Paris - Österreich feiert Robert Almer, doch für David Alaba ist der "Sieg" gegen Portugal weniger erfreulich. Es droht Ärger.
Die Fans feierten ihre EURO-Helden um den "überirdischen" Robert Almer, Marcel Koller sprach gar von einem "Sieg" - nur David Alaba kam sich inmitten der jubelnden Österreicher wie ein Verlierer vor. Papa George streichelte dem konsternierten Bayern-Star liebevoll über den Lockenkopf, Mama Gina und Schwester Rose spendeten mit aufmunternden Worten Trost.
Aber gute Laune wollte beim großen Hoffnungsträger der Alpenrepublik nach dem schmeichelhaften 0:0 gegen starke Portugiesen um Superstar Cristiano Ronaldo wahrlich nicht aufkommen. Dafür war die Enttäuschung über seine erneut schwache Vorstellung, die Trainer Koller mit der Auswechslung (65.) bestrafte, schlicht zu groß. Alaba schlich mit hängendem Kopf vom Platz.
Alaba: Ich war nicht glücklich über meine Auslosung
"Ich weiß nicht, warum mich der Trainer rausgenommen hat. Glücklich war ich nicht", sagte er nach seinem "schwächsten Länderspiel" (Kurier). Koller versuchte, möglichen Ärger im Keim zu ersticken. Es sei "schwer" gewesen für Alaba, die "neuerliche andere Position" als Zehner "zu bearbeiten", sagte er.
"Schwer" ist allerdings stark untertrieben. Der Münchner Star kam hinter Spitze Martin Harnik gar nicht zurecht und enttäuschte wie beim Auftakt gegen Ungarn (0:2) völlig. Dem 23-Jährigen versprangen die Bälle, seine Pässe landeten reihenweise beim Gegenspieler - vor dem "Endspiel" gegen Island am Mittwoch läuft er seiner Form meilenweit hinterher.
Entsprechend hart fiel das Urteil der Presse aus. "Österreichs Superstar ein Schattens seiner selbst - Note 5!", schrieb die Tageszeitung Österreich.
Umso besser, zumindest aus österreichischer Sicht, dass Torhüter Almer eines seiner besten Spiele im ÖFB-Trikot ablieferte. Immer wieder rettete der Mann, der einst für Fortuna Düsseldorf zu schlecht war, für seine ausgespielte Abwehr. Egal ob gegen Nani, Ronaldo oder Joao Moutinho, "die Sturm- und Hagelversicherung des ÖFB" (Der Standard) war zur Stelle. Bei Ronaldos Elfmeterfehlschuss (79.) wäre er machtlos gewesen, doch "des Pfauen Penalty mentalisierte er schnurgerade an die Stange", wie die Zeitung flapsig anmerkte.
In der Tat brachte "Spinnenmann" Almer (Krone) die Portugiesen zur Verzweiflung. Wohl derart, dass es "Ronaldo anscheinend zu genau machen wollte", wie Almer später lächelnd erzählte.
So oder so: Für seine überragende Leistung erhielt der 32-Jährige Lob von allen Seiten. "Er hat fantastisch gehalten und dazu beigetragen, dass wir dieses Unentschieden mitnehmen können", urteilte Koller, die Wiener Zeitung wertete das Spiel "Almer gegen Ronaldo torlos", das Blatt Österreich würdigte den "Einser-Schüler".
All der Trubel um seine Person war dem zurückhaltenden Almer fast unangenehm. "Es war einer dieser Abende, an dem es einfach läuft. Es ist einfacher, viel zu tun zu haben, als eine Partie zu spielen, in der du wenige Aktionen hast", sagte er und fügte bescheiden an: "Ich habe versucht, zu halten, was zu halten war. Schön, dass es geklappt hat." Da war Alaba schon längst mit dicken, weißen Kopfhörern im Bus verschwunden.
sid