Borussia Dortmund positioniert sich im deutschen Fußball als Nummer Zwei. Sportlich betrachtet ist das jedoch nicht mehr zutreffend.
Dortmund – Zunächst die blamablen Fakten von Borussia Dortmund:
4 Punkte weniger als 2023/24
- Der BVB belegt Tabellenplatz sechs in der Bundesliga. Nur das bessere Torverhältnis distanziert den SC Freiburg auf Platz sieben.
- In der Auswärtstabelle liegt Borussia Dortmund mit zwei Punkten auf Platz 16. Auch hier hilft nur das bessere Torverhältnis gegenüber dem FC Augsburg, um nicht Platz 17 einzunehmen.
- Mit 24 Treffern stellt Schwarzgelb nur die sechstbeste Offensive der Bundesliga.
- Nur acht Teams haben mehr Gegentore zugelassen als Borussia Dortmund (20).
- Der BVB hat mit Trainer Nuri Sahin 21 Punkte nach 13 Spieltagen geholt. In der vergangenen Saison hatte der BVB zum Vergleichszeitpunkt vier Zähler mehr gesammelt (25) – und das galt schon, gemessen an den Ansprüchen des Klubs, als schwach.
- Denn damals fehlten bereits zehn Punkte auf Tabellenführer Bayer Leverkusen. Dieses Mal sind es schon zwölf Zähler Rückstand auf Tabellenführer Bayern München.
Die rote Linie für den BVB
Die rote Linie für Borussia Dortmund ist stets das Erreichen der Champions League. In der Regel muss man dazu in den Top Vier der Bundesliga landen. Vergangene Saison reichte auch Platz fünf durch glückliche Fügung und eine Reform des Champions-League-Modus aus.
Doch in dieser Saison darf bezweifelt werden, ob Borussia Dortmund überhaupt die Top Fünf der Tabelle erreicht. Der FC Bayern ist enteilt, Bayer Leverkusen und RB Leipzig wirken trotz einiger Patzer gefestigter als der BVB. Eintracht Frankfurt spielt spektakulär und könnte nach dem VfB Stuttgart 2024 und Union Berlin 2023 der Überraschungsgast in den Top Vier der Tabelle werden. Der VfL Wolfsburg, der den BVB schon der 2. Runde des DFB-Pokals ausgeschaltet hat, steht derzeit ebenfalls vor Borussia Dortmund. Von hinten rollt noch Vize-Meister VfB Stuttgart an.
Die Probleme bei Borussia Dortmund sind vielfältig. Es fehlte vor allem vor der Saison der Wille und die Kraft, jeden einzelnen Stein umzudrehen. Dem BVB droht das Mittelmaß – vielleicht ist er, sportlich gesehen, auch schon Mittelmaß. Fatale Fehler wurden begangen:
- Die in ihrer Rolle als Führungsspieler enorm wichtigen Puzzleteile Mats Hummels (AS Rom), Marco Reus (LA Galaxy) und Niclas Füllkrug (West Ham) wurden als Charaktere nicht adäquat ersetzt.
- Teure, aber sportlich weniger wertvolle Spieler wurden nicht von der Gehaltsliste gebracht.
- Dadurch fehlte das Geld, um die Mannschaft nicht nur auf dem Vorjahresniveau zu halten, sondern sie besser zu machen und sie auch in der Breite zu verstärken.
- Dass auch 2024/25 eine Verletztenmisere den BVB heimsuchen könnte, wie das eigentlich schon seit über einem Jahrzehnt fast jedes Jahr in Dortmund der Fall ist, damit hat naiver Weise wohl auch kein Verantwortlicher gerechnet.
- Dem formschwachen und überfordert wirkenden Emre Can überließen die BVB-Verantwortlichen die Kapitänsbinde.
- Das Kompetenzgerangel auf Führungsebene (Ricken oder Kehl: Wer wird neuer Klubchef? Wann emanzipiert sich der neue Klubchef Lars Ricken von Patron Hans-Joachim Watzke? Wo darf ein zurückgekehrter Kaderplaner wie Sven Mislintat noch mitmischen?) ist auch noch einzupreisen.
Wie lange geht es noch gut?
So erstaunt es eher, dass der BVB trotz vieler Konflikte sich sportlich noch gut im Geschäft halten konnte, mit der Fast-Meisterschaft 2023 und dem Champions-League-Finale 2024. Die Frage für die aktuelle Saison lautet aber: Wie lange geht das Kaschieren der Probleme noch gut?