Evian-les-Bains – Sie beraten, helfen bei der Entscheidungsfindung Marcus Sorg und Thomas Schneider sind die linke und die rechte Hand von Jogi Löw. Wie die Arbeit im deutschen Trainerteam aufgeteilt wird:
Manchmal geht es um Zentimeter. Joachim Löw hat das mal vorgeführt bei einem Training der Nationalmannschaft vor vier Jahren in der EM-Vorbereitung. Hansi Flick, seinerzeit der Co-Trainer, hatte an bestimmten Stellen des Spielfeldes die guten alten Markierungshütchen aufgestellt. Und dann kam der Chef, schritt alle Distanzen ab und verrückte alles ein wenig. „Jogi ist der Supervisor“, sagen Thomas Schneider und Marcus Sorg. Sie waren bei der WM 2014 in Brasilien noch nicht dabei, sie erleben gerade ihr erstes Turnier mit dem A-Team. Nun sind sie die Herren der Hütchen.
Man kann sagen, Joachim Löw lege keinen Wert darauf, charismatische Assistenten zu haben. In seiner Zeit als Co-Trainer (2004 bis 06) unter Jürgen Klinsmann hatte er eine weitaus öffentlichere Rolle gespielt als Hansi Flick unter ihm. Flick gewann nur langsam an Profil, befreite sich aus der allgemeinen Unterschätzung, indem er aufstieg zum DFB-Sportdirektor.
Zum neuen Jogis Hansi wurde Thomas Schneider. Ein Überraschungskandidat. Der heute 43-Jährige war 2013/14 Bundesligatrainer beim VfB Stuttgart, Nachfolger von Bruno Labbadia, doch nach gut sechs Monaten schon wieder weg; er hatte zu oft verloren. Marcus Sorg kam erst vor ein paar Monaten in Löws Trainerstab. Seine Empfehlung: Mit der U19-Nationalmannschaft war er 2014 Europameister geworden. Zuvor allerdings: eine Halbserie beim SC Freiburg (nach einem halben Jahr abgelöst von Christian Streich), ein Jahr auch nur zuständig für die U17 des FC Bayern. Sorg ist Ulmer, das hört man, der Dialekt ist markant, für seine 50 Jahre wirkt er jungenhaft. Er redet nicht so verquirlt wie Schneider („Hummels hat multidirektional trainiert“ oder „Es können nicht alle 23 Spieler sieben Spiele durchspielen“).
Im Training leiten Schneider wie Sorg je eine Gruppe, Löw schwebt über allem, er greift bisweilen ein. Sie sehen ihre Aufgabe unisono darin, „Jogi zu beraten, ihm Hilfen zu liefern für seine Entscheidungsfindung“. Sorg war 17 Jahre selbst Chef, das fehlt ihm jetzt aber nicht, er müsse nicht im Vordergrund stehen. Sein Job ist es zudem, die erste Halbzeit der Spiele von der Tribüne aus zu beobachten und eine Analyse vorzulegen.
Thomas Schneider scheint froh zu sein, einen guten Job zu haben. Er will gerne bleiben, „solange Jogi mich will. Am liebsten bis Katar.“ Bis zur WM 2022, das wären noch sechs Jahre.