Elf Fakten zu Elfmetern: Darum ist England so schlecht

Berühmter englischer Fehlschuss: David Beckham (l.) schießt seinen Strafstoß bei der EM 2004 gegen Portugal über den Querbalken, Keeper Ricardo muss nicht eingreifen.
 ©AFP

München - Das Elfmeterschießen ist ein Mythos, den es seit 1971 gibt. Wissenschaftliche Studien haben ihn analysiert - und herausgefunden, warum England Elfmeter nicht kann.

Für viele Zuschauer ist es der Kick der K.-o.-Runden, für viele Spieler der Horror: Elfmeterschießen. Vom inzwischen verstorbenen Penzberger Schiedsrichter Karl Wald erfunden und 1970/1971 eingeführt, sorgt es insbesondere bei den Engländern immer wieder für Verzweiflung. Einem erfolgreichen Penalty-Shootout der Three Lions (Viertelfinale der EM 1996 gegen Spanien) stehen sieben erfolglose gegenüber (WM 1990, Deutschland), EM 1996 (Deutschland), WM 1998 (Deutschland), EM 2004 (Portugal), WM 2006 (Portugal), EM 2012 (Italien). Kommt heute im Achtelfinale gegen Island das nächste englische Drama hinzu?

Von einer Nation, die eine „mentale ­Blockade“ entwickelt habe, wenn es darauf ankäme, schrieb die Times. Also wäre es aus englischer Sicht sinnvoll, dem Elfmeterschießen aus dem Weg zu gehen. Schwierig bei nur drei Toren in drei Vorrundenspielen. „Wir müssen rücksichtsloser sein“, forderte daher Kapitän Wayne Rooney. Doch warum ist England so schlecht und Deutschland – fünf erfolgreiche Elfmeterschießen, ein K.o. (EM-Finale 1976) – so gut? Wissenschaftliche Studien wollen ergeben haben, dass die englischen Schützen sich weniger Zeit für den Schuss nehmen. Aufgrund der Historie des Scheiterns stünden sie so unter Stress, dass sie die Qual so schnell wie möglich hinter sich bringen wollen. Andere wollen herausgefunden haben, dass Engländer mit dem Druck nicht so gut umgehen könnten. Mit 83 Prozent gewonnenen Elfmeterschießen liegen die Deutschen unter den großen Nationen auf Platz eins, fast so schlecht wie die Engländer (17 Prozent) sind auch die Niederländer (20 Prozent) und die angeblich als so cool unter Stress geltenden Italiener (33 Prozent).

Englands scheidender Verbandspräsident Greg Dyke hat als Minimalziel Halbfinale ausgegeben. Doch Trainer Roy Hodgson entgegnet: „Ich bettele nicht um meinen Job. Ich glaube daran, was ich tue. Und besonders daran, was ich in den letzten Jahren getan habe.“ Island-Coach Lars ­Lagerbäck sagt dagegen: „Als ich noch Nationaltrainer Schwedens war, habe ich fünf-, sechsmal gegen England gespielt – und nie verloren.“

Elf Fakten zu Elfmetern:

  • 77 Prozent beträgt die Trefferwahrscheinlichkeit, wenn sich der Schütze nach dem Pfiff mehr als 1,2 Sekunden Zeit für die Ausführung nimmt. Nur 58 Prozent, wenn’s schneller geht.
  • 12 Yards beträgt die laut FIFA-Regelwerk exakte Distanz, also 10,97 Meter. Bewegt sich der Torwart auf der Linie und bewegt auch die Arme, sinkt übrigens die Trefferwahrscheinlichkeit.
  • 90 bis 104 Stundenkilometer beträgt die ideale Schussgeschwindigkeit. Die geringe Flugzeit (0,4 Sekunden) reicht dann nicht mehr, damit der Torwart noch entsprechend reagieren kann.
  • 67 Prozent liegt die Trefferwahrscheinlichkeit bei englischen Schützen, 93 Prozent bei Deutschen. Erfolgreichster Schütze im DFB-Trikot ist Michael Ballack (neun) vor Lothar Matthäus (sechs).
  • 17 Prozent – so viel höher liegt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Spieler trifft, wenn er das Shootout gewinnen kann. Kann es der Schütze verlieren, versagt er 45 Prozent häufiger als normal.
  • 60 Prozent beträgt die Siegchance für das Team, das zuerst antritt. Der sicherste Schütze sollte allerdings nicht auf Platz fünf gesetzt werden, weil er eventuell gar nicht mehr ran darf, wenn Kollegen scheitern…
  • 2 Prozent aller Elfmeter gehen an den Pfosten oder die Latte, immerhin 3,4 Prozent werden am Tor vorbeigeschossen, so wie vom Schweizer Granit Xhaka beim Duell gegen die Polen.
  • 75 Prozent aller Elfmeter landen im Tor. Die Trefferquote im Elfmeterschießen liegt unter der der regulären Spielzeit. Schützen wählen häufiger ihre natürliche Seite, heißt: Der Rechtsfuß schießt nach links.
  • 80 Prozent beträgt die Trefferquote bei Offensivspielern, 73 bei Mittelfeldakteuren, 68 bei Abwehrleuten. Nachwuchsspieler treffen häufiger (89 Prozent) als die jeweiligen Stars einer Mannschaft (59 Prozent).
  • 20 Prozent der K.-o.-Spiele bei Welt- und Europameisterschaften werden durch die sogenanten Penalty Shoot­outs entschieden.
  • 94 Prozent beträgt die Trefferquote, wenn der Schütze wartet, bis sich der Torwart für eine Ecke entscheidet. Die sechs Prozent, die scheitern, wollen wohl zu genau in die andere Ecke schießen. 

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