Furchtlose Isländer wollen eigene Idole nach Hause schicken

Die Spieler der isländischen Nationalmannschaft bejubeln den Einzug ins Achtelfinale.
 ©dpa

Nizza - Für Island ist das Achtelfinale gegen die Idole aus England das Spiel des Lebens. Genau diese Idole aber haben seit 20 Jahren kein K.o.-Spiel gewonnen.

Für das Spiel ihres Lebens verwandeln sich die wilden Wikinger gedanklich in Schoßhündchen. Bei jeder Teamsitzung im Konferenzraum des Mannschaftshotels in Annecy-Le-Vieux schauen die isländischen Nationalspieler auf ein Motivationsplakat, das einen klitzekleinen Chihuahua zeigt. Er jagt ein tonnenschweres Nashorn.

Frech sein, keine Angst vor den Großen - so ähnlich will der Außenseiter im EM-Achtelfinale am Montag (21.00 Uhr) in Nizza Jagd auf die "Three Lions" machen, den hohen Favoriten England. Das Poster sei "ein Symbol, wie weit dich großer Mut und große Einstellung bringen können", sagte Verteidiger Elmar Bjarnason. Die Begeisterung könnte größer kaum sein, denn die Isländer spielen in ihrem ersten K.o-Spiel bei einer EM gegen ihre eigenen Idole.

Favorit England steht unter Druck

"Ich war bei großen Turnieren immer für England", sagt Abwehrspieler Kári Árnason. Der Lauterer Jon Bödvarsson, Schütze des 1:0 beim 2:1 gegen Österreich, nennt England sein "Dream-Team". Alle isländischen Fußballer schauen die englische Premier League. "Wir sind verrückt nach englischem Fußball", sagte Trainer Heimir Hallgrimsson: "Wir wissen alles über sie, aber sie nicht über uns. Ich habe keine Angst."

Island kann nichts verlieren - aber alles gewinnen. Bei den Three Lions ist es genau andersherum. Nach 20 Jahren soll England endlich mal wieder ein EM-Spiel in der K.o.-Runde gewinnen - mindestens. "Wir sind hier und wollen die EM gewinnen", sagt Kapitän Wayne Rooney.

In den heimischen Medien wird bereits spekuliert, dass Teammanager Roy Hodgson im Falle einer Niederlage seinen Stuhl räumen muss. Sorge bereitet aber nicht nur das kampferprobte Island, sondern auch die eigene tragische Schwäche vom Punkt: Sechs von sieben Elfmeterschießen hat das Mutterland des Fußballs bei großen Turnieren verloren.

Das sei ein mentaler Vorteil für Island, sagt England-Legionär Gylfi Sigurdsson: "Auf den Engländern lastet fast übermenschlicher Druck. Stellen Sie sich vor, was los ist, wenn sie gegen uns ausscheiden."

Isländisches Reiseunternehmen mit frechem Angebot

Gudbjartur Jonsson stellte sich genau diesen Fall vor - und kam auf eine freche Idee. Der Manager eines isländischen Reiseunternehmens (North Sailing) machte den Engländern ein Angebot: Sollte das Mutterland des Fußballs am EURO-Zwerg scheitern, darf sich das Team bei einem Gratis-Ausflug zum Wale-Anschauen von dem Schock erholen.

"Die armen englischen Spieler werden ohnehin nicht sofort nach Großbritannien zurückkehren können, wenn 60 Millionen Fans sauer sind, dass sie gegen eine kleine Insel mit nur 300.000 Einwohnern verloren haben", sagte der Unternehmer der Zeitung Guardian.

Von Islands Bevölkerung sollen sich rund neun Prozent gerade in Frankreich aufhalten, um ihre Helden zu unterstützen. Das Problem dabei: Am Samstag fanden auf der Vulkaninsel Präsidentschaftswahlen statt. Also richtete das Innenministerium im Teamcamp kurzfristig ein Wahllokal ein.

SID 

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