Eriksen-Reanimation live im TV: Ein Sender entschuldigt sich, ZDF nicht - Regisseur rechtfertigt Vorgehen

Nach dem Zusammenbruch des Dänens Christian Eriksen bei der EM 2021 werden Vorwürfe gegen das ZDF laut. Ein britischer Sender entschuldigt, ein französischer Regisseur rechtfertigt sich.

Update vom 13. Juni, 12.00 Uhr: Auch der Regisseur des internationalen TV-Signals beim EM-Spiel zwischen Dänemark und Finnland hat sich gegen Kritik an angeblich unangemessenen Aufnahmen nach dem Zusammenbruch des Dänen Christian Eriksen gewehrt. „Wir haben die Trauer und die Verzweiflung der Menschen gezeigt, der Spieler, des Staffs und der Zuschauer“, sagte der Franzose Jean-Jacques Amselm der französischen Zeitung „L'Equipe“: „Wir haben in diesem Moment größter Beunruhigung auch eine Einheit gespürt. Das musste übermittelt werden. Das nenne ich nicht Voyeurismus.“

EM 2021: Eriksen-Reanimation live im TV zu sehen - Regisseur meldet sich zu Wort

Der Produzent der Sendung habe in ständigem Kontakt mit der UEFA gestanden. „Und die Anweisungen waren klar“, sagte Anselm: „Uns wurde gesagt, dass wir keine Nahaufnahme von ihm und auch keine Herzmassage zeigen sollten. Aber dass es kein Problem sei, Emotionen zu zeigen.“

Daran habe sich die Regie gehalten. „Es gibt eine Zeitlupe der Szene, in der man wirklich sehr genau hätte sehen können, wie er fällt. Aber ich habe meinem Team sofort die Anweisung gegeben, nicht mehr auf ihn zu halten“, sagte der Regisseur: „Mit mehr als 30 Kameras im Stadion hätten wir ihn aus nächster Nähe zeigen können, aber das haben wir zu keinem Zeitpunkt getan.“

Nach Eriksen-Zusammenbruch bei EM 2021: Verbandsvertreter kritisiert ZDF - „Finde es unerträglich“

Ursprungsmeldung:

Mainz/Kopenhagen - ZDF-Sportchef Thomas Fuhrmann hat Kritik zurückgewiesen, nicht angemessen über den Zusammenbruch des dänischen Fußball-Stars Christian Eriksen beim EM-2021*-Spiel gegen Finnland berichtet zu haben. „Das ZDF ist mit dem tragischen Zwischenfall beim Spiel Dänemark-Finnland verantwortungsvoll umgegangen. Béla Réthy hat einfühlsam aus dem Stadion reportiert, die Kollegen im Studio die richtigen Worte gefunden. Ich kann auch keine Kritik an der internationalen Regie der UEFA üben. Als sich das Ausmaß der schweren Verletzung abzeichnete, gab es keine Naheinstellungen oder andere unpassende Bilder“, erklärte Fuhrmann gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Zuvor hatte Frank Überall, Bundesvorsitzender des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV), heftige Kritik geübt. „Ich finde es unerträglich, dass bei der Live-Übertragung im Fernsehen lange Zeit die Reanimation des Fußballers gezeigt wurde. Das ist unverantwortlich und widerspricht der journalistischen Ethik“, sagte Überall und ließ dem folgen: „Journalismus darf nicht derart voyeuristisch sein. Das ZDF ist in der Pflicht, diese eklatante Fehlentscheidung aufzuarbeiten.“

Der Däne Eriksen war kurz vor der Halbzeit kollabiert und regungslos liegen geblieben. Sanitäter leiteten umgehend lebensrettende Maßnahmen ein. Nach über einer Stunde gab es erste vorsichtige Entwarnung. Der 29-Jährige ist inzwischen bei Bewusstsein und wird in einer Klinik überwacht. Das Spiel wurde schließlich (sogar nach Absprache mit dem Mittelfeldmann in Diensten von Inter Mailand) fortgesetzt, Finnland gewann 1:0. Das ZDF und Magenta TV hatten ihre Übertragungen aus dem Stadion in Kopenhagen vorübergehend unterbrochen.

EM 2021: Bilder von Eriksen-Reanimation zu sehen - britischer Sender bittet um Verzeihung

Kritik gab es auch in Großbritannien an der BBC-Übertragung, woraufhin der Sender reagierte: „Wir entschuldigen uns bei allen, die sich darüber aufgeregt haben, dass die Bilder ausgestrahlt wurden. Die Übertragung im Stadion wird von der UEFA als Gastgeber kontrolliert. Sobald das Spiel unterbrochen wurde, haben wir unsere Berichterstattung so schnell wie möglich abgeschaltet.“

Deutschlands Ex-Nationalspieler Per Mertesacker sprach nach Ansicht der Bilder von einem „Schockmoment für ganz viele Menschen“. Zahlreiche Fußballer wandten sich noch am Abend mit Genesungswünschen an Christian Eriksen. (lks/dpa) *tz.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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