Lewandowskis Polen im Viertelfinale - Schweiz trotz Shaqiri-Traumtor raus

Die Polen trafen alle ihre Elfmeter.
 ©AFP

St Étienne - Polen ist als erster Teilnehmer ins Viertelfinale der EM 2016 eingezogen. Im Achtelfinale gewann die Mannschaft gegen die Schweiz im Elfmeterschießen.

Wie entfesselt stürmten die Polen auf ihren Matchwinner Grzegorz Krychowiak zu und nahmen ihn jubelnd in ihre Mitte. Der Profi vom FC Sevilla hatte am Samstag vom Elfmeterpunkt als letzter Schütze die Nerven behalten und sein Land erstmals in ein EM-Viertelfinale geschossen. Der 5:4-Sieg im Elfmeterschießen gegen die Schweiz war zugleich einer der größten internationalen Erfolge der polnischen Fußballer - und nun ist beim Turnier in Frankreich sogar noch mehr möglich. „Das ist ein historischer Moment für uns“, bekannte der frühere Dortmunder Jakub Blaszczykowski, während Trainer Adam Nawalka stolz vorausblickte: „Wir können optimistisch aufs nächste Spiel schauen.“

Einziger Fehlschütze nach einem 1:1 (1:1, 1:0) nach 120 Minuten war ausgerechnet der in diesem Turnier sonst so starke Schweizer Granit Xhaka, der den Ball weit links neben das Tor setzte. Alle Eidgenossen waren hinterher bedacht, den Noch-Gladbacher schnell wieder aufzubauen. „Auch Beckham und Ronaldo verschießen Elfmeter“, sagte Stürmer Haris Seferovic. Xhaka selbst meinte: „Ich bin noch ein junger Mensch, der heute halt einen Fehler gemacht hat.“

Shaqiri mit Traumtor

Vor 38 842 Zuschauern im Geoffroy-Guichard-Stadion von Saint-Étienne hatte der langjährige Dortmunder Bundesligaprofi Blaszczykowski den Führungstreffer für die Polen (39.) erzielt, ehe Xherdan Shaqiri mit einem Traumtor (82.) der Ausgleich gelang. Die Schweizer scheiterten dennoch wie schon vor zwei Jahren bei der WM im Achtelfinale. „Das ist sehr schade für die Jungs. Wir hätten am Ende eigentlich das Tor schießen müssen“, sagte der Schweizer Coach Vladimir Petkovic. Gladbachs Torhüter Yann Sommer konnte es kaum fassen: „Das geht mir sehr nahe. Wir sind sehr enttäuscht. Wir haben maximal gefightet und hätten den Sieg verdient gehabt.“

Im Duell der K.o.-Runden-Debütanten und Minimalisten, die beide mit nur zwei Treffern ins Achtelfinale eingezogen waren, setzten die Polen zunächst die Akzente. Bereits nach 20 Sekunden sorgten Robert Lewandowski und Arkadiusz Milik für Aufregung in Schweizer Strafraum. Nach einem Fehler von Johan Djourou kam zunächst Lewandowski in seinem 80. Länderspiel knapp gegen Sommer zu spät, Milik setzte den Nachschuss über das Tor.

Für Gefahr vor dem polnischen Gehäuse sorgten zunächst lediglich die Defensivakteure der Schweizer. Ein Rechtsschuss von Linksverteidiger Ricardo Rodriguez verfehlte das Tor knapp (25.), ein Kopfball von Fabian Schär landete in den Armen von Lukasz Fabianski (35.).

In Blaszczykowski erzielte dann auch bei den Polen eher ein defensiverer Spieler die Führung. Nachdem sich Kamil Grosicki auf der linken Seite durchsetzen konnte und die Abwehrreihe der Schweizer düpierte, erzielte der völlig freistehende Mittelfeldspieler aus sieben Metern mit seinem zweiten Turniertreffer noch vor der Pause das 1:0.

Erst nach dem Rückstand kam mehr Bewegung ins Offensivspiel der Schweizer. Der quirlige Shaqiri brachte Unruhe in die polnische Abwehr. Die immer stärkeren Schweizer kamen durch Seferovic zu einem Lattentreffer (79.), ehe Shaqiri mit einem sehenswerten Seitfallzieher von der Strafraumgrenze zum 1:1 traf und somit die Verlängerung erzwang. Dort hätte Eren Derdiyok in der 113. und 118. Minute jeweils den Siegtreffer für die Schweiz erzielen können, doch Fabianski parierte wieder reaktionsschnell.

Beim Elfmeterschießen blieben die Polen souverän, Sommer hatte nur einmal die Finger am Ball und setzte seine Pechserie fort. Der Gladbacher Keeper konnte in zwei Jahren im Club von mehr als 20 Strafstößen nur einen parieren. „Wir hätten etwas Historisches schaffen können, das gelang uns nicht. Wir dürfen aber trotzdem stolz sein“, sagte Shaqiri.

dpa

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