Coronavirus: Die Bundesliga hätte die Gesundheit der Spieler fahrlässig aufs Spiel gesetzt - auch beim FC Bayern

Vorstandsboss des FC Bayern: Karl-Heinz Rummenigge.
 ©dpa / Martin Rose

Die Bundesliga wollte trotz der Ausbreitung des Coronavirus spielen - und lenkte erst nach massiver Kritik ein. Finanzen sind der DFL offenbar wichtiger als die Gesundheit. Das ist grob fahrlässig. Ein Kommentar.

  • Bundesliga und DFL wollten den 26. Spieltag trotz des Coronavirus ursprünglich durchbringen.
  • Karl-Heinz Rummenigge vom FC Bayern München begründete die Entscheidung mit „Finanzen“.
  • Kommentar: Die Entscheidung der DFL setzte die Gesundheit der Spieler aufs Spiel - und ist grob fahrlässig.

München - Karl-Heinz Rummenigge ist aktuell nicht zu beneiden. Wie das erklären, was niemand verstehen mag?

Der Vorstandsboss des FC Bayern München* hat es versucht. Dass es imFußball eben „um Finanzen“ gehe. Dass die Bundesliga ein „Industriezweig“ sei, „auch, wenn das in der Südkurve nicht gern gehört werden wird“.

Das Coronavirus sollte die Geldmaschinerie Fußball nicht stoppen

Zusammengefasst: Selbst das Coronavirus sollte die Geldmaschinerie Fußball hierzulande nicht stoppen. Dabei breitet sich die neuartige Lungenkrankheit in Deutschland rasend schnell aus. 

Die Kanzlerin hatte empfohlen, von Veranstaltungen über 100 Personen dringend Abstand zu nehmen. Eine Art Richtlinie, an die sich alle halten sollen - einzig die Deutsche Fußball Liga (DFL) zögerte es lange hinaus.

Richtlinienkompetenz hat in diesem „Industriezweig“, um in der Sprache Rummenigges zu bleiben, nicht zuletzt der FC Bayern, der Branchen-Riese, der Klub, der mit seiner wirtschaftlichen Potenz alle anderen abhängt. 

FC Bayern München: Karl-Heinz Rummenigge argumentierte mit Finanzen

„Jedes Heimspiel ohne Zuschauer kostet Einnahmen. Die Fans bekommen die Kosten für die gekauften Karten zurückerstattet. Für die gesamte erste und zweite Liga steht ein höherer dreistelliger Millionenbetrag im Feuer“, sagte Rummenigge und bat um Verständnis. Dass seine Argumente weitgehend verpufften, zeigte der Shitstorm, der kurz nach der Pressekonferenz an der Säbener Straße in München losbrach. Und das nicht zu Unrecht.

Selbst bei einem leeren Fußballstadion, bei sogenannten Geisterspielen*, sind weit mehr als 100 Personen involviert: Mannschaften mit Ersatzspielern, der ganze Staff, die für das Catering der Spieler und Offiziellen und zuständigen Mitarbeiter, Ordner, Kameraleute, Security und so weiter. 

Ferner muss beim Coronavirus die Inkubationszeit beachtet werden, ergo, der Zeitraum, in dem sich ein Mensch mit dem Erreger ansteckt und wann die Krankheit ausbricht.

Bundesliga trotz Coronavirus? FC-Bayern-Star Thiago kritisierte deutlich

Wer kann mit Sicherheit sagen, dass ein Spieler auf dem Platz nicht schon krank ist, wenn er beispielsweise am Morgen nicht getestet wurde? Die DFL? Die Sponsoren, die in der Bundesliga vermarktet werden? Rummenigge?

Was, wenn dieser Spieler während einer Partie einen Einwurf macht? Und nach ihm 20 andere Akteure den Ball in die Hand nehmen - oder die Balljungen? Nur ein Beispiel. Unter den Profis rührte sich nach der ersten Entscheidung, trotzdem zu spielen, Widerstand - nicht nur bei Bayern-Star Thiago .

Coronavirus: Bundesliga stellte Finanz-Interessen über die Gesundheit der Spieler

Die Gemengelage zeigt einprägsam: Der Kommerzialisierung, die die Ultras in der Bundesliga so scharf kritisieren - auch in der Südkurve - hätte durch die DFL-Oberen nicht nachdrücklicher manifestiert werden können. 

Sie hatten in ihrem ersten Entschluss Finanz-Interessen über die Gesundheit der Spieler gestellt. Und das ist schlicht eines: grob fahrlässig.

pm

Wie geht es für die Fußball-Profis im Corona-Wirrwarr weiter. Vor allem für diejenigen, deren Verträge am 30. Juni enden oder die zu diesem Datum wechseln - zum Beispiel Alexander Nübel vom FC Schalke zum FC Bayern.

Laut Sky könnte ein Szenario tatsächlich sein, dass die Bundesliga-Saison nach einer dreimonatigen Pause am 13. Juni fortgesetzt wird und der letzte Spieltag folglich am 8. August wäre.

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