Bundesländer dürfen Fußballvereine für Polizeieinsätze bei Hochrisikospielen zukünftig zur Kasse bitten. Mehrere Fan-Organisationen kritisieren das Urteil heftig.
Frankfurt – Das Bundesverfassungsgericht hat am Dienstag (14. Januar) für ein kleines Beben in der Fußball-Bundesliga gesorgt! Bundesländer dürfen Bundesliga-Vereinen künftig die Polizeieinsätze bei Hochrisikospielen in Rechnung stellen. Damit scheiterte die DFL mit ihrer Verfassungsbeschwerde gegen eine entsprechende Regelung aus Bremen.
Fan-Organisationen nach Urteil „fassungslos“
Das Urteil aus Karlsruhe sorgt besonders in Fankreisen für große Aufregung. Von verschiedenen Fan-Organisationen gibt es massive Kritik – aus verschiedenen Gründen.
„Das heutige Urteil des Bundesverfassungsgerichts ist ein Freifahrtschein für einen immer aggressiver und martialischer auftretenden Polizeiapparat“, sagte Linda Röttig, Mitglied im Vorstand des Dachverbands der Fanhilfen, in einer Stellungnahme. Die Organisation „Unsere Kurve“ teilte mit, sie nehme das Urteil „fassungslos zur Kenntnis“.
„Unsere Kuve“ kritisiert Urteil des Bundesverfassungsgericht scharf
Laut „Unsere Kurve“ sei die Gewährleistung öffentlicher Sicherheit und Ordnung eine Kernaufgabe des Staates. „Gemäß des Steuerstaatsprinzips hat diese Gewährleistung aus Steuermitteln zu erfolgen. Und hier leistet der deutsche Profifußball bereits seinen Beitrag - zuletzt in Höhe von ca. 1,6 Milliarden Euro pro Jahr.“ Dass nun weitere Kosten hinzukommen könnten, sei unverhältnismäßig.
Das Urteil müsse fair und gleich auf alle öffentlichen Großveranstaltungen angewendet werden, so Sprecher Thomas Kessen. „Wir erwarten nun vom Freistaat Bremen jährliche Rechnungen an die Veranstalter des Bremer Freimarkts. Auch das Münchner Oktoberfest, der Kölner Karneval und die Silvesterpartys am Brandenburger Tor müssen den Veranstaltern in Rechnung gestellt werden.“ Ob dies die Gesellschaft wolle, dürfe bezweifelt werden - „und ebenso zweifelhaft ist das heutige Urteil“.
Fans wüten in den sozialen Medien
Auch in den sozialen Medien wüten viele Fans gegen das Urteil. „Es geht um Hochrisikospiele - was die Polizei von sich aus im Vorfeld festlegt - fernab jeglicher Realität. Eine Woche Oktoberfest München ist gefährlicher als eine Saison 1. und 2. Bundesliga“, schreibt ein User auf X. Ein anderer meint: „Was für ein Quatsch. Karnevalsvereine müssen auch nicht für die Polizei beim Rosenmontagszug bezahlen.“
Vereinzelt gibt es jedoch auch Gegenstimmen. „Fußball hat einen hohen gesamtgesellschaftlichen Nutzen. Er verursacht aber auch hohe Kosten für die Allgemeinheit. Enge Zusammenarbeit mit der Polizei und eine Beteiligung an deren Kosten halte ich für angemessen“, heißt es beispielsweise in einem Kommentar auf X.
Unklar ist noch, ob die Vereine gegen künftigen Rechnungsbescheiden vor Verwaltungsgerichten klagen könnten. Das fordert zumindest Röttig. Nur so könne die Grundlage für den Kräfteeinsatz der Polizei überprüft und somit die Richtigkeit der Rechnungssumme bewertet werden. (LuHa/dpa)