Fehlstart in WM-Analyse: Bierhoffs fünf große Baustellen

Oliver Bierhoff.
 ©dpa / Arne Dedert

Oliver Bierhoff ist vom DFB nach dem historischen WM-Scheitern mit der Aufgabe der Ursachenforschung und Fehlerbehebung beauftragt worden. Doch der Teammanager hat keinen guten Start erwischt.

Berlin  - Ein gelungenes Krisenmanagement sieht anders aus. Nach nur wenigen Tagen hat DFB-Teammanager Oliver Bierhoff ungewollt Zweifel aufkommen lassen, dass er die Aufarbeitung des WM-Desasters der deutschen Fußball-Nationalmannschaft erfolgreichen managen kann. Seine später revidierten Interview-Aussagen zum Fall Mesut Özil sorgten für große Unruhe. Der DFB vertraut aber seinem mit viel Macht ausgestatteten Direktor. Offen gibt Bierhoff in einem ZDF-Interview zu, dass er und Bundestrainer Joachim Löw „Teil des Problems“ sind.

Bierhoffs Baustellen:

DER FALL ÖZIL: Gesagt ist gesagt. Trotz der späteren Relativierungen bleibt der Eindruck haften, Bierhoff habe Mesut Özil in die Rolle des WM-Buhmanns schieben wollen. Seine Worte über einen eventuell versäumten Nominierungsverzicht im Zuge der Affäre um die Fotos mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan bargen sehr viel Zündstoff. Wie sensibel dieses Thema auch gesellschaftspolitisch ist, weiß Bierhoff ganz genau. Das belegt sein Hinweis auf 30 Prozent Junioren-Nationalspieler mit Migrationshintergrund. Mehr denn je steht Bierhoff nun in der Verantwortung, dass die Causa nicht ausländerfeindlich instrumentalisiert werden kann.

DIE EIGENE VERANTWORTUNG: So klar hatte sich Bierhoff noch nicht zu seiner WM-Schuld und der von Bundestrainer Löw geäußert. „Das sehe ich auch so, dass wir Teil des Problems sind. Ich denke, das ist auch richtig rübergekommen. Deswegen habe ich auch gesagt, wir müssen bei uns anfangen.“ Ob diese Analyse doch noch zum radikalen Schluss führen könnte, dass Bierhoff und/oder Löw ihre Posten räumen könnten, darf bezweifelt werden. Die Kraft und Entschlossenheit, „die notwendigen Schritte einzuleiten“ attestierte sich Bierhoff selbst. Den Beweis muss er noch erbringen.

DAS VERHÄLTNIS ZU LÖW: Viel wurde gemunkelt über Dissonanzen zwischen Bundestrainer Löw und Teammanager Bierhoff um die Turnierlogistik. Denen trat Bierhoff entgegen. Schon am Tag nach dem Ausscheiden habe er bei Löw eine „innere Wut“ gespürt. Gemeinsam wurde am Montag in Freiburg endgültig der Entschluss zum Weitermachen gefasst. Die nun zur Schau gestellte Symbiose nach 14 gemeinsamen Jahren lässt die Frage offen, ob Bierhoff auch Löws Verhalten bei seiner WM-Analyse objektiv bewerten kann.

DER KOMMERZ-VORWURF: Beim Thema Geld ging Bierhoff in die Offensive. Ohne die Millionen-Einnahme der Nationalmannschaft ginge es dem ganzen deutschen Fußball schlecht. „Das Geld brauchen wir, um unsere gemeinnützige Arbeit des DFB leisten zu können.“ Im Vergleich zu anderen Turnieren sei „keine Kampagne“ zusätzlich geführt worden. Die Mannschaft habe wegen der Aktionen auch nicht schlecht gespielt. Ähnlich klar trat Bierhoff dem Vorwurf einer Entfremdung der Mannschaft zu ihren Fans entgegen. Mehr verkaufte Trikots als 2014, Eintrittskarten für fünf Euro beim WM-Test, Autogramme von radelnden Spielern im Trainingslager in Südtirol führte er als Argumente an.

DIE REFORM-OPTIONEN: Letztendlich wird Bierhoff an seinen Taten gemessen werden. Die sportlichen Entscheidungen muss Löw treffen. Die sind schwer genug, denn alle Ex-Weltmeister wird er rein aus symbolischen Gründen nicht für den Neuaufbau einsetzen können. Bierhoff muss das große Gerüst um das Team reformieren. Klar ist, jeder, der gehen muss, wird den Makel des WM-Scheiterns mit sich tragen und im Gegensatz zu Löw und Bierhoff nicht die Chance der Korrektur bekommen.

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dpa

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