verantwortlichen über eine mögliche Absage des Spiels entscheiden. 

20.30 Uhr: Das Spiel gegen den AS Monaco wird offiziell abgesagt und auf Mittwochabend um 18.45 Uhr verschoben. Laut BVB behalten die Tickets ihre Gültigkeit. 

20.36 Uhr: Allen Fans, die das Spiel im Signal-Iduna-Park verfolgen wollten, wird geraten, vorerst im Stadion zu bleiben. Die Anhänger der Monegassen skandieren „Dortmund, Dortmund“ und solidarisieren sich mit dem BVB. In den kommenden Stunden reagieren zahlreiche Politiker, Sportler und Vereine bestürzt auf die Ereignisse

20.43 Uhr: Borussia Dortmund gibt bekannt, dass es sich bei dem verletzten Spieler um Marc Bartra handelt. Er befindet sich derzeit im Krankenhaus, so der BVB auf Twitter. 

Bürki beschreibt den Moment des Anschlags

21.03 Uhr: Die Polizei sucht den Tatort mit einer Drohne ab. Damit soll die Umgebung auf weitere mögliche Sprengsätze überprüft werden. 

21.13 Uhr: Die Fans haben das Stadion mittlerweile friedlich und problemlos verlassen, wie die Polizei mitteilt. Unter dem Hashtag #bedforwawyfans können sich die monegassischen Anhänger im Internet eine Bleibe für die Nacht organisieren.  

21.40 Uhr: Torwart Roman Bürki beschreibt im Gespräch mit blick.ch, wie er den Anschlag erlebt hat. „Der Bus bog auf die Hauptstraße ein, als es einen Riesenknall gab - eine regelrechte Explosion“, erzählt der Schweizer, der direkt neben dem Verletzten Marc Bartra gesessen hatte. „Nach dem Knall haben wir uns alle im Bus geduckt, wer konnte, hat sich auf den Boden gelegt. Wir wussten nicht, ob noch mehr passiert.“

21.45 Uhr: Die Mannschaft des AS Monaco trainiert derweil im inzwischen geräumten Stadion. Die Spieler sollten sich bewegen, heißt es vom Verein. 

Dortmunder Polizei gibt erste Details bekannt

21.50 Uhr: Die Dortmunder Polizei geht nach ersten Erkenntnissen von einem Angriff mit ernst zu nehmendem Sprengstoff aus. Über die Art der Sprengsätze ist noch nichts Genaueres bekannt. 

21.56 Uhr: Die Polizei findet einen weiteren verdächtigen Gegenstand am Tatort, Details dazu werden vorerst aber nicht bekannt gegeben. 

22.29 Uhr: Borussia Dortmund sagt das für Mittwoch angesetzte öffentliche Training ab. 

23.30 Uhr: Die Dortmunder Polizei informiert auf einer Pressekonferenz über den Stand der Ermittlungen. Dabei spricht Polizeipräsident Gregor Lange von einem gezielten Anschlag auf die Spieler von Borussia Dortmund. Die Sicherheitsmaßnahmen für die Spieler beider Teams wurden verschäft. Für das Nachholspiel am Mittwoch bereitet sich die Polizei auf einen Großeinsatz vor. Staatsanwältin Sandra Lücke gibt außerdem bekannt, dass in der Nähe des Tatorts ein Schreiben gefunden wurde. Details dazu nennen die Ermittler zunächst nicht.   

23.42: Auch die Münchner Polizei reagiert auf den Anschlag in Dortmund und verstärkt die Sicherheitsmaßnahmen um die Mannschaften des FC Bayern und Real Madrid

Mittwoch, 12. April: Ermittlungen werden fortgesetzt, Watzke äußert sich zum Nachholspiel

5.50 Uhr: Die Dortmunder Polizei gibt bekannt, dass auch ein Polizist bei dem Anschlag verletzt wurde. Der Beamte war auf einem Motorrad vor dem Bus gefahren, er habe ein Knalltrauma und einen Schock erlitten. 

7.20 Uhr: Polizeisprecherin Nina Vogt betont im ZDF, man werde zum beim Nachholspiel am Abend mit verstärkten Kräften für Sicherheit sorgen. „Wir werden heute natürlich mit starken Kräften hier vor Ort sein im Stadion, werden aber auch versuchen, unser Möglichstes tun, natürlich die Mannschaften zu schützen“, so Vogt. 

8.20 Uhr: Die Münchner Polizei will das Sicherheitskonzept für das Spiel des FC Bayern gegen Real Madrid am Abend nach den Ereignissen in Dortmund überprüfen. Dazu stehen die Beamten auch mit ihren Dortmunder Kollegen in Kontakt. Am Vormittag soll über mögliche zusätzliche Maßnahmen beraten werden. 

8.36 Uhr: Die Dortmunder Staatsanwaltschaft will keine weiteren Details zur laufenden Untersuchung nennen. Laut Polizei werde in alle Richtungen ermittelt. 

8.40 Uhr: Keine 24 Stunden nach dem Anschlag müssen die Spieler von Borussia Dortmund auf dem Platz stehen. Hans-Joachim Watzke betont noch einmal, dass es keine andere Möglichkeit gab, die Partie nachzuholen. „Es gab dazu keine Alternative, weil die Terminsituation zwischen Viertel- und Halbfinale nichts anderes zulässt“, so Watzke. 

Polizei prüft zwei unterschiedliche Bekennerschreiben

9.14 Uhr: Mehrere Medien berichten übereinstimmend, der Anschlag habe möglicherweise einen islamistischen Hintergrund. In dem Bekennerschreiben gibt es demnach Anspielungen auf den Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Berlin und auf den Einsatz deutscher Kampfflugzeuge in Syrien. Das Schreiben soll mit den Worten „Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen“ beginnen und eine Drohung gegen Sportler und Prominente „in Deutschland und anderen Kreuzfahrer-Nationen“ beinhalten. Eine offizielle Bestätigung der ermittelnden Behörden gibt es allerdings noch nicht, die Echtheit des Schreibens muss noch überprüft werden

9.20 Uhr: Die Polizei sichert den Tatort mit stark bewaffneten Kräften ab. Querstehende Autos blockieren die Straßen, Beamte mit Maschinenpistolen und schusssicheren Westen sichern die Zufahrten. 

9.40 Uhr: Die Bundesanwaltschaft übernimmt nach dem Sprengstoffanschlag die Ermittlungen. Am Nachmittag will die Behörde in einer Pressekonferenz über den Stand der Ermittlungen informieren. 

9.57 Uhr: Im Internet ist wohl ein zweites Bekennerschreiben aufgetaucht, das ebenfalls von der Polizei überprüft wird. Wie die deutsche Presseagentur berichtet, wurde es am Dienstagabend veröffentlicht und stammt wohl aus der antifaschistischen Szene. Angeblich heißt es darin, der Bus wurde als „Symbol für die Politik des BVB“ angegriffen, weil sich der Verein nicht genügend gegen Rassisten, Nazis und Rechtspopulisten einsetzt. 

10.30 Uhr: Marc Bartra hat sich die Speiche in der Hand gebrochen und Fremdkörper-Einsprengungen im rechten Handgelenk erlitten. Der 26-jährige Spanier wurde noch in der Nacht operiert. 

BVB-Team trifft sich am Trainingsgelände

10.43 Uhr: Die Mannschaft von Borussia Dortmund trifft sich am Trainingsgelände, um die Ereignisse aufzuarbeiten und sich auf das Nachholspiel am Abend vorzubereiten. Das Gelände wird von der Polizei massiv abgeriegelt. 

11.19 Uhr: Die Münchner Polizei erhöht die Zahl der Einsatzkräfte, um das Champions-League-Spiel der Bayern gegen Real Madrid abzusichern. Insgesamt werden 450 Beamte im Einsatz sein, das sind 80 mehr als ursprünglich geplant

11.49 Uhr: In Dortmund bereitet sich die Polizei auf den Großeinsatz am Abend vor. Die Fans müssen sich auf längere Wartezeiten am Einlass ins Stadion einstellen. Es dürfen maximal Taschen in DIN-A4-Größe in den Signal-Iduna-Park genommen werden, Rucksäcke sind verboten.

13 Uhr: Kanzlerin Angela Merkel, die in dem Bekennerschreiben angeblich namentlich erwähnt wird, verurteilt den Angriff auf den Mannschaftsbus. Sie sei entsetzt, ließ Merkel über Regierungssprecher Steffen Seibert ausrichten. In einem Telefonat mit Hans-Joachim Watzke sprach die Kanzlerin dem Verein ihre Solidarität aus.  

13.05 Uhr: An beiden angeblichen Bekennerschreiben kommen unterdessen Zweifel auf. Die Betreiber der Internetseite, auf der das Atifa-Schreiben aufgetaucht sein soll, sprechen von einer Fälschung. Das Dokument wurde schon kurz nach der Veröffentlichung gelöscht. Das zweite Schreiben mit islamistischem Hintergrund sei zudem untypisch für die Szene, heißt es aus Ermittlerkreisen. 

Bundesanwaltschaft gibt Details bekannt

13.30 Uhr: Auf einer Pressekonferenz kündigt Nordrhein-Westfahlens Innenminister Jäger an, man werde sich Terror und Hass nicht beugen. Die Hintergründe der Tat seien weiter noch völlig offen. 

14.00 Uhr: Die Bundesanwaltschaft verrät auf einer kurzen Pressekonferenz Details zu den Ermittlungen und bestätigt die Medienberichte, wonach zwei unterschiedliche Bekennerschreiben geprüft werden. Von einem terroristischen Hintergrund ist auszugehen, so Sprecherin Frauke Köhler. Die Polizei hat die Wohnungen zweier Verdächtiger, die aus dem islamistischen Spektrum stammen, durchsucht und einen der beiden festgenommen. Auch das zweite Schreiben wird noch überprüft, es herrschen aber Zweifel an seiner Echtheit.  

14.57 Uhr: Polizisten untersuchen den Signal-Iduna-Park mit Sprengstoffspürhunden. Die Sicherheit der Zuschauer steht an diesem Abend an erster Stelle. 

15.50 Uhr: Die Kölner Medien „Express“ und „Kölner Stadtanzeiger“ berichten, bei den Verdächtigen handele es sich um einen 25-jährigen Iraker und einen 28-jährigen Deutschen. Beiden wird Verbindungen zum IS nachgesagt. Angeblich liegen der Polizei Informationen vor, wonach mindestens einer der beiden am Tatort gewesen sein soll. 

17.11 Uhr: Torwarttrainer Wolfgang de Beer erklärt, dass die Spieler selbst über einen Einsatz im Nachholspiel entscheiden dürfen. „Die Jungs sind gefragt worden, wie sie sich fühlen. Und wenn einer sagen kann, er fühlt sich absolut nicht in der Lage zu spielen, dann ist es ihm auch freigestellt“, so de Beer. 

20:35 Uhr: Das Spiel ist vorbei. Der BVB verliert trotz großem Kampf gegen eiskalt konternde Monegassen mit 2:3. Alle Spieler haben sich zuvor bereit erklärt zu spielen, die Verantwortlichen hatten ihnen die Entscheidung selbst überlassen, ob die Akteure spielen wollen.

sr

28.02.2021

Landpark Lauenbrück

12.02.2021

Winterlandschaft in Rotenburg

22.12.2020

Weihnachtsbilder

29.10.2020

Herbstfotos der Leser