Die deutsche Nationalmannschaft ist beim Confed Cup in Russland mit einem Sieg gestartet. Allerdings taten sich die Mannen von Bundestrainer Jogi Löw gegen den Außenseiter ziemlich schwer.
Sotschi - Joachim Löw riss seine Arme zu einem kurzen Jubel hoch, seine Spieler sanken vollkommen ausgepumpt auf den Rasen: Mit einigen Wacklern und einem Schuss Genialität von Leon Goretzka hat das deutsche Perspektivteam seine erste Reifeprüfung beim Confed Cup bestanden. Trotz zweier schwerer Torwartfehler von Bernd Leno rang der spielfreudige Weltmeister-Nachwuchs den Asienmeister Australien in Sotschi 3:2 (2:1) nieder und rechtfertigte zum Auftakt der Mini-WM das Vertrauen des Bundestrainers.
"Die Spieler sind gierig, hungrig, sie wollen solch ein Spiel auch gewinnen", lobte Löw im ZDF-Interview. Da war aber auch Leno. Löw musste sich winden, um den Leverkusener in Schutz zu nehmen: "Beim ersten Tor kann er nicht so richtig viel machen", behauptete der Bundestrainer da beschönigend, "den anderen Ball könnte er schon festhalten. Aber das passiert einem Torhüter, die Tore fielen ja auch aus dem Nichts."
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Der herausragende Schalker Goretzka leitete das 1:0 durch Lars Stindl (5.) ein, holte den Foulelfmeter zum 2:1 heraus (Julian Draxler, 44.) und erzielte das 3:1 im halbvollen Olympiastadion von 2014 selbst (48.). Leno ließ beim 1:1 der eigentlich harmlosen Australier durch Tom Rogic (37.) den Ball unter seiner Achsel durchrutschen, vor dem 3:2 patschte er den Ball ungeschickt vor die Füße des Torschützen Tomi Juric (56.).
Gegen Chile am Donnerstag und Kamerun (25. Juni) könnten derartige Patzer knallhart bestraft werden - das sah auch der Kapitän so. "In der ersten Halbzeit hätten wir mehr Tore machen müssen, in der zweiten Halbzeit waren wir nicht mehr so überlegen. Wir haben da sehr den Faden verloren", sagte Draxler im ZDF: "Gegen Chile müssen wir wirklich besser spielen."
Stindl bringt Deutschland früh in Führung
Als Leno zum Anpfiff seines schwarzen Abends gemäß der angekündigten Rotation seinen Platz im deutschen Tor einnahm, blickte er in die pure Trostlosigkeit. Spärlich besetzt war die Fischt-Arena, und bis in die oberste Reihe waren die Kommandos der deutschen Spieler zu hören, die im Gedenken an den verstorbenen Altkanzler Helmut Kohl mit Trauerflor aufliefen. Auf der Ehrentribüne nahm FIFA-Präsident Gianni Infantino diese Minuskulisse säuerlich lächelnd hin - 28.605 Zuschauer sollen es gewesen sein.
Nach vier Minuten wurde es allerdings erstmals lauter. Trotz aller Warnungen vor der "Rugby-Mentalität" der angeblich so kompromisslosen Australier stand es früh 1:0. Julian Brandt hatte nach einem Steilpass des von Beginn an auffälligen Goretzka geschickt auf Stindl zurückgelegt, der mit 28 sein erstes Länderspieltor erzielte. Sandro Wagner, bemühte zweite Spitze neben Stindl, hätte beinahe das 2:0 geköpft (16.).
Der Asienmeister war der deutschen Spielkultur nicht gewachsen. Australien zog sich zurück, presste nicht, massive Probleme im Flachpass waren unübersehbar. Der starke Brandt (20./27.) und Wagner (23.) alleine vor Torhüter Mathew Ryan hätten das zu weiteren Treffern nutzen müssen. Nach 30 Minuten standen bereits 10:1 Torschüsse in der Statistik - nur die Chancenverwertung der DFB-Elf ließ zu wünschen übrig.
Keine Confed-Cup-Stimmung in Sotschi
Löw schaute sich den bis dahin rundum gelungenen Auftritt seiner jungen, aber hochmotivierten Mannschaft entspannt an. Gemächlich durchschritt er seine Coaching Zone, nur ab und an rief er der bis zur Großchance für Trent Sainsbury (36.) gut sortierten Vierer-Abwehrkette Anweisungen zu. Doch der arg wacklige Leno brachte Australien zweimal zurück ins Spiel.
Draxler, der immerhin kurz darauf seinen Elfmeter sicher verwandelte, war vor dem 1:1 nach einem Fehlpass einfach stehen geblieben. Das 3:2 ging dann aber allein auf Lenos Kappe. Joker Timo Werner hätte das Spiel entscheiden können, traf aber nur den Pfosten (75.).
Nach dem Abpfiff stand für die deutsche Mannschaft schon um 21.30 Uhr der Flug nach Kasan auf dem Programm, wo am Donnerstag (20.00/ARD) das Duell mit Südamerika-Meister Chile wartet. "Wir haben gemerkt, woran wir noch arbeiten müssen", kommentierte Löw diplomatisch, einige Spieler nannten die Chilenen mit ihrem Bayern-Star Arturo Vidal schlicht "weltklasse". In diesem Spiel "müssen wir besser auftreten", mahnte Draxler, der Übergangskapitän. Auch Goretzka forderte: "Das muss besser werden."
Verbessern könnte sich auch die Stimmung: Confed-Cup-Atmosphäre im prachtvollen Bade- und Kurort Sotschi gab es nicht. Hier und da standen einige Blumenkübel im Fußball-Design, ein paar Fähnchen wehten schlaff im Regen. Das war es auch schon.
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sid