Die Saison von Borussia Dortmund ist von erheblichen Personalsorgen geprägt. Der schlechte Zustand des Rasens könnte ein Faktor sein.
Dortmund – In die Bewertung der Leistungen und Resultate von Borussia Dortmund muss dieser Tage die problematische Personalsituation einfließen. Aufgrund zahlreicher Verletzungen steht Trainer Nuri Şahin nur ein Rumpfkader zur Verfügung. Zuletzt saß mit Donyell Malen zweimal lediglich ein vollwertiges Mitglied des Profikaders auf der Bank.
Weil die Verletzungen verschiedene Hintergründe haben, wehrt sich der BVB gegen Kritik an seiner Athletikabteilung. Muskuläre Beschwerden sind derzeit unter anderem bei Karim Adeyemi, Yan Couto und Julien Duranville für Ausfälle verantwortlich. Als eine mögliche Ursache gilt in Dortmund der ungewohnt schlechte Zustand des Spielfelds. Auch Nico Schlotterbeck thematisierte den Rasen nach dem Sieg in der Champions League gegen Sturm Graz.
BVB-Verteidiger ärgert sich: „Der Platz war immer blitzsauber“
„Ich bin jetzt seit zweieinhalb Jahren hier, der Platz war immer blitzsauber, war perfekt. Da muss ich ein Lob an die Greenkeeper geben. Seit der EM haben wir die Probleme“, erklärte Schlotterbeck in der Mixed Zone des Signal Iduna Parks. Nach der Europameisterschaft hatte der BVB die stark beanspruchte Spielfläche ausgetauscht, der neue Belag wuchs aber nicht richtig an.
Vor dem Heimspiel gegen den VfL Bochum ließ Dortmund wieder einen neuen Belag auslegen. Dabei handelte es sich um Naturrasen, weil er schneller anwächst als der beim BVB eigentlich bevorzugte und robustere Hybridrasen, bei dem Kunststofffasern untergemischt werden. Jedoch sind bereits nach wenigen Wochen braune Stellen und Furchen mit bloßem Auge zu erkennen, ist also auch diese Fläche nicht ideal angewachsen.
Für Nico Schlotterbeck steht fest: „Die Platzprobleme kommen von der UEFA“
„Die Platzprobleme kommen von der UEFA, das tut mir leid für die Jungs. Ich hoffe, dass der Platz in zweieinhalb Wochen besser ist“, sagte Schlotterbeck. Ob die schlechte Spielfläche tatsächlich ein Faktor für eine Häufung von Muskelverletzungen ist, lässt sich nicht ohne Weiteres sagen. Marcel Sabitzer warnte schon vor dem Spiel gegen Graz, dass das Geläuf „nicht gut für die Muskelgruppen“ sei.
Die Verletzungssorgen des BVB sind dabei auch eine selbsterfüllende Prophezeiung: Weil Trainer Şahin nicht gleichwertig wechseln kann, müssen sich die Profis stärker verausgaben und gehen bisweilen auch über Limits hinaus, sodass sie anfälliger werden. In Bezug auf den Rasen ergibt sich durch den engen Spielplan in dieser Saison das Problem, dass wohl kein Hybridrasen verlegt werden kann.
Sportdirektor Sebastian Kehl: „Es wird keine Ausrede sein“
Allenfalls in Heimspielpause zwischen Mitte Dezember und Mitte Januar gäbe es eine Lücke, je nach Witterungsbedingungen ist aber genau diese Zeit für einen Rasenwechsel völlig ungeeignet. Die Wahrscheinlichkeit ist so recht hoch, dass die Beschaffenheit der Spielfläche der Mannschaft des BVB noch über längere Zeit ein Dorn im Auge bleibt.
„Wir machen uns natürlich darüber Gedanken und versuchen, eine Lösung zu finden. Die Qualität ist sicherlich nicht im besten Zustand. Darüber diskutieren wir, aber es wird keine Ausrede sein“, betonte Sportdirektor Sebastian Kehl nach dem 1:0 gegen Graz. Der Idee, dass der Rasen die Verletzungsprobleme mitverschuldet, scheint er sich nicht zu verschreiben. „Wenn wir unsere Bilanz zu Hause weiterhin so erfolgreich gestalten können, ist es egal, auf welchem Rasen wir spielen“, so Kehl.
Borussia Dortmund hat alle sieben Heimspiele der laufenden Saison in der Bundesliga und Champions League gewonnen.