DFB-Elf mit Ballast in Belfast, Löw verspricht Reaktion - Mittelfeldstar verletzt

Es läuft nicht bei Deutschland und Joachim Löw.
 ©dpa / Robert Michael

Mit schweren Rucksäcken marschierten die deutschen Nationalspieler nach der Landung in Nordirland in ihr Teamhotel. Auch Joachim Löw kam mit ganz viel Ballast in Belfast an.

Belfast - Plötzliche EM-Sorgen, neue Taktikzweifel und dann auch noch die nach dem Abwehrchaos gegen Holland wieder aufgeflammte Debatte um den aussortierten Mats Hummels machen das EM-Qualifikationsspiel in Nordirland am Montag (20.45 Uhr/RTL) zu einer unerwartet harten Bewährungsprobe. Als weitere schlechte Nachricht musste Löw gleich nach der Ankunft auch noch den Ausfall von Mittelfeldstabilisator Ilkay Gündogan wegen eines grippalen Infekts hinnehmen.

Im ungemütlichen Windsor Park will Löw mit seinem auf 16 Feldspieler geschrumpften Kader dennoch die nach dem herben 2:4-Dämpfer gegen die Niederlande schlagartig wieder aufgekommene Kritik an seinem Erneuerungskurs schnell verstummen lassen. „Wir werden, da bin ich mir sicher, eine Reaktion zeigen“, versprach der Bundestrainer.

Fragile Defensive

Wie fragil sein Reformprozess mit der jungen deutschen Fußball-Nationalmannschaft nach dem WM-Desaster weiterhin ist, hatte Löw durch die Oranje-Pleite deutlich zu spüren bekommen. Das gute Sommergefühl nach zuvor drei Siegen in drei Spielen war nach nur einem Negativerlebnis ganz schnell verflogen.

Den Fokus lenkte der 59-Jährige daher ganz bewusst weg von den Aufregerthemen um diskutable Einwechslungen und den von vielen reflexartig als Problemlöser genannten Ex-Weltmeister Hummels. „Dazu ist alles gesagt“, war laut „Bild“-Zeitung Löws klare Antwort.

Die Besonderheit des Nordirland-Duells im plötzlich ungewollt wieder spannenden Kampf um ein EM-Ticket haben auch die Nationalspieler erkannt. „Jetzt ist natürlich ein bisschen Druck da. Jetzt haben wir wieder ein großes Spiel. Wir müssen die Köpfe oben behalten, weiter positiv bleiben und in Belfast einen Neuen raushauen“, forderte BVB-Kapitän Marco Reus. Sein neuer Club-Kollege Julian Brandt brachte es auf die einfache Formel: „Das wird Insel-Fußball.“

Gündogan erkrankt - Hummels-Diskussion im Keim erstickt

Obwohl Löw den britischen Old-School-Stil nicht mag, wird er sein Team natürlich speziell darauf vorbereiten. Mit einer deutlich offensiver ausgerichteten Taktik als dem Abwarte-Fußball gegen Holland sollen drei fest eingeplante Punkte geholt werden. Gündogan hätte in Löws Überlegungen eine zentrale Rolle gespielt. Doch am Sonntag reiste der Man-City-Profi erkrankt von Belfast gleich weiter heim nach Manchester. Für Gündogan könnte nun als noch offensivere Variante Julian Brandt oder Kai Havertz in die Startelf rutschen.

Außer Gündogan fehlt auch der Dortmunder Nico Schulz wegen seiner Fußverletzung. Marcel Halstenberg (RB Leipzig) und Jonas Hector (1. FC Köln) sind die Alternativen als Linksverteidiger.

Die Dreier-Abwehrreihe dürfte Löw auf eine Viererkette umstellen, dann wohl ohne Eigentorschütze Jonathan Tah, den trotz der tröstenden Worte vieler Kollegen großen Verlierer des Holland-Shpiels. Den ultimativen Freispruch bekam der Leverkusener von Löw selbst. „Qualitätsmängel haben wir keine“, erklärte der Bundestrainer kategorisch. Auch so wird von Löw der vor allem medial diskutierte Ruf nach Hummels abgeblockt.

Kimmich: „Nicht reif genug“

In Belfast, wo Deutschland seit 37 Jahren nicht verloren hat, braucht Löw ganz schnell freie Spielerköpfe. „Die spielen wahnsinnig körperlich robust. Sie spielen viele lange Bälle, darauf müssen wir uns einstellen. Und sie werden insgesamt tief stehen. Wir werden weniger Räume vorne bekommen. Deswegen müssen wir uns schon taktisch anders ausrichten“, sagte Löw über die Nordiren.

„Es hat uns schon gezeigt, dass wir da noch nicht reif genug sind“, monierte Joshua Kimmich die vier Gegentore in 32 Minuten in der miserablen zweiten Halbzeit gegen Holland. Große Hoffnungen ruhen für den erhofften Offensivwirbel in Belfast auf Serge Gnabry, der gegen die Niederlande nicht nur bei seinem Tor demonstrierte, dass er die nach der Verletzung von Leroy Sané vakante Rolle als Top-Angreifer übernehmen kann.

Mittelfeldstratege Toni Kroos gab die klare Richtung vor. „Das Spiel wird sicherlich ein anderes. Klar, die Köpfe müssen hoch - und die werden auch oben sein.“ Ein weiterer Patzer könnte die DFB-Auswahl nämlich von dem schon sicher eingeschlagenen Weg Richtung EM-Endrunde 2020 plötzlich sogar abbringen. „Die jungen Spieler muss man ein bisschen aufrichten“, meinte Löw.

Platz 1 aus eigener Kraft unerreichbar

Platz eins in der Qualifikationsrunde, der einen Platz im besten EM-Lostopf und damit eine leichtere Turniergruppe ermöglichen würde, kann aus eigener Kraft jetzt schon nicht mehr erreicht werden. Schuld daran war das vierte Gegentor in der Nachspielzeit gegen Holland, womit der direkte Vergleich (3:2/2:4) verloren ging.

Mit einem Sieg in Belfast würden immerhin die in allen ihren vier Spielen gegen die Außenseiter aus Weißrussland und Estland bisher siegreichen Briten überholt werden. Zumindest bis Oktober wäre die DFB-Elf dann auf dem Spitzenrang in ihrer Gruppe C.

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