Der deutsche Nationalspieler Leroy Sané gehört beim FC Bayern sicherlich zu den talentiertesten, aber auch sensibelsten Profis. Der Verein sollte sein Potenzial zum Saisonendspurt aktivieren.
München - In den letzten Wochen hat der FC Bayern mit dem 38-jährigen Kapitän Manuel Neuer um ein Jahr, aber auch langfristig mit Alphonso Davies, Jamal Musiala und Joshua Kimmich verlängert. Hinter zwei Spielern stehen jedoch noch Fragezeichen.
Während die Vereinsikone Thomas Müller selbst entscheiden kann, ob es, wie bei seinem Weltmeisterkollegen von 2014, noch einmal eine Saison weitergeht, lassen die Verantwortlichen an der Säbener Straße den 29-jährigen Sané immer noch zappeln. Und das, obwohl es als gesichert gilt, dass der Tempodribbler - wie vom Aufsichtsrat gewünscht - erhebliche Abstriche bei seinem künftigen Gehalt akzeptieren würde.
Hochsensibler „Unterschiedsspieler“ Sané
Wenn man das Persönlichkeitsprofil von Sané betrachtet, ist es eine fragwürdige Verhaltensweise, man sollte hier nicht von Taktik sprechen, den Hochsensiblen so lange warten zu lassen. Denn spielt er voller Selbstbewusstsein, dann ist er kaum zu bremsen, tatsächlich ein sog. „Unterschiedsspieler“. Hadert und zweifelt er, gelingt ihm auf dem Spielfeld von Minute zu Minute weniger. Nicht, weil er nicht will, weil er kein Kämpfer oder gar eine Diva wäre, wie ihm fälschlicherweise so häufig nachgesagt wird. Nein: Er scheint eher überehrgeizig zu sein und verkrampft infolgedessen total.
Kritisiert werden dann seine Gesichtsmimik und manchmal auch abfälligen Gesten. Bei Franz Beckenbauer hat man diese während seiner gesamten Karriere eher schmunzelnd hingenommen. War ja wohl auch immer nach einer „Majestätsbeleidigung“. Bei Sané ist der Fan, sind die Medien weniger gnädig.
Die Saison biegt nun in die alles entscheidende Schlussphase ein. Die Titel werden in den nächsten gut zwei Monaten vergeben. Der FC Bayern muss sich dabei im Kampf um die Deutsche Meisterschaft Bayer Leverkusen erwehren, welches man nun wieder auf sechs Punkte hat herankommen lassen. Und außerdem steht der Rekordmeister im CL-Viertelfinale und trifft dort auf den italienischen Champion Inter Mailand. Eine sehr anspruchsvolle Aufgabe.
CL-Gegner Inter mit schlechten Erfahrungen
Der Terminplan ist sehr eng getaktet und alle verfügbaren Spieler sollten sich möglichst in Bestform präsentieren. Physisch wie psychisch. Das trifft ganz speziell auf Leroy Sané zu. Warum nun also weiter bei der Kontraktverlängerung zögern? „Leroy, und das freut mich sehr, hat die Gunst der Stunde genutzt,“ lautete Max Eberls Lob für den 29-Jährigen nach der Partie in Berlin, die der Nationalspieler durch seinen Treffer zum zwischenzeitlichen 1:0 entschieden zu haben schien.
Eine baldige Vertragsverlängerung zu akzeptablen Konditionen würde Sané sicherlich noch einmal erheblichen Rückenwind geben, um der Fußballwelt im Saisonendspurt zu demonstrieren, dass er eben doch dieser „Unterschiedsspieler“ ist. Inter Mailand hat in der CL-Gruppenphase 2022 diese Erfahrung schon einmal leidvoll mit dem Nationalspieler machen müssen, als der spätere Endspielteilnehmer zuhause im San Siro nach zwei Weltklasseaktionen Sanés mit 0:2 gegen den FC Bayern den Kürzeren zog.