«Gott existiert»: Messi, Argentiniens Retter von Quito

Lionel Messi schoss mit einem Dreierpack Argentinien zur WM nach Russland.
 ©Jose Romero

Wenn es darauf ankommt, ist Messi da. Mit drei Toren schießt der Superstar Argentinien doch noch zur WM und sorgt nach einer quälenden WM-Qualifikation für ein Happy End. Nun winkt ihm in Russland noch einmal die Chance, seine Karriere mit dem WM-Titel zu krönen.

Quito - Mit nacktem Oberkörper stimmte Lionel Messi die Freudengesänge an. Seine Teamkollegen hüpften auf und ab und herzten immer wieder ihren Helden Messi, «la Pulga», «den Floh».

Es passt zur Psyche Argentiniens, dass man gerade noch in ein schwarzes Loch blickte, um nun schon wieder vom WM-Titel 2018 in Russland zu träumen.

«Nach diesem Erlebten wird die Nationalelf wachsen, sie wird eine andere sein. Das ist wie eine Befreiung», sagte Messi. Sein Dreierpack gegen Ecuador zum 3:1 (2:1)-Sieg bescherte seiner Mannschaft und seinem Land eine magische Nacht in Quito. «Es wäre verrückt gewesen, wenn dieses Argentinien nicht zur WM gefahren wäre», sagte der Superstar. Aber er räumte ein, dass die Angst auszuscheiden, da war. Coach Jorge Sampaoli schwärmte: «Messi ist der beste Spieler der Geschichte.»

Riesengroß war die Erleichterung, in Buenos Aires zogen zehntausende jubelnd mit blau-weiß-blauen Argentinien-Fahnen durch die Straßen. Das entscheidende Spiel in der südamerikanischen WM-Qualifikation in Ecuador hatte Auswirkungen bis hin zur irischen Rockband U2, die extra den Beginn eines Konzerts im argentinischen La Plata in den späten Abend verlegten, damit die Musikfans erst auf Leinwänden das Spiel sehen konnten. «Danke Lionel Messi. Gott existiert», sagte U2-Sänger Bono.

Die Ausgangslage war klar, und doch so kompliziert. Je nach Ausgang des Spiels in Ecuador und der anderen vier Partien der zehn Teams umfassenden Südamerikagruppe war für Argentinien alles drin: von Platz drei bis sieben. Neben Argentinien sind bei der WM Brasilien, Uruguay und Kolumbien dabei, Peru kann über den Umweg Neuseeland auf das WM-Ticket hoffen.

Als Sechster ging Argentinien in das letzte Gruppenspiel in 2800 Meter Höhe in Quito. Und als Romario Ibarra schon nach 37 Sekunden - das schnellste Gegentor für Argentinien in 116 Jahren - die Gastgeber in Führung schoss, drohte das erstmalige Verpassen einer WM seit 1970 mehr denn je. In Buenos Aires herrschte lähmendes Entsetzen. Was folgte, war ein Herzschlagfinale.

Nach dem 0:1 folgte ein «magisches Spiel» von Messi, wie die Zeitung «Clarin» festhielt. «Die Seele ist in die Körper zurückgekehrt.» Mit drei Toren in der 12., 20. und 61. Minute drehte der Superstar des FC Barcelona das Spiel fast im Alleingang und versetzte den argentinischen Kommentator geradezu in Ekstase. «Lang lebe Fußball, lang lebe Messi», schrie er ins Mikrofon. «Messi war allmächtig», schrieb das Sportblatt «Olé».

Doch wenn der Rausch über das glückliche Ende verflogen ist, wird sich die gesamte Fußball-Nation wieder die Frage stellen: Messi, und was noch? Wenn er fehlte, lief in der Qualifikation fast nichts beim WM-Zweiten von 2014.

Es war der 44. Dreierpack in der Karriere des fünfmaligen Weltfußballers Messis. Mit seinen Länderspiel-Toren 59 bis 61 zog er außerdem mit dem Uruguayer Luis Suarez in der ewigen Torschützenliste der Südamerika-Qualifikation gleich. Doch vielmehr als die nackten Zahlen spielte sich Messi in die Herzen der argentinischen Fans.

Dabei wurden seine Auftritte in der Nationalelf mitunter kritisch begutachtet. Zu groß war oft die Diskrepanz zwischen seinen genialen Auftritten im Trikot des FC Barcelona. Bei den drei WM-Teilnahmen 2006, 2010 und 2014 blieben die ganz großen Glanzpunkte von Messi aus, als jeweils gegen Deutschland Endstation war. Nun erhält Messi womöglich die letzte auf den WM-Titel. Schließlich wird er im nächsten Sommer 31 Jahre alt. «Wir wollen es alle in der Nationalmannschaft gut machen und bei der WM das Beste versuchen, um den Titel zu holen», sagte Messi und fügte hinzu: «Aber jetzt müssen wir uns gut vorbereiten und verbessern.»

Drei Trainer, Dutzende Spieler und viele Enttäuschungen sahen die Fans in den 733 Tagen zwischen dem Auftakt der Qualifikation am 8. Oktober 2015 beim 0:2 daheim gegen Ecuador und nun dem Happy End im Atahualpa-Stadion.

Messi bekam sogar Glückwünsche von einem seiner großen Rivalen. «Es freut mich für ihn. Es ist schön, einen Freund in so einem wichtigen Wettbewerb zu sehen», sagte Neymar, der bis zum Sommer mit Messi in Barcelona spielte. Mit oft besseren Leistungen hatten er und Brasilien Messis Albiceleste in der WM-Qualifikation oft die Show gestohlen und alt aussehen lassen. Bis zur magischen Nacht von Quito.

dpa

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