Nach bitterer Auftaktpleite gegen Rumänien: Ukrainer verbannten Trainer aus der Kabine

Mit einer konzentrierten Defensivleistung und offensiven Geistesblitzen gelingt Rumänien ein Auftakt nach Maß. Die Ukraine steht dagegen bereits jetzt unter Zugzwang.

Update – 17. Juni, 20.36 Uhr: Nach der 0:3-Niederlage gegen Rumänien haben die ukrainischen Nationalspieler ihren Trainer Sergiy Rebrov aus der Kabine geschickt, um sich gegenseitig die Meinung zu sagen, berichtet die Bild. Rebrov betonte nach dem Spiel: „Solch ein Ergebnis hat niemand erwartet. Wir hatten viel Ballbesitz, konnten aber keine Chancen kreieren. Das hat sich gerächt.“ Er fügte hinzu, dass die Spieler, die sich auch bei ihren Fans entschuldigt hatten, merkten, dass ihre Leistung unzureichend war, und dass sie sich am Freitag gegen die Slowakei verbessern müssen.

  • Gruppe E: Rumänien – Ukraine, 3:0 (1:0)
  • Der Live-Ticker der Partie zum Nachlesen

München – Startschuss für die Gruppe E bei dieser Fußball-EM. Während Belgien am Montagabend (18 Uhr) als Favorit auf den Gruppensieg auf die Slowakei (den vollständigen EM-Spielplan finden Sie hier) trifft, duellieren sich die Ukraine und Rumänien in München auf Augenhöhe. Für die kriegsgebeutelte Ukraine schwingt bei diesem Turnierauftakt die Verantwortung für die Bevölkerung im eigenen Land mit. Bei Rumänien liegen die Hoffnung in einer Mannschaft ohne Weltstars auf der souveränen Qualifikationsrunde und zwei Nachkommen großer Fußball-Helden.

Ukraine-Coach Rebrov vor dem EM-Auftakt: „Das ist eine große Motivation“

Wenn die Ukraine am Montag (17. Juni) ihr erstes EM-Spiel seit 2016 bestreiten darf, wird dieser sportliche Lichtblick natürlich vom Krieg überschattet. Dass daraus sogleich der Wunsch und die Verantwortung erwächst, der dortigen Bevölkerung Glücksmomente zu bescheren, der Fußball allerdings nebensächlich bleiben wird, weiß auch der Verbandscoach.

So fasst Serhiy Rebrov – selbst ehemaliger Profi – die seine Gefühlswelt und die der Spieler wie folgt zusammen: „Gerade wegen des Krieges in unserem Land wissen die Spieler, welch große Verantwortung sie tragen“, so Rebrov, „das ist eine enorme Motivation. Manchmal erinnern wir sie daran, aber ich sehe in ihren Gesichtern, wie motiviert sie sind. Sie haben den großen Wunsch, die Ukraine stolz zu machen.“

Der ukrainische Fußball im Krieg: Viele Spieler in der heimischen Liga, Länderspiele auf neutralem Grund

Es ist eine Verantwortung, die sich nicht zuletzt darin zeigt, dass mehr als die Hälfte des Kaders nach wie vor in der einheimischen Liga aktiv ist. Andere Stars wie Oleksandr Zinchenko, Artem Dovbyk und Torwart Andriy Lunin sorgen indessen im Ausland für Aufsehen.

Zugleich ordnet der 50-Jährige ein, dass der Effekt, den ein gewonnenes Fußballspiel haben kann, nicht grenzenlos ist. „Natürlich steht derzeit der Fußball nicht an erster Stelle. Viele Leute, viele Kinder sind gestorben. Es ist eine schwierige Zeit“.

Für den Weg nach Deutschland musste die Ukraine eine Ehrenrunde drehen, nachdem man in der Qualifikationsgruppe hinter den Schwergewichten England und Italien zurückgeblieben ist. Erst ein 2:1-Erfolg gegen Island auf neutralem Platz in Breslau sorgte für die gesicherte Endrundenteilnahme.

Rumänien bei der Fußball-EM: Trotz weniger Stars ungeschlagen durch die Qualifikation

Deutlich unaufgeregter kam Gegner Rumänien zu seiner EM-Teilnahme. In einer Gruppe, die vom sportlichen Niveau zwar überschaubar gewesen sein mag, gelang es dem Team von Edward Iordanescu zumindest in zehn Spielen ungeschlagen (6 Siege, 4 Unentschieden) zu bleiben und die Schweiz hinter sich zu lassen.

Selber Iordanescu gehört zugleich du den bekanntesten Namen des rumänischen Reisetross. So war es sein Vater Anghel Iordanescu der die goldene Zeit des rumänischen Fußballs von den Neunzigern bis zum Jahr 2000 maßgeblich mitprägte. In diese Zeit fielen die Viertelfinal- (1994) und Achtelfinalteilnahme (1998) bei Weltmeisterschaften, als auch die EM-Vierteilfinalteilnahme 2000.

Eine weitere Parallele zu dieser Zeit findet sich heute noch auf dem Platz wieder. So gehört Ianis Hagi – Sohn von Fußball-Legende Gheorghe Hagi – zum Aufgebot von Iordanescu. Wie einst Hagi Senior unter Iordanescu Senior. Lange als Talent gehandelt, erlitt dieser jedoch 2022 einen Kreuzbandriss und konnte seitdem nur schwerlich wieder Fuß fassen im internationalen Top-Fußball. Aktuell steht Hagi bei den Rangerns in Glasgow unter Vertrag und ist zu Deportivo Alaves in Spanien ausgeliehen.

Über die beiden Söhne mit den großen Nachnamen hinaus sucht man vergebens nach Stars von internationaler Klasse. Auch die Legionäre in Italien, wie Razvan Marin, spielen bei ihren Clubs oft eine untergeordnete Rolle. Spieler wie Radu Dragusin, der beim FC Genoa noch zum unverzichtbaren Stammpersonal gehörte, muss sich seit seinem Wechsel zu Tottenham seit jeher mit der Reservistenrolle begnügen.

Vielleicht ist es aber auch dieses Unterstatement, auf dem die Rumänen bei dieser EM aufbauen werden. Für beidseitige Motivation ist indessen gesorgt, wenn die beiden Anwärter auf Platz 2 in München aufeinandertreffen. (nki)

28.02.2021

Landpark Lauenbrück

12.02.2021

Winterlandschaft in Rotenburg

22.12.2020

Weihnachtsbilder

29.10.2020

Herbstfotos der Leser