Sand im Getriebe: DFB-Team mit Fehlstart ins EM-Jahr

Toni Kroos kann es nicht fassen. Trotz einer 2:0-Führung gewinnen die Deutschen nicht das Spiel.
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Berlin - Deutschland kann keine Führung. Trotz eines 2:0-Vorsprungs verspielt das Team von Joachim Löw den Sieg. England setzt seine beeindruckende Serie fort.

Update vom 19. Juni 2016: Sowohl England als auch die Slowakei können bei der EM 2016 noch als Gruppensieger der Gruppe B weiterkommen. Wo Sie die Partie England gegen Slowakei live im Free-TV und Live-Stream sehen können, erfahren Sie hier.

Update vom 15. Juni 2016: Im zweiten Spiel der Gruppe B trifft England auf Wales. Hier erfahren Sie, wie Sie das Spiel der Gruppe B am Donnerstag live im Free-TV und im Live-Stream sehen können.

Update vom 29. März 2016: Am Dienstag spielt Deutschland gegen den Angstgegner Italien. Zum Länderspiel in München bieten wir einen Live-Ticker. Und: Wir haben zusammengefasst, wie Sie Deutschland gegen Italien live im TV und im Live-Stream sehen können.

Bei Weltmeister Deutschland ist zweieinhalb Monate vor Beginn der EM-Endrunde in Frankreich (10. Juni bis 10. Juli) noch reichlich Sand im Getriebe. Im prestigeträchtigen Klassiker gegen England verspielte die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw in Berlin eine 2:0-Führung und startete mit einer 2:3 (1:0)-Niederlage ins EM-Jahr. Dabei offenbarte der Weltmeister besonders im Abwehrverhalten Schwächen.

Für den nächsten EM-Härtetest am Dienstag (20.45 Uhr/ARD) in München gegen Italien konstatierte Löw nach der „Lehrstunde“ denn auch Steigerungsbedarf in nahezu allen Bereich. „Auch bis zum 2:0 haben wir kein gutes und dynamisches Spiel gemacht, wir hatten auch nicht immer die Kontrolle. Ein 2:3 nach einem 2:0 ist zwar ärgerlich, aber es hatte sich angedeutet. Wir hatten große Probleme, von hinten heraus über das Mittelfeld nach vorne zu spielen. Das haben wir nicht gut gelöst. Nach dem 2:0 war die gesamte Mannschaft nicht in der Lage, Ruhe zu bewahren. Insgesamt haben wir die Organisation verloren“, sagte der Coach im ZDF.

Nach der falschen Abseitsentscheidung bei einem Treffer des insgesamt überzeugenden Rückkehrers Mario Gomez (27.) brachte Toni Kroos die deutsche Elf in Führung: Zwei Minuten vor der Pause nutzte der Mittelfeldstar von Real Madrid vor 72.000 Zuschauern im ausverkauften Olympiastadion einen seltenen Freiraum zu einem Linksschuss aus gut 25 Metern zum schmeichelhaften 1:0. Zwölf Minuten nach dem Seitenwechsel erhöhte Gomez, der sich über Wochen durch starke Leistungen bei Besiktas Istanbul für sein Comeback in der Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) nachdrücklich empfohlen hatte, per Kopf auf 2:0. Für den 30-Jährigen bedeutete der Treffer das erste Länderspiel-Tor seit seinem Doppelpack im EM-Spiel am 13. Juni 2012 gegen die Niederlande.

Kane bringt England zurück ins Spiel

England kam allerdings danach durch Harry Kane (61.) schnell ins Spiel zurück und durch das erste Länderspiel-Tor des kurz zuvor eingewechselten Shootingstars Jamie Vardy (74.) auch zum durchaus verdienten Ausgleich. In der Nachspielzeit besiegelte Eric Dier die deutsche Niederlage (90.+1.).

„Wir wollen Europameister werden. Deswegen war das eine dumme und unnötige Niederlage, denn wir haben in der zweiten Halbzeit völlig die Ordnung verloren“, sagte Weltmeister Sami Khedira als Vertreter des verletzt fehlenden Kapitäns Bastian Schweinsteiger nach dem Abpfiff im ZDF ebenso enttäuscht wie verärgert. Nachdem seine Elf erstmals seit fast 31 Jahren nach einer 2:0-Führung noch als Verlierer vom Platz gegangen war (2:3 am 7. Juni 1995 im EM-Qualifikation in Bulgarien), nannte Gomez das Ergebnis „ein Stück weit unerklärlich“. „Das Ergebnis ist natürlich wichtig, sonst können wir alle zuhause bleiben“, meinte Kroos.

Deutschlands Defensive wackelt

Vor allem in der Defensive des Weltmeisters hakte es 78 Tage vor dem ersten EM-Vorrundenspiel am 12. Juni in Lille gegen die Ukraine lange an allen Ecken und Enden. Ohne die verletzten Abwehrspieler Jerome Boateng und Benedikt Höwedes wirkte aber besonders die Viererkette gegen mutig agierenden Engländer nicht besonders sicher. Mit Emre Can auf der rechten Außenbahn und Antonio Rüdiger in der Innenverteidigung fehlte es der Hintermannschaft an Stabilität. Dennoch verhalf Löw dem Leverkusener Jonathan Tah im zweiten Durchgang im Tausch gegen Abwehrchef Mats Hummels zum Länderspiel-Debüt. „In Testspielen hat man bei uns den Eindruck, dass man selten an die 100 Prozent rankommen“, räumte Thomas Müller ein, der selbst keine Akzente setzen konnte und vorzeitig ausgewechselt wurde.

Die Gäste, die keinen ihrer vorherigen acht Auftritte in der deutschen Hauptstadt gegen die DFB-Auswahl verloren hatten, konnten die immer wieder aufreißenden Lücken aber nicht nutzen. Kane vergab dabei früh die zunächst beste Gelegenheit für den Weltmeister von 1966 (7.).

Große Chancen waren Mangelware

Im Spiel nach vorne wussten die Platzherren in ihrem ersten Spiel nach den Terroranschlägen von Paris beim Länderspiel in Frankreich am 13. November durchaus zu gefallen. Allerdings blieben ganz große Chancen weitgehend Mangelware. Gomez und auch Kroos hatten zwar vereinzelt gute Szenen im Strafraum der Three Lions, unter dem Strich war das Gehäuse von England Ersatztorhüter Jack Butland allerdings abgesehen vom nicht anerkannten Gomez-Treffer bis zu seiner verletzungsbedingten Auswechselung nach Deutschlands Führungstreffer kaum in ernsthafter Gefahr.

In der zweiten Hälfte bot sich insbesondere nach Englands Anschlusstreffer das gleiche Bild. Mehrfach geriet Löws Abwehr bei schnellen Angriffen der Gäste in arge Bedrängnis, wiederholt auch durch individuelle Schwächen.

Vardys Traumtor läutet Englands Schlussoffensive ein

Nach Vardys Tor mussten die Hausherren in der Schlussphase zwischenzeitlich sogar eine Niederlage befürchten, zumal praktisch keinerlei Angriffe wenigstens zur vorübergehenden Entlastung gestartet wurden. Von Mesut Özil war faktisch nichts zusehen, und auch Marco Reus und Thomas Müller blieben ausgesprochen blass. Auch die Hereinnahme von Lukas Podolski veränderte an der Gewichteverteilung im Spiel kaum etwas zugunsten von Löws Mannschaft, in der die beiden Torschützen sich die Bestnoten verdienten.

Die Begegnung fand nach den jüngsten Terroranschlägen von Brüssel unter verstärkten Sicherheitsvorkehrungen statt. Vor dem Anpfiff blieb es nach Polizeiangaben in der Hauptstadt ruhig. Beide Teams trugen in Gedenken an die Opfer der Terroranschläge in der belgischen Hauptstadt Trauerflor, zudem hatte es vor dem Anpfiff eine Schweigeminute gegeben.


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sid/dpa

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