Ein umstrittener Trikot-Aufdruck des 1. FC Köln sorgt bei vielen Fans für Empörung. Der Verein verteidigt seinen Standpunkt und will für mehr Offenheit eintreten.
- Der 1. FC Köln wollte die Skyline der Stadt auf dem neuen Trikot darstellen und bezog die DITIB-Moschee mit ein.
- Nun wird der Verein für das Abbilden des islamischen Gotteshauses auf der Spielbekleidung kritisiert.
- Politiker und Fans wettern auf Twitter, der Bundesliga-Traditionsverein* wehrt sich gegen die Kritik.
Köln - Der 1. FC Köln* präsentierte jüngst ein neues Trikot, auf dem neben dem Kölner Dom, der Hohenzollernbrücke und anderen Bestandteilen der Skyline auch die Ehrenfelder DITIB-Moschee abgebildet ist. Das Design ist in dunkelrotem Farbton auf hellrotem Grund gedruckt, so dass man einen genauen Blick auf das Muster werfen muss, um das muslimische Gotteshaus zu erkennen.
1. FC Köln zeigt Skyline auf seinem neuen Trikot - Fans kritisieren Moschee-Abbildung
Trotzdem setzen Politiker und Fans bislang zahlreiche Tweets zu dem Thema ins Internet, die Meinungen sind sehr gespalten. Für viele Fans ist der politische Hintergrund des Trägers der Moschee ein Grund, das Trikot abzulehnen. Die staatliche Religionsbehörde der Türkei namens Diyanet finanziert den Verband DITIB, der hinter der Moschee steht.
Der Verband soll, so Kritiker, für Homophobie, Antisemitismus und Nationalismus stehen. Erst im Jahr 2018 eröffnete das Staatsoberhaupt der Türkei Recep Tayyip Erdogan die Mosche.
Weil auch eine Moschee auf dem aktuellen FC-Köln-Trikot zu sehen ist, hat ein Vereinsmitglied gekündigt. Der Bundesligist begrüßte den Schritt des Mannes öffentlich. https://t.co/KToWicZUVM #Islamfeindlichkeit #Fußball @fckoeln #Köln #Moschee #Bundesliga #Toleranz pic.twitter.com/cKJorvoxXP
— Die Nachrichten (@DLFNachrichten) August 11, 2020
Der 1. FC Köln wehrt sich gegen die Vorwürfe und meint, die Moschee stehe „symbolisch für die große türkische Community in Köln, in der es sehr viele eingefleischte #effzeh-Fans gibt“. Dies gelte „unabhängig davon, wie man politisch zum Betreiber der Moschee steht“.
Bundesligist 1. FC Köln im Fokus der Diskussion - Homophober Anhänger kündigt Mitgliedschaft, Verein reagiert sofort
Nachdem ein Anhänger des Klubs seine Mitgliedschaft aufgrund des kaum sichtbaren Trikotaufdrucks auf der Spielbekleidung kündigte und dies als „Austritt aus der Glaubensgemeinschaft 1. FC Köln“ bezeichnete, postete der Verein die Mail in den Sozialen Medien und verabschiedete sein ehemaliges Mitglied mit den Worten „Hadi Tschüss“ - das erste Wort bedeutet auf türkisch etwa „Auf geht‘s“.
Im Kündigungsschreiben vermutete der offenbar homophobe Verfasser, dass die Trikots des Bundesligisten* künftig rosa seien, um „die Weltoffenheit perfekt“ zu machen. Der „Effzeeh“ zeigte daraufhin auch seinen rosa Trikot-Entwurf auf Twitter und schrieb: „Diese Kündigung bestätigen wir gern. Und danke für die Idee mit dem Trikot“.
#effzeh-Charta nicht gelesen?
— 1. FC Köln (@fckoeln) August 11, 2020
Diese Kündigung bestätigen wir gern. Und danke für die Idee mit dem Trikot.
Hadi tschüss. pic.twitter.com/KT2kMbOsFr
Trikot-Zoff: Katholische Kirche begrüßt Ansatz der Kölner - CDU-Mann sieht große Gefahr in DITIB
Zuspruch gibt es für die Kölner ausgerechnet von Seiten der katholischen Kirche. Der Kölner Stadtdechant Robert Kleine begrüßte die Reaktion des Vereins. „Natürlich kann und muss ein solcher weltanschaulich neutraler Verein alle Menschen als Mitglieder haben können - natürlich ausgenommen derer, die explizit rassistisch sind oder diskriminierend“, so Kleine gegenüber domradio.de.
Christoph de Vries, Innenexperte der Union meinte gegenüber der Bild, dass Erdogan „unter dem Deckmantel der Religionsfreiheit mit DITIB einen unheilvollen Einfluss auf türkischstämmige Bürger“ ausübe. „Die Liste der Verfehlungen ist mit Kriegsverherrlichungen in den Moscheen, Spionage durch DITIB-Imame, Einflussnahme bei türkischen Wahlen und Hetzpredigten gegen Christen und Juden lang“, so der CDU-Politiker. Der Verband sei eine „Gefahr für den gesellschaftlichen Frieden und Zusammenhalt in Deutschland“.
Das ehemalige Beiratsmitglied des 1. FC Köln Wolfgang Bosbach sieht die Sache nicht ganz so eng. Man habe nur die Absicht gehabt, die „Silhouette der Stadt“ abzubilden, so der CDU-Politiker. Dazu gehöre „seit einiger Zeit auch die markante Bauform der Moschee“. (ajr) *tz.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.